Denkmalbereich „Gimborn“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Marienheide
Kreis(e): Oberbergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 03′ 37,66″ N: 7° 28′ 30,44″ O 51,06046°N: 7,47512°O
Koordinate UTM 32.393.141,64 m: 5.657.654,56 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.603.456,29 m: 5.659.408,81 m
  • Rückseitige Ansicht des Hauptgebäudes von Schloss Gimborn bei Marienheide (2011).

    Rückseitige Ansicht des Hauptgebäudes von Schloss Gimborn bei Marienheide (2011).

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    Franz-Josef Knöchel
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Im Oberbergischen Land wenige Kilometer südwestlich von Marienheide liegt Schloss Gimborn. Das klimatisch eher raue Hochland wird hier von Bachläufen und Siefen durchzogen, von Auenmulden und Hügeln weich modelliert. Der steinig-lehmige, vorwiegend karge Untergrund, ist in den Niederungen genutzt als Weideland und auf den Kuppen bewaldet. Im Schutz der Hänge und in Wassernähe prägen Einzelhofstellen, Weiler und Kirchorte als typische Streusiedlungen seit Jahrhunderten das Landschaftsbild. So bot das Gimmerbachtal, 265m über NN., ideale Voraussetzungen zum Bau von Schloss Gimborn.

1273 verpfändete Adolf V. von Berg die Burg Gimborn dem Grafen Eberhard von der Mark. Nach mehrfach wechselndem Besitz gelangte das Schloss 1550 an die Familie von Schwarzenberg. 1602 begann Elisabeth von Schwarzenberg mit dem Bau eines neuen Schlosses. Ihr Sohn Adam von Schwarzenberg, Minister im Dienst des Kurfürsten von Brandenburg, begründete die reichsunmittelbare Herrschaft Gimborn – Neustadt mit Sitz auf Schloss Gimborn. Nach weiterem Besitzerwechsel und nach französischer Herrschaft erwarb im preußischen Kaiserreich 1874 Reichsfreiherr Franz-Egon von Fürstenberg das Schloss mit den zugehörigen Ländereien. Seit 1969 wird das Schloss als Polizeischulungsakademie des Informations- und Bildungszentrum (IBZ) genutzt. 1975 wurde Gimborn in die Gemeinde Marienheide eingegliedert.

Land- und Forstwirtschaft und in geringem Maße Bergbau bildeten über Jahrhunderte die Lebensgrundlagen der Reichsherrschaft um Schloss Gimborn. Die Herrschaft Gimborn entwickelte sich sowohl in land- und forstwirtschaftlicher als auch gewerblicher Hinsicht zu einem in sich zweckbestimmt organisierten System, dessen Funktionen baulich Ausdruck fanden. Die Gruppierung und Verdichtung der Bauten um das Schloss repräsentieren die Bündelung der Funktionen eindrucksvoll und nahezu plakativ.

Das Ensemble um das Schloss vermittelt sowohl als funktionaler und kirchlicher Mittelpunkt der Herrschaft, als auch als baulicher, kulturlandschaftlicher und optischer Schwerpunkt des Tales anschaulich Bedeutung und Geschichte der Herrschaft. So wurde der Talraum durch die Schlossanlage und die nachgeordneten Bauten im Laufe der Jahrhunderte nicht nur geprägt, sondern durch Nutzungen in vielerlei Hinsicht gestaltet und überformt. Schloss-, Parkanlage und Mühlen beherrschen das Tal. Im Schutz des trichterförmig zulaufenden Tales liegen in der oberen ausladenden Auensenke um das Schloss, in die Hänge eingepasst, die Baukörper der zugehörigen Höfe; unterhalb im enger werdenden Tal reihen sich hintereinander drei Mühlenstandorte: eine Wassermühle, eine Korn- und Pulvermühle, um 1800 lagen hier zwei Reckhämmer, bzw. zeitweise wohl ein Eisenhammer und eine Eisenhütte. Unterhalb des zweiten Teiches befindet sich heute ein Sägewerk mit Nebengebäuden; der dritte Teich ist verfüllt und als Sägeplatz genutzt; das ehemals bestehende Hammerwerk ist nicht mehr vorhanden. Zu den nachgeordneten Bauten in der Umgebung zählen Wirtschaftsgebäude, die ehemalige Poststelle, zeitweise ein Lebensmittelladen und die Rentei, Verwaltungsgebäude mit Wohnungen für den Rentmeister und seinen Stellvertreter.

Ein zweiter Festpunkt im Gimmerbachtal ist der Kirchenbau, dessen Geschichte eng mit dem Schloss verbunden ist. Bereits im 14./15. Jahrhundert bestand eine Kapelle im Schloss. Nach Abbruch der Kirche aus dem 14. Jahrhundert 1866 entstand an ihrer Stelle 1867 ein Kirchenbau in neugotischer Formensprache nach Entwurf von Vincenz Statz. In ihrer unmittelbaren Umgebung stehen das 1851 errichtete Pfarrhaus mit dem Küsterhaus von 1896 und vor der Kirche im Norden die ehemalige zweiklassige Schule, ein unverputzter Grauwacke-Bruchsteinbau aus den 1870er Jahren über T-förmigem Grundriss. Ein Kreuzweg mit fünf erhaltenen Stationen aus dem frühen 18. Jahrhundert (1718) führt an der Auenkante entlang und umschließt das Ensemble um Schloss und Kirche.

Die meisten Einzelobjekte innerhalb des untersuchten Gebietes sind aus ihrer Substanz heraus denkmalwert. Einzelne Objekte weisen historische Substanz auf, sind zwar nicht denkmalwert, tragen aber mit ihrem historischen Wert zur Gesamtaussage des Tales bei. Alle Objekte sind umgeben von Freiflächen und angelegten Gewässern, mit denen sie in direktem funktionellen oder gestalterischen Zusammenhang stehen, so dass das Tal heute als ein über Jahrhunderte durchwirktes und gestaltetes Gefüge wahrgenommen und erlebt werden kann. Im Zusammenspiel mit dem topografischen Ort unter Nutzung der landschaftlichen Gegebenheiten treffen die baulichen Anlagen eine in sich schlüssige und nahezu ungestörte gemeinsame Aussage zur Geschichte der Reichsherrschaft.

Um diese geschichtsträchtige Prägung als ein lesbares Dokument auch zukünftigen Generationen zu erhalten, ist die Ausweisung eines Denkmalbereiches das geeignete Schutzinstrument. Der Bereich schließt die Objekte zusammen, er betont ihre gemeinsame Aussage und er definiert die Umgebung der bereits geschützten Objekte. Er umfasst das Schloss und den umgebenden Taleinschnitt am Gimmerbach. Das gemeinsame, zusammenhaltende Thema ist das Schloss als Herrschaftssitz als zentrale Verwaltungsstelle, als landwirtschaftlicher und gewerblicher Betrieb und als religiöser Mittelpunkt für die Region. Schutzgegenstände sind der Grundriss innerhalb des Gebietes, der sich aus Wegen, aus der Parzellenteilung und aus gestalteten Flächen zusammensetzt, die aufgehende Bausubstanz insgesamt, die Freiflächen, der Bewuchs, markante Blickbezüge, die Dachaufsicht und die Silhouette des baulichen Miteinanders.

Schloss Gimborn ist als Mittelpunkt der ehemals reichsunmittelbaren Herrschaft Gimborn für die Geschichte der Region von besonderer historischer Bedeutung. Die Geschlossenheit der Gesamtanlage aus in sich qualitätvollen Bauten und Anlagen, aus Schloss, Park, Höfen, Kirche, Friedhof, Gedenkstätte, Stationsweg, Mühlenstandorten, Mühlenteichen und Grauwacke-Steinbruch in einem topografisch abgrenzbaren Raum ist einzigartig und überzeugt als kulturlandschaftliche Gesamtanlage mit bedeutendem geschichtlichen Aussagewert.

Die Satzung trat Ende 2007 in Kraft.

Hinweis
Das Objekt „Denkmalbereich Gimborn“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Gimborn(Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 404).

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016 / schriftliche Hinweise von Hans-Jochen Baudach, 2015)

Literatur

Erlinghagen, Ernst (Hrsg.) (1985)
450 Jahre katholische Pfarrgemeinde Gimborn. 1536-1986. Gimborn.
Hansmann, Wilfried (1964)
Adolf von Schwarzenberg - ein bergischer Gutsherr als Kriegsheld und Türkenbezwinger. In: Romerike Berge : Zeitschrift für Heimatpflege im Bergischen Land 14, S. 60-68. o. O.
Janßen-Schnabel, Elke (2008)
Schloss Gimborn und Umgebung. Ein Denkmalbereich. In: Rheinische Heimatpflege 45, Heft 1, S. 113-121. Köln.
Nehls, Alfred (1993)
Aller Reichtum lag in der Erde. die Geschichte des Bergbaus im Oberbergischen Kreis. Gummersbach.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 193-196, Petersberg.
Renard, Edmund / Clemen, Paul (Hrsg.) (1900)
Die Kunstdenkmäler der Kreise Gummersbach, Waldbroel und Wipperfürth. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 5.1.) S. 20, Düsseldorf.
Rentsch, Dietrich (1967)
Oberbergischer Kreis 1. Bergneustadt-Marienberghausen. (Die Denkmäler des Rheinlandes, 10.) S. 58-67, Düsseldorf.

Denkmalbereich „Gimborn“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Gimborn
Ort
Marienheide - Gimborn
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Denkmalbereich „Gimborn“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-70033-13062019-293803 (Abgerufen: 25. April 2024)
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