Das Bensberger Rathaus liegt im oberen Hang einer nach Süden leicht geneigten Terrassenstufe zum Bergischen Land etwa 120 Meter über der Rheinebene.
Die Gründung der Burganlage, in der sich heute das Bensberger Rathaus befindet, reicht in das 12. Jahrhundert zurück. Spätestens Mitte des 13., möglicherweise bereits Ende des 12. Jahrhunderts, unterstand die Burg den Grafen von Berg und war als Altes Schloß Bensberg Verwaltungssitz und Kellnerei eines bergischen Amtes. Es handelt sich bei dem Alten Schloss um eine unregelmäßige Burganlage, deren Ringmauer in großen Teilen erhalten blieb und deren Burggraben in der gleichnamigen heutigen Straße besteht. Der Bergfried an der Nordwestecke gehört zu den ältesten erhaltenen Gebäuden der Burgruine.
1964 wurde das alte Schloss unter Erhaltung der noch vorhandenen Burganlagen von Gottfried Böhm (1920-2021) zum neuen Rathaus Bensberg umgebaut. Der Verwaltungstrakt wurde von 1965-67 gebaut, 1969-71 folgte der Ratssaaltrakt. Seit der kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 ist das Objekt das Rathaus der Stadt Bergisch Gladbach.
Dabei gelang dem Architekten die Einbindung der vorhandenen Mauerreste und erhaltenen Türme in den Neubau. Böhm schuf ein Ensemble, bei dem sich alte und neue Elemente zu einem Ganzen verbinden. Für den Neubau wurde Sichtbeton verwendet, akzentuiert durch den skulptural ausgeformten Treppenturm im Rathaushof, wodurch das Spiel der alten Türme mit seiner modernen Turm-Interpretation ergänzt wird. Durch das in voller Höhe verglaste Erdgeschoss öffnet sich der Neubau gegen den Innenhof, den ehemaligen Burghof, und ermöglicht somit Einblicke in den Ratssaal. Die Fassade des Neubaus wird durch horizontale Fensterbänder über 1,70 Meter hohen Brüstungen gegliedert und verleiht dem Gebäude – in Anlehnung an die ursprüngliche Anlage – einen burghaften Charakter.
Der Rathausbau nimmt den Burggrundriss auf und integriert die mittelalterlichen Mauern. Er interpretiert den historischen Bestand in der Gottfried Böhm eigenen Architektursprache und verbindet so Vergangenheit mit Gegenwart. Der Burghof wird zum Rathausplatz, leitet durch kleinteiliges Straßenpflaster schwellenlos in den Eingangsbereich hinein und führt in einem spiralförmigen Schwung über den Treppenaufgang in die oberen Geschosse. Das spiegeln außen die Betonbrüstungsbänder, indem sie sich wie ein Gewinde hoch zur Turmspitze schrauben. Glaswände und Glasbänder öffnen den wehrhaften Bau und vermitteln eine der Funktion „Stadtverwaltung“ angemessene Transparenz. Architektur lädt ein, tritt in Zwiesprache mit den Besuchern und führt sie in das Gebäude hinein.
Innerhalb des Ortskerns setzt die Architektur einen deutlichen Akzent, betont den Mittelpunkt von Bensberg, bestimmt den zentralen Platz im städtischen Raum und schafft für den Ort ein auch nach außen wirksames Zeichen. Denn zusammen mit den Türmen des Neuen Schlosses und der Kirche St. Nikolaus verleiht der Böhmbau der Ortssilhouette und eigentlich dem gesamten Ortskörper einen unverwechselbaren und markanten Ausdruck.
Bestehendes wird weitergebaut, innen und außen verschmelzen in der Architektur, im Ort und in der Landschaft: Das Rathaus von Gottfried Böhm vermittelt nicht nur zwischen wichtigen Zeitphasen der Ortsgeschichte, sondern vor allem zwischen Außenraum und Innenraum, zwischen Stadt und Rathaus, zwischen Rathaus und Stadt, wirkt schließlich weit in die Rheinebene hinein und vermittelt zwischen Ort und topografischer Umgebung. So wird das Rathaus zum Inbegriff von Zwiesprache und Entwicklung und steht gleichzeitig für Architektur und Bewegung.
Baudenkmal Das Objekt „Rathaus Bensberg“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 46924 / Denkmalliste der Stadt Bergisch Gladbach, laufende Nummer A 19).
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland / Ute Schumacher, Abteilung Digitales Kulturerbe LVR, 2020)
Internet baukunst-nrw.de: Rathaus Bensberg (abgerufen 17.04.2020)
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