Die Klosteranlage im engeren Sinne umfasst folgende Bestandteile:
- Engerer Klosterbezirk: Ringmauer mit Toren, Pfortenhaus, Konversenbau mit Klosterkeller, Laienrefektorium, Laiendormitiorium, Abtswohnung, ehem. untere Mühle, Klostergasse, Hospital 1215/20, Neues Krankenhaus 1752/53.
- Klausurbauten: Kirche, Ostflügel mit Sakristei, Kapitelsaal, Fraternei (Cabinet-Keller), Wohnung von Prior und Abt, Mönchsdormitorium, Kreuzgang, Nordflügel mit Mönchsrefektorium, Küche und Wärmestube, Westflügel (Bibliothek), Abteigarten mit Orangerie, Prälatengarten mit Gartenhaus, ehem. Marstall (Restaurant), ehem. Kelterhaus, Leyenkeller, Obere Mühle, Remisenbau, Schlosserbau, ehem. Back- und Brauhaus, ehemaliges Schlachthaus
Zur Geschichte des Klosters Eberbach
Eberbach wurde um 1116 von Erzbischof Adalbert I. von Mainz als Augustiner-Chorherrenstift gegründet, das 1131 aufgehoben und kurzzeitig den Benediktinern in Johannisberg übergeben wurde. 1136 entstand mit Eberbach das einzige Tochterkloster von Clairvaux in Deutschland und damit eine der ersten rechtsrheinischen Zisterzienser-Konvente, von dem zahlreiche eigene Tochtergründungen ausgingen. Der Einzug des Gründungskonvents erfolgte am 13. Februar 1136.
Bereits 28 Jahre nach seiner Gründung war es im Besitz von zwölf Grangien; um 1500 lässt sich Eigentum von etwa 25.000 Morgen Umfang in 205 Orten des Mittelrheingebiets nachweisen. Im Kloster lebten nach Bär um 1200 „gewiß über 200 Mönche und Konversen“, um 1500 etwa 100 Ordensangehörige und im 18. Jahrhundert noch etwa 40 Mönche.
Eberbach war Erbbegräbnisstätte der Grafen von Katzenelnbogen und Ruhestätte Mainzer Erzbischöfe aus dem Hause Nassau. 1803 wurde das Kloster aufgehoben und der nassauischen Domänenverwaltung unterstellt. Die Kirchenausstattung wurde an verschiedene Pfarreien der Region verschenkt, die Bibliothek aufgelöst. Die Gebäude wurden weiterhin für Weinbau und landwirtschaftliche Zwecke genutzt und außerdem 1817 eine Irrenanstalt eingerichtet, die 1849 von der neuen Einrichtung auf dem nahegelegenen Eichberg abgelöst wurde.
Das Kloster enthielt eine Strafanstalt bis 1912, 1912-1918 ein Militärgenesungsheim. Bis 1945 blieb es unter preußischer, danach unter hessischer staatlicher Domänenverwaltung. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erfolgen seit Ende des 20. Jahrhunderts.
Klostergebäude
Ringmauer des 12./13. Jahrhunderts, ca. 5 Meter hoch, aus teilweise verputztem Bruchsteinmauerwerk mit Schieferdeckung. Pfortenhaus an der Südseite, mit romanischem Untergeschoss und rundbogigen Eingängen, 1740/41 erweitert und erhöht. Daneben dreiteiliges barockes Hauptportal von Steinmetz Anton Süß mit bekrönenden Figuren: Maria Immaculata, Johannes der Täufer und Bernhard von Clairvaux (Kopien, Originale im Abteimuseum) von Nikolaus Binterim, Mainz. Nordtor, neuere Einfahrt im Südosten.
Klosterkirche
In zwei Perioden um 1145 bis um 1160 und um 1170 bis 1186 erbaut. Begonnen als Quaderbau nach Vorbild des burgundischen Mutterklosters Clairvaux, vollendet als verputzter Bruchsteinbau. Dreischiffige Basilika mit gleichhohen Ostteilen, 6 Kapellen an der Ostseite und einer Kapellenreihe des 14. Jahrhunderts an der Südseite. Nach dem Verlust der Ausstattung kommen die zisterziensisch geprägten, klaren Formen mit viereckigen Pfeilern, schlichten Rundbogenarkaden und blockhaften Wandvorlagen, glatten Mauerflächen und Kreuzgewölben ungeschmälert zur Wirkung.
Grabmäler
In der Klosterkirche bedeutende Grabmäler: Tumbendeckel des Grafen Eberhard von Katzenelnbogen (+ 1311), Grabplatte des Mainzer Domkantors Eberhard von Oberstein (+ 1331). Hochgrab an der nördlichen Chorwand mit Sockel und Architekturumrahmung, ehemaliges Baldachingrabmal des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau (+ 1371), jetzt mit stehender Grabplatte. Grabplatte des Mainzer Erzbischofs Adolf II. von Nassau (+ 1475). Zwei Grabmäler in der Südkapelle, Wigand von Hynsperg (+ 1511) und Adam von Allendorf (+ 1518) mit Ehefrau Anna Specht von Bubenheim, von Hans Backoffen, Mainz, oder dessen Werkstatt. Grabplatten von 30 Äbten, 14.-18. Jahrhundert, im Nordseitenschiff. Aus der Klosterkirche stammendes ältestes zisterziensisches Ornament-Glasfenster des deutschen Sprachraums (jetzt im Abteimuseum).
Klausurgebäude
Klausurgebäude mit Kreuzgang nördlich der Kirche. Im Erdgeschoss-Nordteil die zweischiffige, von Kreuzgewölben überspannte Fraternei, entstanden um 1240-50 mit außen an der Ostseite freigelegten Maßwerkfenstern, seit Ende des 15. Jahrhunderts teilweise als Weinkeller genutzt, 1730 als Cabinet-Keller erwähnt. Im Ostflügel im Obergeschoss das Mönchsdormitorium, um 1250-70 mit Südteil von 1345, ein zweischiffiger, langgestreckter Saal mit Kreuzgratgewölbe auf runden und achteckigen Pfeilern. Der frühgotische Raumeindruck ist nach der Entfernung barocker Zelleneinbauten 1930/31 fast unverändert erhalten. Die ursprünglichen Dreiergruppen spitzbogiger Fenster wurden 1501 mit dem Einbau hölzerner Zellen durch rechteckige Fenster ersetzt; eine der ursprünglichen Fenstergruppe ist noch vorhanden. Verbindung vom Dormitorium zum Mönchschor der Kirche über eine Treppe; dort die Abtszelle.
Im Südteil des Ostflügels der Kapitelsaal. Die untere Fensterzone enthält noch Reste des ersten, 1186 fertiggestellten Klostergebäudes. Umbau um 1345 mit auf schlanker Mittelsäule ruhendem Sterngewölbe. Vom Kreuzgang sind West- und Nordflügel mit Resten des 12. Jahrhunderts, darunter Fundamente des Brunnenhauses, und Ausbauten des 13. und 14. Jahrhunderts erhalten. Das frühgotische Maßwerk wurde mit dem Abbruch des Ost- und Südflügels im 19. Jahrhundert zerstört. Erhalten sind an der Ostseite Gewölbekonsolen mit Figurenschmuck um 1350-80 (Kopien; Originale im Abteimuseum).
Der Nordflügel 1720-24 nach Plänen des Eberbacher Paters Bernhard Kirn umgebaut. Refektorium mit romanischem Portal, zum repräsentativen Barockraum umgestaltet. Muldendecke mit reicher Stuckdekoration, 1738 von Künstler oder Werkstatt in der Nachfolge von Daniel Schenk, Mainz. Westlich davon der überwölbte, romanische Küchenbau mit darüber liegender Wärmestube. Im Obergeschoss über dem Westflügel des Kreuzgangs Bibliotheksbau aus Fachwerk um 1480 (heute Abteimuseum) mit vorgesetztem, von hohem Spitzdach gekröntem Treppenturm.
Westlich der Klausur, durch die Klostergasse getrennt, der vor 1200 begonnene, im frühen 13. Jahrhundert vollendete, ursprünglich zweigeschossige Konversenbau. Im Nordteil der ehemalige Klosterkeller, im Südteil das Laienrefektorium, dazwischen ein gewölbter Gang als ehemals einziger Zugang zur Klausur. Sämtliche Räume, von zweischiffigen Kreuzgewölben auf mittlerer Säulenreihe überwölbt. Die Gewölbe des Laienrefektoriums 1709 erneuert, dabei die Säulen bis auf eine ummantelt. 1926-1964 Wiederherstellung des romanischen Zustandes durch Entfernung nachträglicher Einbauten. Im Obergeschoss das Laiendormitorium, der größte romanische Profanraum in Europa.
Östlich der Klausur, jenseits des Kisselbaches, das 1215-20 anstelle des ursprünglichen Augustiner-Chorherrenstiftes errichtete Hospital, seit dem frühen 17. Jahrhundert zu Kellereizwecken dienend. Rechteckbau mit ursprünglich zwei übereinanderliegenden Reihen rundbogiger Fenster an den Längsseiten; innen dreischiffiger hoher Saal mit Gewölben auf hohen, schlanken Säulen mit Kapitellen, im Süden quadratischer Vorbau. Neben Ourscamp/Burgund einziger unbeeinträchtigter zisterziensischer Hospitalraum in Europa.
Nördlich vorgebaut ein spätgotischer Wohnbau des späten 14. Jahrhunderts. Die mittelalterliche Bausubstanz nach Osten und Norden durch jüngere Anbauten teilweise verdeckt. Östlich des Hospitals lag ursprünglich die im späten 19. Jahrhundert abgebrochene Thomaskapelle. Das neue Krankenhaus (heute Verwaltung), ein schlichter Barockbau von 1752/53, stellt die Verbindung zu den Klostergebäuden her. Im Eingangsbereich großes Wappenrelief von 1716 aus dem nicht erhaltenen Eberbacher Hof in Frankfurt.
Westlich der Klostergebäude zugehörige Wirtschaftsbauten, Scheune und Kelter des 13. Jahrhunderts/1726 (jetzt Hotel); anschließend ehemalige Klostermühle mit Abtswappen Hermann Hungrichhausen, 1748. Westlich oberhalb davon ehemaliges Marstallgebäude (Klosterschenke), eingeschossiger, langgestreckter Massivbau mit Krüppelwalmdach. Über der Rechtecktür Abswappen Adolph Werner von Salmünster, 1755.
Nördlich der Klausur ehemaliger Schlosserbau, durch Maueranker bezeichnet 1694. Ehemaliges Brauhaus, 1733-37, ehemaliges Backhaus mit Abtswappen Adolf Dreimühlen. Ehemalige Remise, Ende 18. Jahrhundert.
Prälatengarten, von Mauern begrenzte terrassenförmige Anlage. Portal mit Bügelsturz, bezeichnet 1719, mit Abtwappen Michael Schnock und Pinienzapfenbekrönung. Quadratisches Gartenhaus mit massivem Sockelgeschoss, Fachwerkobergeschoss mit geometrischen Zierformen und geschweiftem, verschiefertem Haubendach.
Abteigarten in barocker, geometrischer, jetzt vereinfachter Anlage; darin die ehemalige Orangerie, ein verputzter Massivbau mit Mansarddach, nach Süden Fensterwand. An der Nordseite über rechteckigem Eingang Abtswappen Adolph Werner von Salmünster, bez. 1755. Barocke Türen, Inneres verändert, tonnengewölbter Keller.
Schmittsgarten an der Nordmauer mit Ummauerung und Pforte, dort Wappenkartusche des Abtes Adolf Dreimühlen, 1728.
(Thomas Büttner, 2010)