Blick aus der Vogelperspektive auf das Kloster Eberbach (2009).
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Garth, Astrid / Sbrisny, Joachim / Landesamt für Denkmalpflege Hessen
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Blick aus der Vogelperspektive auf das Kloster Eberbach (2009). Gut zu erkennen ist der von einer Steinmauer gefasste innere Klosterbezirk.
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Garth, Astrid / Sbrisny, Joachim / Landesamt für Denkmalpflege Hessen
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Kloster Eberbach ist nicht nur eines der ältesten und bedeutendsten Zisterzienserklöster in Deutschland – die Abtei wurde auch als Drehort zu dem Kinoerfolg „Der Name der Rose“ von 1986 nach dem 1980 erschienenen Roman von Umberto Eco (1932-2016) weltberühmt. Deutlich weniger bekannt ist hingegen, dass das weltberühmte Kloster während des Kalten Krieges im Falle eines Atomschlages als bunkerartiger Ausweichsitz für die hessische Landesregierung dienen sollte.
Ausweichsitze für Bundes- und Landesregierungen Im Zuge des sich nur kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelnden Kalten Krieges wurde 1957 das „Erste Gesetz über Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung“ verabschiedet. In der Folge wurden die Bundesländer um 1959/60 von der Bonner Bundesregierung dazu verpflichtet, „für den Fall einer internationalen Auseinandersetzung (…) einen sicheren Ort für die Amtsgeschäfte unter Kriegsbedingungen vorzuhalten.“ (ausweichsitz.de). In den Folgejahren wurde für die Regierungen der Bundesländer und die Bonner Bundesregierung ein landesweites Netz von so genannten „Ausweichsitzen“ geschaffen: Dies waren streng geheim gehaltene atombombensichere Bunkeranlagen, die den politischen Funktionsträgern für eine gewisse Zeit das Überleben im Falle eines atomaren Angriffs mit Kernwaffen sichern sollten.
Ausweichsitz(e) Hessen Die hessische Landesregierung teilte dem Bund im Jahr 1963 mit, dass man den „Ausbau eines Stollens mit 50 bis 70 Meter Überdeckung für 350 Personen“ plane, dieses Vorhaben aber „noch nicht abgeschlossen“ sei (ausweichsitz.de). Die nur rund 20-25 Kilometer von den Landeshauptstädten Wiesbaden und Mainz entfernt in einem Seitental des Rheins gelegenene Eberbacher Klosteranlage war 1946 in den Besitz des im Jahr zuvor gegründeten Bundeslandes Hessen übergegangen und dort unter die Verwaltung der hessischen Staatsweingüter gekommen. Aufgrund der amtlichen Geheimhaltung ist indes bis heute nicht ganz sicher, inwieweit die Bunker-Planungen der 1960er-Jahre in der altehrwürdigen Abtei verwirklicht wurden. Das möglicherweise auch für Eberbach geltende Schema „kirchliche Einrichtung mit nachgelagertem Befestigungsbau“ (ebd.) wurde aber offenbar auch in anderen Bundesländern für Ausweichsitze praktiziert. Unklar bleibt, ob im Kloster Eberbach bauliche Veränderungen vorgenommen wurden oder wie die Bevorratung für den Kriegsfall gewährleistet wurde. Nicht zuletzt fehlen auch Nachrichten dahingehend, ob hier – wie ansonsten üblich – regelmäßige Notfall-Übungen abgehalten wurden.
In der Eberbacher Abtei sollen sich die für einen Bunker genutzten Teile der klösterlichen Bauten größtenteils im Mittelbau im Bereich des früheren Dormitoriums (Schlafsaal) befunden haben. Die mit Kartentischen, Funkanlage, Notstromversorgung und explosionssicherer Beleuchtung ausgestatteten Räume sollen dabei über Jahre hin selbst für die Verwaltung des Klosters unzugänglich geblieben sein (de.wikipedia.org). Im heutigen Konferenzsaal, dem größten Raum des klösterlichen Flügelbauwerks, soll sich der Funkraum befunden haben (ausweichsitz.de).
Unter den spärlichen Nachrichten zum hessischen Ausweichsitz Kloster Eberbach finden sich keine Informationen zu dessen Ende. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dieser – wie andere Anlagen gleicher Art – in den 1990ern aufgegeben wurde. Offiziell unterhält das Bundesland Hessen einen zuletzt noch 2004 „umfassend modernisierten“ Ausweichsitz an der Landesfeuerwehrschule in Kassel (Heinrich-Schütz-Allee 62, vgl. verwaltung.hessen.de und innen.hessen.de).
Quelle Bunker: „Der Name der Rose“, in: Der Spiegel 10/1993 vom 08.03.1993, S. 98-99.
Internet de.wikipedia.org: Kloster Eberbach (abgerufen 27.03.2017) web.archive.org: Archivierter Eintrag von „Macht aus der Tiefe“ unter http://ausweichsitz.de/content/view/71/39/ vom 24.09.2007 (Inhalt dort nicht mehr verfügbar, unter web.archive.org abgerufen am 27.03.2017) verwaltung.hessen.de: Hessische Landesfeuerwehrschule (abgerufen 27.03.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 22.06.2021) innen.hessen.de: Ausweichsitz: Hessische Landesfeuerwehrschule (PDF-Datei, 1,35 MB, abgerufen 27.03.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 19.05.2025)
Literatur
Pötzl, Norbert F.; Traub, Rainer (2010)
Der Kalte Krieg. Wie die Welt den Wahnsinn des Wettrüstens überlebte. München.
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