Die Bennenung von Orten nach Persönlichkeiten ist eine Möglichkeit, das kulturelle Gedächtnis zu bewahren und die Entwicklung hin zu Lost Places (verlorenen Orten) zu verhindern. Als der Ruhrpott Anfang der 1980er Jahre durch den Strukturwandel in eine tiefe Krise geriet, war der Himmel über der Ruhr mehr als grau. Rauchende Schlote und stählerne Kathedralen der Arbeit hatten die Landschaft seit Beginn der Industrialisierung geprägt und auch zu ihrer Devastierung beigetragen (Boldt u. Gelhar 2008). Der Stadtteil Duisburg-Ruhrort ist Teil dieser typischen, städtischen Landschaft und enthält viele Elemente der historischen Kulturlandschaft aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts (Schallow-Gröne 2015). Erst später sorgten dann die IBA Emscherpark und weitere Initiativen für entwickelnde Impulse: mit Themen wie dem historischen Erbe, der Industrienatur, der postmodernen Stadtentwicklung und der Implementierung aktueller, im Trend liegender Wirtschaftscluster.
In der Hochphase der Krise betrat auch der „68er-Bulle“ Horst Schimanski – wie es der inzwischen verstorbene Schauspieler Götz George (1938-2016) einmal ausgedrückt hat – die mediale Bühne. Er sollte einer der prägendsten Akteure der WDR-Tatorte werden. Verbal kam er direkt zur Sache: „Du Idiot, hör auf mit der Scheiße“ war sein erstes und für die weitere Gestaltung der Figur des Hauptkommissars auch wegweisendes Statement. Schimanski polarisierte Gesellschaft und Politik – man war dafür oder strikt dagegen. Die Diskussion um den Wert der Figur als authentisches und auch identitätsstiftendes Element für die Stadt Duisburg hält bis heute an. Das vielleicht letzte Kapitel dieser Kontroverse endete 2014 mit der Benennung eines bislang namenlosen Weges in „Horst-Schimanski-Gasse“. Die Gasse war Drehort der Krimireihe, wenngleich es in Duisburg-Rohrort authentischere Varianten wie den Werfthafen gibt. Der Dreh für die Tatorte oder späteren Krimis mit Schimanski fand übrigens nicht nur in Duisburg statt – viele Szenen entstanden in Köln oder München.
Die Horst-Schimanski-Gasse befindet sich in Duisburg-Ruhrort nördlich der Schifferbörse und verbindet die Dammstrasse mit dem Ufer des Vincke-Kanals. Die Gasse ist aber nicht nur ein ein Link zwischen medialer Aufbereitung der Identität des Potts und dem kulturellem Gedächtnis seiner Bewohner; vielmehr ist sie eine typische (ehemalige) Fahrrampe zum Hafenmund aus der Zeit der ersten Stadterweiterungsphase von Ruhrort. Diese erfolgte Mitte des 18. Jahrhunderts, war begleitet durch Ansiedlungen von Kaufleuten und sorgte u.a. für eine infrastrukturelle bzw. logistisch aufgewertete Anbindung der Altstadt an den Hafenmund (Schallow-Gröne 2015). Über den Handel mit Kohle, Salz oder auch Kolonialwaren konnte Ruhrort seine Stellung als Umschlagplatz diversifizieren und ausbauen.
(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2016)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.