Kurhaus mit Spielbank Bad Neuenahr

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bad Neuenahr-Ahrweiler
Kreis(e): Ahrweiler
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 32′ 33,33″ N: 7° 08′ 20,71″ O 50,54259°N: 7,13908°O
Koordinate UTM 32.368.145,09 m: 5.600.614,80 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.787,49 m: 5.601.382,95 m
  • Kurhaus mit Spielbank Bad Neuenahr (2015)

    Kurhaus mit Spielbank Bad Neuenahr (2015)

    Copyright-Hinweis:
    Vanessa Bindarra
    Fotograf/Urheber:
    Vanessa Bindarra
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Das im Kurviertel von Bad Neuenahr gelegene Kurhaus konnte am 4. Juni 1905, nach 1 ½ Jahren Bauzeit, in Betrieb genommen werden. Es handelt sich dabei um einen neobarocken und 170 Meter langen Bau mit Theatersaal, Kongressräume und Räumlichkeiten für Festveranstaltungen. Seit 1948 befindet sich hier auch die Spielbank von Bad Neuenahr.

Seit der ersten Saison des Heilbades Neuenahr 1859 stieg die Zahl der Kurgäste bis zur Jahrhundertwende. Grund hierfür waren verschiedene deutsche und englische Publikationen, die die Heilwirkung des Quellwassers anpriesen. Der internationale Bekanntheitskreis stieg und auch die Zahl ausländischer Gäste. Ein Großteil der Kurgäste stammte aus dem Adel und dem gehobenen Bürgertum. Um den Ansprüchen dieser wohlhabenden Gäste gerecht zu werden, ließ die Kurverwaltung einen Architekturwettbewerb für ein Kurhaus ausrichten. Im Kurhaus sollten Kurtheater, Konzert- und Lesesaal, Spielräume und Restaurants untergebracht werden. Der Gewinnerentwurf stammt von dem Kölner Architekten Oscar Schütz, der 1902 an der Erweiterung der Dr. von Ehrenwall’sche Klinik beteiligt gewesen ist und 1903 den Bau der Adler Apotheke in Bad Neuenahr leitete. Nach seinem Entwurf konnten die Bauarbeiten im November 1903 beginnen und waren im Juni 1905 abgeschlossen.

Das neo-barocke Kurhaus ist 170 Meter lang und kostete eine Million Goldmark, was für damalige Verhältnisse einen enormen Kostenaufwand darstellte. Das Zentrum des Kurhauses bildet auch heute noch, mit 1.000 Plätzen (700 Parkett- und 300 Balkonplätze), der große Fest- und Theatersaal. Zu diesem gelangt man über eine große Eingangshalle mit Treppenaufgang. Auf der nördlichen Gebäudeseite, zur Ahr gelegen, befanden sich Lese-, Billiard- und Spielsäle. An westlicher und südlicher Seite lagen Terrassen und ein Gartensaal, sowie ein Musikpavillon. In geringer Entfernung befindet sich zudem der Kurpark, das Kursanatorium und -hotel. Auf der östlichen Seite befindet sich heute der Anbau für die Spielbank Bad Neuenahr. Der Eingangsbereich befindet sich auf der südlichen Seite. Oscar Schütz entwarf hier mit der französisch-inspirierten Zweiturmfassade eine Besonderheit, denn eine solche Fassadengestaltung war damals in Deutschland noch sehr ungewöhnlich. Aus diesem Grund viel auch die Resonanz aus der deutschen Architekturwelt gemischt aus, dies hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Besucherzahlen.

Einen Tag nach der Inbetriebnahme des Kurhauses fand die erste Theateraufführung statt und auch danach waren Schauspiel, Konzerte, Operette und Oper gut Besucht. Angestellt wurden hier während der Kursaison (Mai bis September) unter anderem der Koblenzer Intendant des Stadttheaters August Doerner zusammen mit seinem Ensemble und einzelne Künstler von anderen Bühnen. Auch gab es hier ab 1907 sogenannte Volksvorstellungen, bei denen Aufführungen zu vergünstigten Preisen angeboten wurden. Dieses Angebot richtete sich vor allem an die einheimische Bevölkerung von Neuenahr. Die Aufführungen im Neuenahrer Kurhaus erhielten meist positive Kritiken und auch heute noch sind die Aufführungen im Kurhaus von Bad Neuenahr ein Anziehungspunkt für Gäste.

Während des Ersten und des Zweiten Weltkrieges wurde das Kurhaus, wie die anderen Kuranlagen auch, zum Lazarett umfunktioniert. Die amerikanischen Truppen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Stadt kamen, nutzten das Kurviertel als Hauptquartier und errichteten eine Sperrzone, ebenso die französischen Truppen, die die amerikanischen Truppen im Juni 1945 ablösten. Das Kurhaus wurde von der französischen Militärregierung für Feierlichkeiten genutzt.
Ein Hochwasser der Ahr unterspülte 1947 einen Teil des Kurhauses, sodass der westliche Gartensaal einstürzte. Nach Unsicherheiten über den weiteren Nutzen des Kurhauses wurde der Eröffnung einer Spielbank zugestimmt. Dafür wurde das Kurhaus auf östlicher Seite erweitert.
Die Benennung von dem nahegelegenen Bonn als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland brachte Neuenahr nicht nur einen erneuten Zustrom an Gästen, es wurde auch ein geeigneter Saal für offizielle Feierlichkeiten und Bälle gesucht. Einen solchen fand man im Kurhaus von Bad Neuenahr. Hier fanden ab 1951 die Bundespressebälle statt, bis sie von der Beethovenhalle in Bonn 1959 abgelöst wurde. Seitdem wurden im neo-barocken Theatersaal zahlreiche Feste und Bälle gefeiert, dazu gehören unter anderem die Amtsbälle der Bundeswehr und bis 2002 auch der „Ball der Nationen“ sowie das „Internationale Tanzturnier“.

Spielbank
Die Spielbank Bad Neuenahr befindet sich im östlichen Teil des Kurhauses und ist die erste Spielbank die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland wiedereröffnet wurde.
Im Frühjahr 1947 verschlug es den Konzessionär Richard Foerster ins Rheinland auf der Suche nach einem neuen Casino-Standort. Er kam aus dem Seebad Zoppot an der Danziger Bucht. Dort gab es eine Spielbank, doch Zoppot war nach dem Zweiten Weltkrieg in die Einflusssphäre der Sowjetunion gekommen. So kam Foerster dann auch nach Bad Neuenahr und der damalige Amts- und Gemeindebürgermeister, sowie vorübergehende Kurdirektor, Wilhelm Bloser, erkannte die Chance, die leeren Stadtkassen durch die Ansiedlung eines Casinos aufzubessern. Die Bürgerschaft und der Gemeinderat standen der Idee zunächst sehr kritisch gegenüber, jedoch konnte man sie mit den zu erwartenden Einnahmen doch zu einer Zustimmung bringen

So kam es am 25. August 1948, gerade mal zwei Monate nach der Währungsreform, zur Erteilung einer Konzession durch die Landesregierung für die „Kasino Bad Neuenahr Foerster & Co. KG“ zum Betrieb einer Spielbank. Entscheidender Grund hierfür war, dass hiermit eine Industrialisierung im Raum Bad Neuenahr vermieden werden konnte und somit konsequenterweise den Kurgästen die günstigen klimatischen Bedingungen erhalten blieben. Am 13. September 1948 begannen die Umbauten zu einem Casinobereich im Kurhaus.
Bereits drei Monate später am 15. Dezember 1948 öffnete die Spielbank Bad Neuenahr ihre Türen. Bei der Eröffnung standen zum einen 60 frühere Croupiers der Spielbank von Zoppot und 80 weitere Angestellte zur Verfügung. Die Spielbank bot damals sieben Roulette- und drei Baccara-Tische an. Das Geschäft mit den Gästen in der Spielbank kam gut an, sodass weitere Croupiers ausgebildet wurden und 1949 die Spielsäle vergrößert werden mussten. Man verzeichnete eine stetig steigende Besucherzahl.

Im ersten Geschäftsjahr brachte sie der Kommune ungefähr die Hälfte des gesamten örtlichen Steueraufkommens ein und außerdem führte sie nochmal einen gleichhohen Betrag an die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr ab. Den 100.000 Gast konnte man bereits nach neun Monaten begrüßen, in einer Zeit, in der viele Menschen noch auf eine Lebensmittelbewirtschaftung und Benzinrationierung angewiesen waren. 1986, also 37 Jahre später konnte bereits der zehnmillionste Besucher begrüßt werden.
Im Jahr 1953 kam es zur Einführung einer neuen Abgabenregelung, sodass es zu einer Erhöhung der Spielbankabgaben kam, die wiederrum sowohl dem Kreis als auch dem Bund zu Gute kamen.
1969 erwarb die Spielbank Bad Neuenahr die Aktienmehrheit der AG Bad Neuenahr (Kurverwaltung) hierdurch entstand eine enge Verknüpfung zwischen den beiden wichtigsten Unternehmen von Bad Neuenahr.
Das Casino Bad Neuenahr bot 2016 in der ersten Etage französisches wie auch amerikanisches Roulette, genauso wie Black Jack und Poker an. An jedem Sonntag werden dem Besucher zudem Texas Holdem Turniere in einer Poker-Lounge, die sich im Erdgeschoss befindet und bei der Modernisierung im Herbst 2012 integriert wurde, angeboten. Außerdem sind im Erdgeschoss auf einer 640 Quadratmeter großen Fläche rund 120 Spielautomaten und zwei elektronische Roulette Tische anzutreffen. Mit der Modernisierung, die Kosten in Höhe von ca. 1,1 Millionen Euro verursachte, wurde ein neues Ambiente und ein neues Spielangebot aufgebaut. Das Steigenberger Hotel liegt schräg gegenüber der Spielbank, ist Partner derselben und kümmert sich daher um die Gastronomie.

Kulturdenkmal / Hinweis
Das Objekt „Kurhaus mit Kurtheater unmittelbar an der Ahr gelegen, neubarocker Putzbau, Kolonnaden, 1903-05, Felix-Rütten-Straße o.Nr.“ ist ein eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis für den Kreis Ahrweiler 2018, S. 15).
Im Zuge der Flutkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 kam es zu schweren Schäden am Kurhaus und an der Spielbank, die daraufhin geschlossen werden mussten. Es ist fraglich wann eine Wiedereröffnung erfolgen kann (www.spielbank-bad-neuenahr.de, 2021, und www.rhein-zeitung.de).

(Vanessa Bindarra, Universität Koblenz-Landau, 2016 / Robert Gansen, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018)

Internet
www.spielbank-bad-neuenahr.de: Spielbank Bad Neuenahr (abgerufen 14.03.2018 und 03.09.2021)
www.rhein-zeitung.de: Die Flut lässt eine verwundete Kurstadt zurück: Was die Wassermassen in Bad Neuenahr angerichtet haben (Rhein-Zeitung vom 16.07.2021, abgerufen 03.09.2021)
www.isa-guide.de: Spielbank Bad Neuenahr informiert: Spielbank Bad Neuenahr investiert 1,1 Mio. Euro (abgerufen 19.02.2016)
www.kreis.aw-online.de: Kreisjahrbuch 1975 (abgerufen 19.02.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 14.03.2018)
www.kreis-ahrweiler.de: Kurhaus und Kurtheater im Wandel der Zeiten (abgerufen 31.08.2018)
www.aw-wiki.de: Kurhaus Bad Neuenahr (abgerufen 31.08.2018)
www.aw-wiki.de: Oscar Schütz (abgerufen 31.08.2018)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 12. Juni 2023. S. 15, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Ahrweiler, abgerufen am 15.06.2023
Haffke, Jürgen (2013)
Bad Neuenahr. 150 Jahre Kur und Wellness als Faktoren der Stadtentwicklung. In: Koblenzer Geographisches Kolloquium 35, S. 41-59. Koblenz.
Haffke, Jürgen; Knöchel, Franz-Josef (2013)
Die Eifel als Tourismusgebiet. In: Die Eifel - Beiträge zu einer Landeskunde (Festschrift 125 Jahre Eifelverein 1888-2013, Band 2), S. 227-246. Düren. Online verfügbar: weinbau-ahrtal.de, PDF "Die Eifel als Tourismusgebiet", abgerufen am 12.02.2020
(1975)
Spielbank Bad Neuenahr. In: Heimatjahrbuch für den Kreises Ahrweiler, S. 133-135. Monschau. Online verfügbar: www.kreis-ahrweiler.de, Heimatjahrbuch 1975, abgerufen am 03.09.2018

Kurhaus mit Spielbank Bad Neuenahr

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Felix-Rütten-Straße
Ort
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler - Bad Neuenahr
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1903 bis 1905

Empfohlene Zitierweise

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Vanessa Bindarra (2016), Robert Gansen (2018): „Kurhaus mit Spielbank Bad Neuenahr”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245954 (Abgerufen: 29. April 2024)
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