Moselfähre „Marienburg“ in Pünderich

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Pünderich
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 02′ 33,04″ N: 7° 07′ 52,35″ O 50,04251°N: 7,13121°O
Koordinate UTM 32.366.191,43 m: 5.545.030,27 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.581.074,41 m: 5.545.750,57 m
In Pünderich setzt eine der wenigen Moselfähren über. Die Fähre verbindet Pünderich mit dem linken Moselufer. Es kostet lediglich wenige Euro, mit der Fähre dorthin überzusetzen. Jedoch ist die Fähre nicht ganzjährig in Betrieb. In den Wintermonaten beispielsweise müssen die Bewohner Pünderichs auf Alternativen neben der Fähre zurückgreifen.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein existierten an der Mosel nur zwei Brücken aus Stein: Die Balduinbrücke in Koblenz und die alte Römerbrücke in Trier. Somit mussten sich die Moselbewohner lange Zeit anders behelfen. Um den Verkehr zwischen den beiden Moselufern gewährleisten zu können, fiel die Wahl dementsprechend auf Fähren. Diese Verkehrsverbindung war insbesondere für Winzer von Interesse, weil sie an das gegenüberliegende Ufer mit den Rebflächen gelangen mussten. Fast jedes Dorf an der Mosel hatte seine eigene Fähre, wobei der Fährmann damals wie heute „Ferger“ genannt wurde bzw. wird. Dieser musste Tag und Nacht bereitstehen, um die Dorfbewohner oder auch Tiere über die Mosel zu befördern. Lediglich hohes Wasser und Eisgang hinderten den Ferger manchmal daran, seiner Arbeit nachzugehen. Ein Nachteil, den der Berufsstand des Fergers mit sich brachte: Er musste regelmäßig einen Betrag als Pacht für die Fähre bezahlen, da die Gemeinden finanziell oft nicht in der Lage waren, die Kosten alleine zu stemmen.
Ab 1920 ist dann belegt, dass Pünderich den Fährmann mit einer Summe von 4.000 Mark unterstützte. Seit 1964 werden die Fährmänner für ihre Arbeit von Pünderich entlohnt.

Der Moselort Pünderich wurde 1879 mit einer Ponte – das von der lateinischen Vokabel pons für Brücke hergeleitete Wort wurde häufig auch für Fähren verwandt. – inklusive Fährmast aus widerstandsfähigem Holz ausgestattet. 1896 trennte man sich wieder von der hölzernen Fähre, um eine Eisenponte zu errichten. Früher fuhren die Fähren gemächlich die Mosel hinüber, meist an einem Hochseil befestigt. Mit Hilfe eines Fährmastes wurde das Seil über den Fluss gespannt und konnte nach Bedarf eingestellt werden. Eine original erhalten gebliebene Seilwinde befindet sich noch heute als Überrest aus damaligen Zeiten gegenüber der Ablegestelle der Pündericher Fähre. Die Seilwinde war notwendig, um ebendiesen Fährmast zu sichern. Der Fährmast wurde 1979 entfernt.

Heute sind Fähren ohne Motoren kaum vorstellbar. Nach und nach wurden die Fähren umgerüstet. In Pünderich erhielt die Fähre 1974 sogar zwei Motoren. Diese sind aktuell je 55 PS stark.

Zu Zeiten des Ersten Weltkriegs blieb die Pündericher Fähre unversehrt. Während des Zweiten Weltkrieg erlitt sie jedoch Schäden: Am 3. Februar 1940 herrschte ein so starker Eisgang, dass der eiserne Fährmast umgeworfen wurde. Das Drahtseil, welches oberhalb der Ponte gespannt wurde, wurde von treibenden Eisschollen zerrissen und auch die Fähre selbst wurde durch die große Last des Eisgangs unter den Fährmast gedrückt. Größere Schäden blieben glücklicherweise aus.
1945 wurde die Fähre durch die Wehrmacht beschlagnahmt, um die bei einem US-Luftangriff zerstörte Brücke bei Bullay behelfsmäßig zu ersetzen. Letzten Endes versenkte (und sprengte) man die Fähre einige Wochen später, als die Amerikanischer näher rückten.
Da Pünderich nun keine Fähre mehr besaß, nutzte man die Ponten von Briedel und Merl. Erst im Jahr 1972 wurde Abhilfe geschaffen, als die Pündericher eine gebrauchte Fähre für 11.500 DM kauften, die seitdem im Einsatz ist.

Ein Aushang in der Nähe der Fähre zeigt die so genannten „Fährenbetriebsverordnung“ von 1995. Sie erklärt in wenigen prägnanten Sätzen den Begriff „Fähre“ („Ein Wasserfahrzeug, das dem Übersetzverkehr von einem Ufer zum anderen dient), gibt Auskunft über die regelmäßige Betriebskontrolle durch die Fähraufsicht und verweist auf den Fahrplan der Überfahrtszeiten und die Preise für eine Überfahrt ans andere Moselufer.

(Lisa Fertek, Universität Koblenz-Landau, 2015 / LVR-Redaktion KuLaDig, 2018)

Quellen
Informationstafel vor Ort und mündliche Auskünfte von Ortsansässigen.
Film von Peter Friesenhahn: Zell & Zeller Hamm – Eine Reise rund um den Prinzenkopfturm (2010).

Internet
www.puenderich.de: Fähre Pünderich mit Fahrtzeiten (abgerufen 20.06.2018).
www.puenderich.de: Ortschronik Pünderich (abgerufen 02.11.2015).

Literatur

Busch, Alois; Gilles, Karl-Josef; Schneiders, Winfried / Gemeinde Pünderich (Hrsg.) (2009)
Pünderich, Geschichte eines Moseldorfes. (Ortschroniken des Trierer Landes, 51.) S. 224-226, Trier.
Wiechmann, Peter (2006)
Im Mosel-Land. Pünderich und Umgebung in Fotografien von Peter Wiechmann. Saulheim.

Moselfähre „Marienburg“ in Pünderich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Moselufer
Ort
56862 Pünderich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1879 bis 1945, Ende nach 1972

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„Moselfähre „Marienburg“ in Pünderich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245693 (Abgerufen: 24. April 2024)
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