Gänseweide im Tal
Im Tal in Bachnähe weiden im Spätsommer die Gänse und Enten, was auch deutlich an der Vegetation zu erkennen ist: Nur wahre Spezialisten wie das Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), halten diesen „Rasenmähern“ und den damit verbundenen Störungen noch stand und gleichzeitig ist diese Art typisch für den Lebensraum solcher „nährstoffreicher Gänseweiden“. Das Gänsefingerkraut ist eine typische Pflanze der Siedlungsgebiete und kommt ursprünglich im Spülsaumbereich der Binnengewässer vor. An seinem natürlichen Standort in diesen Uferbereichen ist es einer starken Dynamik unterworfen, daher kann es sowohl Staunässe als auch periodische Trockenheit ertragen. Außerdem ist es an eine hohe Stickstoffzufuhr angepasst, da an den Ufern genau wie hier in der Bachaue durch gelegentliche Überflutungen immer wieder Bodenmaterial und Nährstoffe abgelagert werden. Die Blätter des Gänsefingerkrautes, die unterseits silbrig glänzen, wachsen in Rosettenform und liegen ganz flach am Boden auf. Die gelben Blüten sind nur kurz gestielt. Auch die Wuchsform dieser Pflanzen trägt dazu bei, dass sie der Gänsebeweidung Stand halten können. Um sich optimal zu vermehren, bildet das Gänsefingerkraut Ausläufer, die über den Boden kriechen und in kurzen Abständen Wurzeln treiben. An diesen Stellen bilden sich neue Blattrosetten aus und ein „Ableger“ der Pflanze entsteht. Diese Form der Ausbreitung nennt man auch vegetative Vermehrung.
Artenreiche Weide am Hang
Das Gelände auf dieser Weide steigt von der Kürtener Straße aus gesehen im Hintergrund abrupt steil an. Dieser Bereich mit dem Flurnamen „Am Fuchsberg“ wird von den Gänsen eher gemieden – wahrscheinlich nicht unbedingt aufgrund des Namens, sondern wegen der steilen Lage. Aber die Mutterkühe und Kälber, die im Frühjahr auf dieser Fläche weiden, finden ihren Weg den Hang hinauf und halten ihn offen. Hier hat sich ein vielfältiges Mosaik aus kleinen Strukturen wie Trampelpfaden und Ameisenhügeln ausgebildet. Durch die sonnige Südlage finden sich hier besonders viele wärmeliebende Arten wieder. Zum Beispiel der violett blühende Origanum vulgare, zu Deutsch „Gewöhnlicher Dost“ oder „Wilder Majoran“, der im August seinen Duft verströmt.
Ehemalige Ackerterrasse
Bei genauerem Hinsehen lassen sich an der Form des Hanges die Spuren einer vergangenen Nutzung erkennen: Auf der „Kuppe“ wurde bis etwa in die 1950er Jahre noch Ackerbau betrieben. Darauf weist deutlich die obere Geländekante hin, die regelrecht künstlich wirkt. Ganz versteckt, von der Straße aus nicht sichtbar am Waldrand, flattern in einer warmen Ecke der Weide zahlreiche Schmetterlinge, zum Beispiel der Kaisermantel. Hier finden sie Nektar auf den Blüten zahlreicher, inzwischen selten gewordener Wiesenkräuter wie Wiesen-Flockenblume oder Acker-Witwenblume.
(Biologische Station Rhein-Berg, 2016. Erstellt im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturlandschaft – HEUland“. Ein Projekt der Biologischen Stationen Oberberg und Rhein-Berg im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege.)
Internet
www.gut-schiff.com (abgerufen 15.12.2016)