Weinlandschaft Pfalz

Weinanbaugebiet Pfalz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Albersweiler, Albisheim (Pfrimm), Altdorf (Rheinland-Pfalz), Annweiler am Trifels, Bad Bergzabern, Bad Dürkheim, Barbelroth, Battenberg (Pfalz), Bellheim, Billigheim-Ingenheim, Birkenheide, Birkweiler, Bischheim, Bissersheim, Bobenheim am Berg, Bockenheim an der Weinstraße, Böbingen, Böchingen, Bornheim (Landkreis Südliche Weinstraße), Bubenheim (Donnersbergkreis), Burrweiler, Dackenheim, Deidesheim, Dierbach, Dirmstein, Dörrenbach, Edenkoben, Edesheim, Einselthum, Ellerstadt, Erpolzheim, Eschbach (Landkreis Südliche Weinstraße), Essingen (Rheinland-Pfalz), Flemlingen, Forst an der Weinstraße, Frankweiler, Freckenfeld, Freinsheim, Freisbach, Friedelsheim, Gauersheim, Gerolsheim, Gleisweiler, Gleiszellen-Gleishorbach, Göcklingen, Gönnheim, Großfischlingen, Großkarlbach, Großniedesheim, Grünstadt, Hainfeld, Haßloch, Hergersweiler, Herxheim am Berg, Herxheim bei Landau / Pfalz, Herxheimweyher, Heßheim, Heuchelheim bei Frankenthal, Heuchelheim-Klingen, Hochdorf-Assenheim, Hochstadt (Pfalz), Ilbesheim bei Landau in der Pfalz, Immesheim, Impflingen, Insheim, Kallstadt, Kandel, Kapellen-Drusweiler, Kapsweyer, Kindenheim, Kirchheim an der Weinstraße, Kirchheimbolanden, Kirrweiler (Pfalz), Kleinfischlingen, Kleinkarlbach, Kleinniedesheim, Klingenmünster, Knittelsheim, Knöringen, Lambsheim, Landau in der Pfalz, Laumersheim, Leinsweiler, Lingenfeld, Lustadt, Maikammer, Meckenheim (Rheinland-Pfalz), Mertesheim, Minfeld, Mölsheim, Neuleiningen, Neustadt an der Weinstraße, Niederhorbach, Niederkirchen bei Deidesheim, Niederotterbach, Oberhausen (Landkreis Südliche Weinstraße), Oberotterbach, Obersülzen, Obrigheim (Pfalz), Offenbach an der Queich, Offstein, Ottersheim, Ottersheim bei Landau, Pleisweiler-Oberhofen, Ranschbach, Rhodt unter Rietburg, Rittersheim, Rödersheim-Gronau, Rohrbach (Landkreis Südliche Weinstraße), Roschbach, Rülzheim, Ruppertsberg, Sankt Martin, Schwegenheim, Schweigen-Rechtenbach, Schweighofen, Siebeldingen, Steinfeld (Rheinland-Pfalz), Steinweiler, Stetten (Rheinland-Pfalz), Venningen, Vollmersweiler, Wachenheim, Wachenheim an der Weinstraße, Walsheim, Weingarten (Pfalz), Weisenheim am Berg, Weisenheim am Sand, Westheim (Pfalz) (Rheinland-Pfalz), Weyher in der Pfalz, Winden (Landkreis Germersheim), Wörth am Rhein, Worms, Zeiskam, Zellertal
Kreis(e): Alzey-Worms, Bad Dürkheim, Donnersbergkreis, Germersheim, Landau in der Pfalz, Neustadt an der Weinstraße, Rhein-Pfalz-Kreis, Südliche Weinstraße, Worms
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 19′ 42,07″ N: 8° 08′ 48,46″ O 49,32835°N: 8,14679°O
Koordinate UTM 32.438.006,00 m: 5.464.308,50 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.438.056,65 m: 5.466.055,23 m
  • Weinlandschaft Pfalz (2020)

    Weinlandschaft Pfalz (2020)

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  • Luftbild: Blick auf Maikammer und Alsterweiler (2016).

    Luftbild: Blick auf Maikammer und Alsterweiler (2016).

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    Weinlandschaft Pfalz (2020)

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Die Pfalz ist das zweitgrößte Weinanbaugebiet in Deutschland und eine von sechs Weinlandschaften in Rheinland-Pfalz (Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Rheinhessen).

Lage
Die Weinlandschaft Pfalz reicht naturräumlich vom Gebirgsrand des Pfälzerwaldes über den Haardtrand bis in das Vorderpfälzer Tiefland. Im Gebiet befinden sich neben ausgedehnten Rebflächen auch Obst- und Gemüseanbauflächen.
Es grenzt im Norden an Rheinhessen und im Süden an den Bienwald und das französische Elsaß. Nach Westen hin bildet der steil aufsteigende Pfälzerwald die Grenze der Weinlandschaft. Im Osten grenzen die Weinanbauflächen an die ackerbaulich bewirtschaftete Rheinebene und deren Waldflächen.
Das Weinanbaugebiet erstreckt sich von Norden nach Süden auf einer Länge von ca. 85 km und von Westen nach Osten auf einer Breite von max. 15 km. Es lässt sich in die Bereiche „Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße“ und „Südliche Weinstraße“ gliedern.
Der Weinbau wird in der Pfalz insgesamt in 25 Großlagen sowie 325 Einzellagen betrieben. Knapp 90 % der Weinbergslagen weisen eine Hangneigung von unter 10 % auf. Im Randbereich des Pfälzerwaldes sind jedoch auf ca. 20 ha auch vereinzelt Steillagen mit einer Hangneigung von 30 % bis zu 60 % zu finden.
Seit 1935 führt die Deutsche Weinstraße als älteste Weinstraße Deutschlands durch das Gebiet. Sie verläuft von Bockenheim an der Weinstraße im Norden bis nach Schweigen-Rechtenbach im Süden.

Böden
Die meisten Reben im Weinanbaugebiet Pfalz stocken auf kalkhaltigen Löss- und Lösslehmböden (48 %), auf kalkfreien kiesig-sandigen Böden aus quartären Flussablagerungen (11 %), auf kalkreichen Lehmböden aus tertiären Kalksteinen (4 %) und auf kalkhaltigen lehmig-sandigen Böden aus tertiären Sanden (3 %).
Der Löss aus den Kaltzeiten des Pleistozäns bildet einen idealen Ackerboden. Die Böden sind sehr nährstoffreich und haben eine sehr gute Wasserversorgung. Der hohe Kalkanteil sorgt dafür, dass die Säure gut abgepuffert wird. Der Boden ermöglicht vollmundige und harmonische Weine. Wurden hier bis vor wenigen Jahren bevorzugt rote Rebsorten angebaut, ist auf diesen Böden inzwischen auch der Riesling zu finden. Der Löss bzw. Lösslehm ist heute auf einer Fläche von rund 14.700 ha mit Reben bestockt.
Sandig-kiesige Böden finden sich im Weinanbaugebiet auf einer Fläche von etwa 5.200 ha. Die Böden bieten ein geringes bis ausreichendes Nährstoffangebot, eine vergleichsweise hohe Wasserdurchlässigkeit und eine mittlere Erwärmbarkeit. Die Weine werden vollmundig und weisen eine milde Säure auf.
Die Böden aus der Verwitterung der tertiären Kalkgesteine sind sehr tonreich. Ein meist im Oberboden vorhandener Lössanteil gewährleistet eine sehr gute Nährstoffversorgung. Die Böden zeichnen sich weiter durch eine eingeschränkte Wasserdurchlässigkeit und Durchlüftung und mäßige bis gute Erwärmbarkeit aus. Die kreidigen Böden bringen satte und schwere Weine hervor, z.B. fruchtbetonte und gehaltvolle Rieslinge. Der Kalkanteil im Boden sorgt dafür, dass die bestehende Säure reduziert wird. Weinlagen auf kalkreichem Untergrund nehmen in der Pfalz eine Fläche von rund 650 ha ein.
Die Weinbergsböden aus der Verwitterung von Buntsandstein finden sich in der Regel direkt am Haardtrand. Sie nehmen eine Fläche von ca. 550 ha ein. Die steinigen, sandigen Böden zeichnen sich u.a. durch eine noch ausreichende Nährstoffversorgung, gute Durchlüftung, hohe Wasserdurchlässigkeit und gute Wärmespeicherung aus, was die Trauben früher reifen lässt. Die von hier stammenden Rieslingweine sind z.B. frischer und haben eine prägnante Säure. Die Böden bieten eine gute Grundlage für besondere Spitzenweine.

Rebsorten
Das Weinbaugebiet umfasst eine Rebfläche von ca. 23.000 ha (2012) und liegt in einer Höhenlage zwischen 100 und 350 Metern über NN. Insgesamt sind derzeit 64 weiße und 62 rote Rebsorten zugelassen, wobei die Weißweinsorten mit 62 % den Hauptteil der Anbaufläche einnehmen. Hier steht die Rebsorte Riesling mit einer Fläche von 5.567 ha an erster Stelle, gefolgt von Müller-Thurgau auf 2.230 ha, Ruländer auf ca. 1.200 ha und Kerner auf rund 1.050 ha. Bei den Rotweinsorten dominiert der Dornfelder auf 3.141 ha, gefolgt von Portugieser (knapp 2.000 ha) und Spätburgunder (ca. 1.600 ha).
Insgesamt wird im Weinanbaugebiet Pfalz auf rund 24 % der Fläche Riesling angebaut. Damit stellt die Pfalz das größte Riesling-Anbaugebiet der Welt dar.

Weinbaubetriebe
In den letzten 100 Jahren haben sich viele der ehemaligen kleinbäuerlichen Mischbetriebe, in denen neben Wein auch Getreide angebaut und Viehzucht betrieben wurde, zu reinen Weinbaubetrieben entwickelt. 2010 gab es knapp 3000 Winzerbetriebe, wobei ungefähr die Hälfte im Haupterwerb bewirtschaftet wurde. Die bestockte Rebfläche ist seit Ende des letzten Jahrhunderts nahezu konstant geblieben, die bewirtschaftete Fläche je Betrieb hat jedoch von durchschnittlich gut 2 ha in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf jetzt etwa 10 ha zugenommen.

Entstehungsgeschichte
Die Entstehung der Weinlandschaft Pfalz ist mit der Entstehung der Alpen verbunden. So begann im Erdzeitalter des Tertiärs die Auffaltung der Alpen. Vereinfacht ausgedrückt wurde die Auffaltung von zwei kollidierenden tektonischen Platten verursacht. Die afrikanische Platte drückte von Süden gegen die eurasische Platte, mit der Folge, dass es im Kollisionsbereich über einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren zur Entstehung der Alpen kam.
Vulkanismus und Konvektionsströme führten zu Aufwölbung und Dehnung der Erdkruste. Ihre Schollen brachen ein und führten zur Bildung eines Grabens zwischen den heutigen Städten Basel und Mainz. In einer zweiten Phase, vor knapp 50 Millionen Jahren, begann entlang einer viel älteren geologischen Nahtstelle die Absenkung des Oberrheingrabens. Eine weitere geologische Kraft wirkte auf den entstehenden Graben ein. Es kam, bedingt durch die von Süden „drückende“ Alpenauffaltung, zu einer Verschiebung der östlichen Seite des Grabens in Richtung Norden. Eine dritte Kraft beförderte schließlich die prägnante Form des heutigen Oberrheingrabens. Denn die Absenkung des Grabeneinbruchs ging einher mit einer Hebung der Randbereiche. Diese ausgleichenden geologischen Kräfte führten auf der Ostseite zur Hebung des heutigen Odenwalds und des Schwarzwalds. Als linksrheinische Pendants wurden die Vogesen und der Pfälzerwald gehoben. Auch wenn die Gesteine dieser Mittelgebirge deutlich älter als 50 Millionen Jahre sind, wurde das jetzige Relief erst im Zusammenhang mit der Grabenbildung geschaffen.
Die Weinlandschaft der Pfalz entspricht in geologischer Hinsicht einer Vorbergzone. Dabei handelt es sich um den äußeren Bereich des Oberrheingrabens, in dem am Übergang vom Graben zum Randgebirge des Pfälzerwalds einzelne Gesteinsschollen im Untergrund hängengeblieben waren. Diese Randschollen sind an der Oberfläche als Hügel sichtbar. Was in geologischer Hinsicht als Randscholle der Vorbergzone bezeichnet wird, ist in geomorphologischer Hinsicht ein Riedel, also ein langgestreckter und flacher Geländerücken.
Der Grabenentstehung im Tertiär folgten viele Millionen Jahre später die Eiszeiten. In der jüngsten Phase der Erdgeschichte, dem Quartär, begannen die Eiszeiten des Pleistozäns vor rund 2,5 Millionen Jahren. Dabei wurden aus den vegetationslosen Vorlandgebieten von Gletschern ein feinkörniges kalkhaltiges Sediment vom Wind ausgeblasen und über große Teile von Europa verteilt: der Löss. Der abgelagerte Löss verwitterte zu Lösslehm, eine der heutigen Hauptbodenart der Weinlandschaft Pfalz.
Die vorwiegend mit Lösslehm bedeckten, zum großen Teil nach Südosten exponierten Riedel waren eine der maßgebenden Voraussetzungen dafür, dass Wein hier schon seit der Römerzeit angebaut wird.

Weinkultur
In der Weinlandschaft Pfalz hat sich über viele Jahrhunderte hinweg eine ausgeprägte Kultur um und mit dem Wein entwickelt. Dazu zählen typische Bauwerke, Weinfeste, Historische Veranstaltungen zum Thema Wein und zahlreiche Museen, die sich dem Weinbau oder der Landwirtschaft widmen.

(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2017)

Literatur

Henningsen, Dirk; Katzung, Gerhard (1998)
Einführung in die Geologie Deutschlands. Suttgart.
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung; Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (Hrsg.) (2014)
Weinbergsböden in Rheinland-Pfalz. Steine, Böden, Terroir. Mainz 2. Auflage.
Schönenberg, Reinhard; Neugebauer, Joachim (1997)
Einführung in die Geologie Europas. Freiburg.

Weinlandschaft Pfalz

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Übernahme aus externer Fachdatenbank

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Matthias C.S. Dreyer: „Weinlandschaft Pfalz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-267802 (Abgerufen: 16. April 2024)
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