Die Melanbogenbrücke zwischen Troisdorf und Sankt-Augustin-Menden, aufgenommen von Westen (2020). In der Brückenmitte sind die 2006/07 als provisorische Verstärkungsmaßnahmen angebrachten Stahlbügel-"Hosenträger" zu sehen.
Die Melanbogenbrücke zwischen Troisdorf und Sankt-Augustin-Menden mit der Vorlandbrücke auf Sankt Augustiner Seite, aufgenommen von Westen (2011)
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Knauf, Stefan / gemeinfrei
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Stefan Knauf
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Das Brückenbauwerk der Melanbogenbrücke zwischen Sankt Augustin-Menden und Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte (2011). Blick aus westlicher Richtung, auf der Sieg fährt ein Schlauchboot.
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Die Melanbogenbrücke von 1928/29 führt zwischen den Stadtteilen Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte (bis 1969 noch zu Menden gehörig) und Sankt Augustin-Menden über die Sieg. Die nach ihrer besonderen Bauweise benannte Brücke gilt als bedeutendes Denkmal deutscher Ingenieurbaukunst. Sie soll zeitnah abgerissen und bis zum Jahr 2020 durch einen Neubau ersetzt werden.
Die „Melan-Bauweise“ Die „Melan-Bauweise“ geht auf den österreichischen Bauingenieur Joseph Melan (1853-1941) zurück, der diese für Bogenbrücken besonders geeignete Brückenbauweise entwickelte, die als Schnellbauweise auch Behinderungen durch Herbst- und Winterhochwasser vermeiden kann: „Ein Lehrgerüst aus Stahl wird mit einbetoniert und dient als Bewehrung. Es wird zunächst im Freivorbau als Fachwerkbogen errichtet und erhält an seiner Unterseite eine Schalung. Nach dem Betonieren ist es eine unten liegende Stahleinlage für die Bogenbrücke. Das Besondere daran ist die hohe Eigensteifigkeit der Bewehrung.“ (de.wikipedia.org, Joseph Melan)
Baugeschichte und Konstruktion der Siegbrücke Geplant wurde die Brücke durch das Kreisbauamt Siegburg zur besseren Anbindung des Eisenwerks Friedrich-Wilhelms-Hütte (die späteren Mannstaedt-Werke) und dessen Werkssiedlungen sowie zur Entlastung des Durchgangsverkehrs in Siegburg. Die Brücke löste eine ältere Fährverbindung ab. Baubeginn für die Brücke war 1928. Die Betonarbeiten wurden von der Oberkasseler Firma Hüser & Cie ausgeführt, das Werk Sterkrade der Gutehoffnungshütte in Oberhausen lieferte die Stahlkonstruktion. Während der Betonarbeiten im Dezember 1928 stürzte die gesamte Konstruktion infolge von fehlerhaften Planungen ein, wobei ein Bauarbeiter ums Leben kam. Erst 1929 konnte die Brücke eingeweiht werden. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke 1945 gesprengt und bis 1949 nach den alten Plänen wieder originalgetreu aufgebaut.
Die knapp 11 Meter breite Brücke quert den hier etwa 50 Meter breiten Fluss. Zusammen mit den ergänzenden Vorland-Bauteilen hat sie eine Gesamtlänge von 265 Metern. Die Flutbögen – in Richtung Troisdorf ein nördlicher von 20 Metern Spannweite und in Richtung Menden sechs weitere Bögen mit Spannweiten von 25 und 20 Metern – sind als Dreigelenkbögen mit Fahrbahnplatte ausgeführt.
Der Siegübergang in historischen Karten Die Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von Tranchot und von Müffling (1801-1828) lassen im Bereich der Melanbogenbrücke noch keinen Übergang über die Sieg erkennen. Gleiches gilt für die zwischen 1836 und 1850 erarbeitete Preußische Uraufnahme. Beide Kartendarstellungen lassen jedoch rund 700 Meter weiter flussabwärts aufgrund der dort beiderseits der Sieg verlaufenden Straße einen Übergang im Bereich der heutigen Eisenbahnbrücke Mendener Straße vermuten. Auf den Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) ist die dortige Eisenbahnbrücke eingetragen und im Bereich der heutigen Melanbogenbrücke eine „Fähre“ verzeichnet (vgl. die historischen Karten in der Kartenansicht).
Baudenkmal 2007 wurde die Brücke als bedeutendes Denkmal deutscher Ingenieurbaukunst unter Denkmalschutz gestellt. Als „Siegbrücke, Melanbogenbrücke“ (Troisdorf / St. Augustin) ist sie seitdem eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Troisdorf, Nr. A 218 / LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nummer 70929 und 70930, UDB 122).
Aktuelle Situation und Planungen Nachdem man Überbeanspruchungsmängel an den Hängern des Bogens festgestellt hatte, wurden 2006/2007 zusätzliche Stahlbügel-„Hosenträger“ als provisorische Verstärkungsmaßnahmen angebracht und die Brücke für den Schwerlastverkehr über 14 Tonnen Gewicht gesperrt. Bis dahin überquerten täglich rund 700 Lastwagen das Bauwerk in Richtung der nahegelegenen Industrie- und Entsorgungsunternehmen.
Eine erhaltende Sanierung der Melanbogenkonstruktion wäre aus technischen Gründen mit unverhältnismäßig hohen Kosten von rund 9 Millionen Euro verbunden gewesen und hätte zudem keine Wiederzulassung der Brücke für den Schwerlastverkehr zur Folge gehabt. Auch die zeitweise diskutierte Erhaltung als Fußgänger- und Fahrradbrücke bei gleichzeitigem Neubau einer Straßenbrücke wurde aus Kostengründen verworfen. Aufgrund der gravierenden Standsicherheitsmängel wurde daher bereits 2012 eine Abrissgenehmigung für die Siegbrücke erteilt. Als Neubau soll an gleicher Stelle eine Stabbogenbrücke mit einer optisch ähnlichen Konstruktion entstehen. Die Kostenschätzung belief sich 2014 auf rund 5 Millionen Euro. „Die aktuellen Schätzungen des Landesbetriebs (Straßen NRW, Verf.) liegen heute jedoch wesentlich höher, nämlich bei rund neun Millionen Euro für Abriss und Wiederaufbau der Brücke. Ob die alten Pfeiler oder Fundamente an der Stelle stehen bleiben und weiter genutzt werden können, will der Landesbetrieb im Zuge der Rückbauarbeiten prüfen.“ (general-anzeiger-bonn.de) Den Abriss selbst gilt es umweltverträglich zu gestalten, da der Flussabschnitt im Naturschutzgebiet Siegaue liegt: „Die alte Brücke muss dazu komplett eingerüstet werden. Das Gerüst wird dann mit Tüchern bespannt, damit kein Bauschutt in die Sieg gelangt.“ (ebd.)
Während sich der Abriss der Brücke bzw. der Beginn des Neubaus in den 15 Jahren seit der teilweisen Sperrung immer wieder verzögert hatte, war man einige Jahre von einem Beginn des Brückenneubaus noch vor 2020 ausgegangen. Bereits 2017 war eine Bürgerbeteiligung in Vorbereitung, die das reguläre Planfeststellungsverfahren einleiten sollte. Mit Stand Ende 2021 ist jedoch mit einer erneuerten Brücke nicht vor 2028 zu rechnen, das notwendige Planfeststellungsverfahren soll nun 2022 eingeleitet werden (ga.de, 2021).
Internet structurae.de Joseph Melan (abgerufen 24.01.2018) de.wikipedia.org: Joseph Melan (abgerufen 24.01.2018) de.wikipedia.org: Melanbogenbrücke (abgerufen 23.01.2018) nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet Siegaue (SU-018) (abgerufen 24.01.2018) www.general-anzeiger-bonn.de: Marode Brücke über die Sieg, Ein Denkmal wartet auf den Abriss (General-Anzeiger vom 21.03.2017, abgerufen 24.01.2018) ga.de: Zwischen Sankt Augustin und Troisdorf: Melanbogenbrücke kommt frühestens 2028 (General-Anzeiger vom 14.12.2021, abgerufen 15.12.2021) troisdorf.de: Denkmalliste, Stand März 2017 (PDF-Datei, 342 kB, abgerufen 23.01.2018)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (3. völlig neu bearbeitete Auflage). (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 922-923, Stuttgart.
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