Paul Clemen hat 1891 bei der Erfassung der Kunstdenkmäler im Kreis Kleve das damals in Privatbesitz befindliche Schloss Moyland wahrgenommen. Zwischen 1854 und 1862 hatte der Eigentümer Nikolaus Johann von Steengracht das Erscheinungsbild des Schlosses vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner im Stil der Neugotik gänzlich umgestalten lassen. Clemen beschreibt dies als Restaurierung. Weiter beschreibt er die Wahrnehmung realistisch: „Das Schloss ist einer der imposantesten profanen Backsteinbauten am deutschen Niederrhein, von grosser Ähnlichkeit mit dem Schloss zu Kempen, wie dieses mit drei Rundtürmen und einem Binnenhofe. Der an der Nordostecke aufgeführte Turm erhebt sich bis zur Höhe von fünf Stockwerken und hat 1854 eine luftige Dachhaube erhalten. Nur der Westturm ist völlig rund, von den beiden anderen ist an der Innenseite ein Segment abgeschnitten. Der mittlere Vorbau an der feingegliederten Südfassade ist gänzlich erneut. Die Raumeinteilung der den Hof umgebenden zweistöckigen Trakte ist die alte geblieben, nur die Mauern durchweg neu ummantelt worden und haben einen vorgekragten Zinnenkranz erhalten. Im Westturm lag die alte mit einem Kreuzjoch eingewölbte Schlosskapelle. Die im anstossenden Erdgeschoss des Westtrakts gelegenen Räume zeigen noch die Spaen´sche Einrichtung. Das Wohnzimmer vom Jahr 1668. Das Esszimmer hat eine Holzverkleidung mit einem in die Wand eingelassenen Büffet grösster Schönheit aus der Spätzeit der holländischen Barocke um 1670.“
Am Ende des Zweiten Weltkrieges fanden im Inneren umfangreiche Zerstörungen durch alliierte Soldaten statt. Nach späteren Notsicherungen verfiel die Bausubstanz, bis 1987 mit Entschuttung, Aufräumung und Sicherungsarbeiten begonnen wurde. Moyland blieb im Besitz der Familie Steengracht, ehe sie es der 1990 gegründeten Stiftung Museum Schloss Moyland schenkte, deren Ziele der Wiederaufbau der Anlage und ihre Nutzung als Museum waren. Von 1990 bis 1997 erfolgte unter Regie der Stiftung Museum Schloss Moyland eine Restaurierung und der Ausbau des Schlosses. Dabei musste die historische Bausubstanz des Inneren einer modernen Neugestaltung der Räume für den musealen Zweck weichen. Heute beherbergt Schloss Moyland als Museum die umfangreiche Sammlung moderner Kunst der Brüder van der Grinten. Angegliedert sind das Joseph Beuys Archiv (das An-Institut der Kunstakademie Düsseldorf). Hier werden außerdem weit über 200.000 Archivalien und Dokumente zu Leben, Werk und Wirken des Künstlers aufbewahrt. In der Museumsbibliothek stehen mehr als 60.000 Medien für Forschungszwecke zur Verfügung.
Während der Zwirnerschen Umbauphase Mitte des 19. Jahrhunderts ließ der Bauherr die Parkanlagen im „gemischten Styl“ neu anlegen. In ihnen finden sich Partien im Stil eines englischen Landschaftsgartens sowie barocktypische Strukturen des „Architektonischen Gartens“. Auf diese Fassung zurückführend, entwickelten die Landschaftsarchitekten Rose und Gustav Wörner das Parkpflegewerk zur Gestaltung des umgebenden Geländes.
(Reinhard Lutum, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2015)
Internet moyland.de: Museum Schloss Moyland (abgerufen am 09.08.2024) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Paul Clemen, Provinzialkonservator der Rheinprovinz (1866-1947) (Text Udo Mainzer, abgerufen 19.11.2024) museum-moyland.com: Museum Schloss Moyland (abgerufen: 10.01.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 09.08.2024)
Literatur
Clemen, Paul (Hrsg.) (1892)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Kleve. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 1.4.) Düsseldorf.
Hohmann, Karl-Heinz (1989)
Schloß Moyland in Bedburg Hau (Kreis Kleve). (Rheinische Kunststätten, Heft 346.) Neuss.
Hohmann, Karl-Heinz; Wörner, Gustav; Wörner, Rose (1998)
Museum Schloß Moyland und sein Park in Bedburg-Hau (Kreis Kleve). (Rheinische Kunststätten, Heft 346.) Neuss (2. neu bearbeitete u. erweiterte Auflage).
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2015)
Der Park am Schloß Moyland in Bedburg Hau. In: Kulturlandschaftspflege im Rheinland. Symposion 1990. Tagungsbericht., (Beiträge zur Landesentwicklung, 46.) S. 85-89. Köln.
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