Der Bahnhof Weilburg wurde im Zuge des Baus der Lahntalbahn im Jahre 1862 errichtet. Er bestand nach seiner Eröffnung aus dem heute noch erhaltenen Hauptgebäude, an das der Bahnsteig direkt anschloss. In nördliche Richtung diente ein Güterschuppen mit Verladerampe sowie ein Güterplatz mit Verladegleisen dem Umschlag von Gütern. Ab 1891 endete die Weiltalbahn am Bahnhof, weshalb deren Lokomotiven im Weilburger Bahnhof standen.
Neben dem Hauptgebäude und dem Güterschuppen bestand der Bahnhof im Jahre 1895 aus zwei Rampen, einer Gleiswaage, einer Desinfektionsanstalt und 26 Weichen. Desweiteren gehörte die circa 670 Meter nördlich des Hauptgebäudes gelegene ehemalige Ahäuser Brücke zum Bahnhof.
Erweiterungen des 20. Jahrhunderts Nach Eröffnung der Lahntalbahn wuchs der Güter- und Personenverkehr auf der Strecke stark an und Ende des 19. Jahrhunderts stellte sich der Weilburger Bahnhof als zu klein heraus; bereits 1890 existierten umfassende Pläne zur Erweiterung des Bahnhofs. Als problematisch stellte sich in diesem Zusammenhang die eingekesselte Lage des Bahnhofs zwischen der Lahn und einem Berg heraus. Abhilfe brachten gezielte Geländeaufschüttungen auf an den Bahnhof angrenzenden Flächen. Auf dem neu gewonnenen Gelände konnten um 1900 eine Drehscheibe und Rangiergleise errichtet werden. Des weiteren erfolgte der Bau einer „Lokkammer“ (Müller 2013, S. 24) sowie eines Wasserhauses. Durch die Maßnahmen gingen einige private Gärten verloren.
Weitere Erweiterungsplanungen wurden im Jahre 1909 vorgestellt. Basis für die Maßnahmen war die Begradigung der Lahn entlang des Bahnhofs und anschließende Flächengewinne mittels Aufschüttung. Das für die Verfüllung erforderliche Gestein kam von einem Steinbruch am Löhnberger Weg sowie aus zwei Steinbrüchen, die links der Lahn lagen. Um die Steine über die Lahn zu transportieren, baute man daher ab April 2012 eine hölzerne Behelfsbrücke. Der Lahnpegel stieg nach Beendigung der Maßnahmen um 32 Zentimeter an; letzte Privatgärten verschwanden. Außerdem musste die Ahäuser Brücke im Zuge dieser Maßnahmen 1913 entfernt werden.
Im Rahmen der Erneuerungsarbeiten wurde der alte Bahnsteig am Hauptgebäude entfernt und durch zwei Inselbahnsteige ersetzt, die über einen Bahnsteigtunnel erreicht werden konnten. Des weiteren musste der alte Güterplatz aufgegeben werden, indem Gleise und eine Drehscheibe entfernt wurden. Nur der Güterschuppen blieb erhalten. Um den erhöhten Güterumschlag bewerkstelligen zu können, wurde weiter nördlich eine neue Güterabfertigung eingerichtet. Außerdem errichtete man neue Auf- und Abstellgleise, zwei Überholgleise für den Güterverkehr sowie je ein Stellwerk an den Bahnhofsköpfen.
Das durch die Aufschüttungen gewonnene Gelände wurde anschließend mit einem Wohn- und Übernachtungsgebäude für das Bahnpersonal, einem Reparaturschuppen und einem Teilringschuppen, einer Drehscheibe, Lokomotivbehandlungsanlagen, einem Verlade- und einem Wasserkran sowie Kohlebansen bebaut. In den Bansen lagerte die für den Betrieb der Lokomotiven notwendige Kohle. Die Wasserversorgung wurde durch ein neues Wasserreservoir auf einem nahegelegenen Berg gewährleistet, das über ein Pumpenhaus Wasser aus der Lahn gewann.
Die Erweiterungen und Neubauten waren bereits 1914 weitestgehend, und 1920 endgültig abgeschlossen.
Niedergang des Bahnhofs Im Zweiten Weltkrieg wurde die Pultdachhallte des Hauptgebäudes beschädigt. Sie wurde anschließend in vereinfachter Form wiederaufgebaut.
In den 1980er Jahren wurden die meisten bahntechnischen Einrichtungen des Weilburger Bahnhofs abgebaut, etwa der Lokomotivschuppen, die Drehscheibe und der noch aus dem 19. Jahrhundert stammende Güterschuppen.
Im Jahr 2000 renovierte die Deutsche Bahn die Bahnsteiganlage sowie den Bahnsteigtunnel und seit 2003 ist das Hauptgebäude nicht mehr durch die Bahn besetzt. Sämtliche nicht mehr benötigten Flächen und Gebäude des alten Bahnhofkomplexes wurden verkauft, die Gebäude zum Teil abgebaut. Im Jahr 2005 kaufte die Stadt Weilburg das Hauptgebäude des Bahnhofs nebst Nebenbauten wie etwa das Gütergebäude, das Bahngelände und das alte Wasserreservoir. Die Stadt verkaufte die meisten der erworbenen Grundstücke und Gebäude an Investoren. Im Hauptgebäude des Bahnhofs finden sich heute ein Hotel mit Restaurant, ein Kiosk sowie eine Mobilitätzentrale.
(Jörn Schultheiß, hessenARCHÄOLOGIE, 2017)
Internet weilburg-lahn.info: Überblick zur Geschichte der Lahntalbahn aus Anlass des 150. Jahrestags ihrer Ankunft in Weilburg (PDF-Dokument, 9 MB, abgerufen am 17.05.2017) weilburg-lahn.info: Bahnhofsgebäude (abgerufen am 17.05.2017)
Literatur
Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.) (2005)
Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnbauten und -strecken 1839 -1939. Band 2.1. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen.) Wiesbaden.
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