Das Treibstoffwerk Die nationalsozialistische Führung unter Adolf Hitler plante ihre militärische Expansion lange im Vorfeld der Eskalation. Ein wichtiges Ziel dafür war die möglichst weitgehende wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Weltmarkt. Um das zu erreichen, errichtete die Rheinpreußen AG seit 1935 beispielsweise ein Treibstoffwerk im Moerser Stadtteil Meerbeck. Schon seit 1936 - drei Jahre vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs - konnte hier synthetisches Benzin durch die Verflüssigung beziehungsweise Hydrierung von Kohle gewonnen werden. Die technische Basis war die Fischer-Tropsch-Synthese, ein Verfahren, das die gleichnamigen Chemiker in den 1920er Jahren am Kaiser-Wilhelm-Institut im benachbarten Mülheim an der Ruhr perfektionieren konnten. Die verwendete Kohle dürfte vor allem aus den eigenen Abbaufeldern der Zeche Rheinpreußen gestammt haben. Das Treibstoffwerk Rheinpreußen erlangte im Zweiten Weltkrieg die im Vorfeld anvisierte hohe wirtschaftliche Bedeutung; es wurde damit zu einem prioritären Ziel der Alliierten, insbesondere des Vereinigten Königreichs. Die Luftangriffe führten seit 1940 mit zunehmender Intensität zu einem erheblichen Verlust an Menschenleben und zu Devastierungen der Infrastruktur, unter anderem zu einem Stop der Produktion 1944. Dass auch weitere Produktionsstätten und die angrenzenden Siedlungen wie die Kolonie Meerbeck betroffen waren, liegt auf der Hand. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Produktion wieder Fahrt auf, allerdings passierten eine produktbezogene Diversifizierung der chemischen Produkte und ein mehrfacher Wechsel der Besitzverhältnisse. Auf die Rheinpreußen AG folgten unter anderem die DEA (Deutsche Erdöl AG 1959), die Deutsche Texaco (1970) und Sasol (South African Sythetic Oil Limited 2001), bis der Chemiekonzern INEOS mit Sitz in der Schweiz die Anlagen im Jahr 2014 übernahm. Produziert werden aktuell Lösemittel und Feinchemikalien auf der Basis synthetisch hergestellter Alkohole.
Der Winkelturm Flankierende Elemente des Werksschutzes im Zweiten Weltkrieg waren militärische Anlangen wie Flakstellungen (Flugabwehrkanonen) und ablenkende Lichtinstallationen. Ein weiteres Modul der Maßnahmen war der in das Werksgelände integrierte Hochbunker der Bauart Winkel, der bis zu 1.300 Beschäftigten Schutz bieten sollte. Die umgangssprachlich „Winkeltürme“ oder „Zuckerhüte“ genannten Bunkertürme sind nach Otto Winkel (geboren 1885 in Köln, gestorben 1981 in Duisburg) benannt. Dieser erhielt 1934 das Patent auf seine Erfindung und meldete 1936 die Firma Winkel&Co. in Duisburg zum Bau von Luftschutztürmen an. Die schlanke Turmform und das spitzwinkelige Dach sollten Bomben eine nur geringe Angriffsfläche bieten. Otto Winkel, kam 1916 zur August-Thyssen-Hütte nach Duisburg (de.wikipedia.org; Zeitzeugenbörde Duisburg e. V. 2017, S. 53).
Hinweis: Der Bunker befindet sich auf dem nicht öffentlich zugänglichen Firmengelände von INEOS. Einen guten Blick auf den Bunker erhält man von der Grünfläche hinter Schacht Rheinpreußen 5 (Eurotec).
(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
Internet www.moers.de: Stadt Moers, Geschichtsstation 41: Rheinpreußen-Treibstoffwerk (abgerufen 18.11.2016) de.wikipedia.org: Liste der Hochbunker Bauart Winkel (abgerufen 14.09.2017)
Literatur
Tepper, Karlheinz (2004)
Zuhause in Meerbeck. Moers.
Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. (2012)
Bomben auf Duisburg. (Die Reihe Archivbilder.) 53, Erfurt.
Winkelturm des ehemaligen Rheinpreußen-Treibstoffwerks in Meerbeck
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Empfohlene Zitierweise
„Winkelturm des ehemaligen Rheinpreußen-Treibstoffwerks in Meerbeck”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-261845 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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