1936 wurde der Schießplatz wieder in Betrieb genommen und diente schließlich als Exekutionsstätte: zwischen dem 15. Oktober 1940 und dem 23. Dezember 1943 wurden 23 Männer dort hingerichtet, zwei Exekutionen erfolgten in einer nahe gelegene Kiesgrube im März und im April 1945. Es handelte sich um Wehrmachtsangehörige, die in der damaligen Terminologie als „Fahnenflüchtige“ oder „Wehrkraftzersetzer“ zum Tode verurteilt worden sind.
Die vorgeworfenen Delikte waren eher klein, so stellte der Soldat Jakob Brock während eines Heimaturlaubs von Februar bis März 1945 einen Verlängerungsantrag wegen seiner Heirat. Die Genehmigungen dafür waren in den Wirren der Endphase des Krieges nicht bei seinem Kommandeur angekommen und somit waren keine entsprechenden Papiere vorliegend. Am 7. April 1945 sprach ein Standgericht in Höhenhaus deshalb das Todesurteil aus, das sofort in der Kiesgrube beim Schießplatz vollstreckt worden ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schießplatz bis in die 1970er Jahre von belgischen Soldaten, der Bundeswehr und der Polizei genutzt. Der Eingang zum umzäunten Areal lag mit einem Pförtnerhäuschen am Kalkweg. An der Seite in Richtung des Waldbades befand sich eine Ziegelmauer mit Kugelfängen. Die Mauer, die Umzäunung und das Pförtnerhaus sind nicht mehr erhalten. Lediglich die Erdwälle sind noch erkennbare Überreste.
Innerhalb der regionalhistorischen Aufarbeitung der NS-Zeit durch Wolfgang Corzilius für den Dünnwalder Bürgerverein, der Berichterstattung durch Tobias Christ im Kölner Stadtanzeiger und der fachlichen Beurteilung durch Dr. Karola Fings vom NS-Dokumentationszentrum Köln konnte das Geschehen an diesem Ereignisort rekonstruiert werden.
Gedenkstele
Zur Erinnerung an die Ereignisse wurde zum 29. September 2019 am ehemaligen Schießplatz Dünnwald ein von den Künstlern Ruedi und Vera Baur gestaltetes Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz eingeweiht. Die Initiative dafür geht auf Dünnwalder Vereine und Einzelpersonen zurück, die Federführung hatte das NS-Dokumentationszentrum Köln (www.koeln-lotse.de).
Die schlanke Gedenkstele trägt als Inschrift ein Zitat des ehemaligen Wehrmachtsdeserteurs und Friedensaktivisten Ludwig Baumann (1921-2018):
„Was kann man Besseres tun, als den Krieg verraten.“
(Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig, 2017)
Quelle
„Nichts erinnert an die Toten aus dem Wald. Auf dem preußischen Übungsplatz in Dünnwald erschossen Nationalsozialisten Fahnenflüchtige – Forscher arbeiten Geschichte auf“ (Text Tobias Christ, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.01.2016, S. 25).
Internet
www.koeln-lotse.de: Das Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz in Dünnwald (Uli, der Köln-Lotse vom 26.09.2020, abgerufen 06.10.2020)