Schloss: Mehrteilige Wasserburganlage des 15. Jahrhunderts, Mitte des 19. Jahrhunderts umgebaut, mit erhaltenem Graben- und ausgreifendem Alleensystem, Landschaftspark, Gasthof und evangelischer Kirche. Diese Gruppe wiederum räumlich vergesellschaftet mit Kultivierungen, weiteren Herrensitzen und Höfen; Anbindung an eine landschaftsprägende Chaussee, die heutige B 57.
Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
- Bewahren und Sichern der Strukturen, von Ansichten und Sichträumen von historischen Stadt- und Ortskernen
- Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
- Sichern linearer Strukturen
Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2013
Kulturlandschaftliche Entwicklung
Dieser Bereich umfasst zwei naturräumlich unterschiedliche Raumeinheiten: die pleistozäne Endmoräne und Hanglage sowie die holozänen Reste der Niederterrasse und Aue. Die Südgrenze wird durch die Straße „Alte Bahn“ markiert, die teilweise über römischen Wegetrassen verläuft.
Die Wasserburg Moyland (vorher Hof) wurde 1332 errichtet und im 15. Jh., 17./18. und 19. Jahrhundert umgebaut. Alexander van Spaen gestaltete die Burg in eine frühbarocken Schlossanlage mit Gärten nach dem Beispiel der Klever Residenzanlagen unter Einbeziehung der angrenzenden Landschaft mit Alleen, Sternberg und Sichtachsen um. Nach 1850 folgten weitere Umbauten des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner (1802-1861). Die Umgebung wurde als englischer Landschaftsgarten gestaltet.
1945 war Moyland stark beschädigt und seitdem Ruine. Erst in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurde das Schloss als Beuys-Museum restauriert und wiederaufgebaut.
Moyland hatte ebenfalls eine historische Bedeutung als Treffpunkt von Friedrich dem Großen und dem französischen Philosophen Voltaire 1740 und als Aufenthaltsort von Winston Churchill am 25. März 1945.
Benachbarte Adelssitze in der unmittelbaren Umgebung sind Haus Horst (1350) und Haus Rosendahl mit Schlossgräben (1433). Bedeutende Kulturlandschaftselemente sind die evangelische Kapelle von 1682, die 1850 neugotisch umgestaltet wurde, eine kleinere Bruchkultivierung von ca. 1320 in der Aue und Reste der Rosendahlschen Landwehr am Fuß der Endmoräne. Die Einzelhöfe sind auf den klevischen Katasterkarten von ca. 1730 verzeichnet und hoch- bzw. spätmittelalterlichen Ursprungs.
Die heutige Bundesstraße B 57 wurde im frühen 19. Jahrhundert als gerade Chaussee neugebaut und ist auf die Kirche von Kalkar und die Schwanenburg in Kleve hin ausgerichtet.
Prägende kulturlandschaftliche Elemente:
- Schloss Moyland, Haus Horst und Rosendahl
- Sternberg
- Allee
- Garten- und Parkanlagen
- Kapelle
- historische Wegetrassen
- tradierte Einzelhofstandorte
- Entwässerungsgräben
- Streifenparzellierung
- Landwehrgraben
- Bauernwäldchen.
Die heutigen landschaftsgestaltenden Formen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts sind strukturell bezüglich des Schlosses mit den Alleen, dem Sternberg, der Landschaftsparkgestaltung noch deutlich erkennbar. Dies gilt auch für die Kultivierungsstruktur der Brüche mit Gräben, Baumreihen und kleineren Wäldchen. Das heutige Landschaftsbild spiegelt alle Entwicklungsstadien noch wider. Der Erhalt dieses weitgehend herrschaftlich geprägten Bereiches ist ausschließlich unter gesamtlandschaftlichen Gesichtspunkten zu sehen, weil Schloss, Garten- und Parkanlagen unter Einbeziehung der angrenzenden Landschaft ein strukturiertes Ensemble bilden. Hierbei sollten neben den einzelnen Bestandteilen auch der Schlosskomplex, die herrschaftlichen Strukturen und die auf das Schloss bezogene Landschaftsgestaltung des 17., 18. und 19. Jahrhunderts einbezogen werden (Erhalt eines landschaftlichen Gesamtkunstwerks).
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)
Internet
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (Abgerufen: 30.12.2015)