Architekturhistorische Beschreibung
Der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Walter Buschmann beschreibt das Fördergerüst wie folgt:
„Das erhaltene Gerüst (Höhe bis zur Kranbahn ca. 22,0 m) ist ein eingeschossiges Strebengerüst mit zwei nebeneinanderliegenden Seilscheiben in Vollwandbauweise (Bauart Dörnen 2). Zwischen den auf den Fundamenten verschraubten Streben erfolgt die Aussteifung durch filigranes K-Fachwerk. Die Seilscheibenträger sind über kleine verschraubte Stahlblechplatten auf das Führungsgerüst aufgelagert. Die Seilscheibenträger tragen zwei Seilscheiben mit je 3,4 m Durchmesser. Die östliche Seilscheibe ist eine Schweißkonstruktion, die westliche hat Schraubverbindungen. Die Laufrillen beider Seilscheiben sind mit Hartholz ausgekleidet. Die Kranbahnkonstruktion über den Seilscheiben ist erhalten. Das über dem Schacht sich erhebende Führungsgerüst ist zwischen den Eckständern mit Diagonalstäben und Andreaskreuzen ausgesteift. Um das Führungsgerüst herum führt eine Stahltreppe zur Seilscheibenbühne. Die Förderung im Hauptschacht erfolgte über ein Fördergefäß (Skip) im östlichen Trumm und mit einem zweietagigen Förderkorb für jeweils zwei nebeneinander stehende Förderwagen (700 l) im westlichen Trumm. Hölzerne Spurlatten zur Führung der Förderkörbe, Prellträger unter den Seilscheiben und Fallklinken sind im Führungsgerüst erhalten. Zur Ende der 1960er Jahre eingerichteten Skipförderung gehört eine an das Führungsgerüst sich anlehnende Skipentladetasche, über die das Fördergut in die zur Aufbereitung fahrenden Förderwagen gelangte.“
Nutzung und Entwicklung
Das Schachtgerüst mit zwei Aufzugsführungen wird von einer gemauerten Schachthalle ummantelt, die aus Platzgründen zur Seite hin verlängert ist. Der Hauptschacht diente ausschließlich der Erzförderung. Das Erz wurde in Loren zur nicht erhaltenen Aufbereitung auf der Nordseite des Berges transportiert.
Westlich des Förderturms steht die gleichzeitig erneuerte Fördermaschinenhalle, ein Sichtbacksteinbau mit etwa quadratischem Grundriss und hochrechteckigen Fenstern. In ihr befand sich eine ebenfalls 1936 angeschaffte neue Elektrofördermaschine, die nach Betriebsende vermutlich zur Weiterverwendung verkauft wurde. Während die anderen Schächte des Lüderich (Zentral- und Franziskaschacht) einfache Haspel mit elektrischem Antrieb besaßen, die in den 1920er Jahren Dampfhaspel abgelöst hatten, wurde für den Hauptschacht eine moderne Koepe-Fördermaschine angeschafft, die ruckfreies Anfahren ermöglichte, was von den Führern jedoch erhöhte Aufmerksamkeit verlangte.
Nach Stilllegung des Bergwerks 1978 wurden die östlich anschließenden, Ende des 19. Jahrhunderts errichteten älteren Gebäude der Schachtanlage wegen Baufälligkeit und Bergschäden abgebrochen.
Auf Betreiben ehemaliger Bergleute, insbesondere des ehemaligen Markscheiders Wolfgang Taudt aus Immekeppel, wurden Fördergerüst und Maschinenhalle von der Stadt Overath unter Denkmalschutz gestellt. Das Fördergerüst erhielt oberhalb der Schachthalle einen neuen Korrosionsschutz. Das Fördermaschinenhaus wurde im Innern durch eine Geschossdecke unterteilt; im Erdgeschoss entstand eine Gastronomie, darüber Umkleideräume für den Golfplatz auf dem rekultivierten Gelände des Bergwerks und der Aufbereitung.
Fördergerüste der Bauart Dörnen sind, obwohl schon 1928 entwickelt, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa 1960 weit verbreitet. Das Overather Gerüst ist eines der frühesten seiner Art. Wie die gleichzeitig angeschaffte, nicht vor Ort erhaltene Fördermaschine mit Koepe-Scheibe steht sie für die demonstrative Nutzung modernster Konstruktionen und Maschinen im Rahmen der Sicherung einer nationalen Rohstoffbasis im NS-Staat (Autarkiepolitik).
Baudenkmal
Der Förderturm Grube Lüderich ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Overath (BauD 26).
(Alexander Kierdorf, BGV Rhein-Berg, 2025)