Denkmalbereich „Kevelaer - Ortskern“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Kevelaer
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 35′ 2,75″ N: 6° 14′ 39,58″ O 51,5841°N: 6,24433°O
Koordinate UTM 32.309.090,14 m: 5.718.380,32 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.516.978,21 m: 5.716.657,13 m
  • Kapellenplatz in Kevelaer (2012)

    Kapellenplatz in Kevelaer (2012)

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    Burggraaff, Peter
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    Peter Burggraaff
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Der im 14. Jahrhundert erstmals erwähnte Ort war noch nach einer Beschreibung von 1626 ein Dorf mit acht bis zehn verstreut liegenden Hofanlagen. Zentrum des Dorfes war die St.-Antonius-Kapelle, die 1472 zur Pfarrkirche erhoben und wohl bald darauf als dreischiffige Hallenkirche erneuert wurde. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich Kevelaer zu einem bekannten und gut besuchten Wallfahrtsort. Der reisende Händler Hendrick Busman hatte nach Erscheinungen 1642 wenige hundert Meter von der dörflichen Pfarrkirche entfernt an einer Wegkreuzung ein Heiligenhäuschen errichtet und darin ein Marienbild aufgestellt. Die daraufhin einsetzende, ständig wachsende Wallfahrt wurde seit 1645 von Oratoriern betreut, einem in Rom gegründeten Orden mit zahlreichen Niederlassungen in den Niederlanden. Neben dem Heiligenhäuschen war 1643-45 als Wallfahrtskirche die sog. Kerzenkapelle entstanden. Sie wurde ergänzt durch das Kloster der Oratorier (1645-47) und durch eine Überbauung des Heiligenhäuschens mit einem kleinen, sechsseitigen Kuppelbau (1654).

Zwischen dem baumbestandenen Kapellenplatz und der Pfarrkirche St. Antonius war der geradlinig angelegte Verbindungsweg, die spätere Hauptstraße, schon 1702 nach einer Darstellung aus dieser Zeit nahezu geschlossen bebaut. Weitere Häuser begleiteten die sternförmig auf den Kapellenplatz mündenden Prozessionswege. Grundlage der Siedlungsentwicklung waren die mit der Wallfahrt entstehenden Gewerbezweige: Devotionalienherstellung und -handel, Buchdruck und Buchbinderei, Polychromierwerkstatt, Glasmalerei, dazu die zahlreichen Gasthöfe, Wein-, Bier- und Schnapsschenken zur Versorgung und Beherbergung der Pilger. Nachdem die Wallfahrt nach Kevelaer während der französischen Besetzung des linken Rheinufers erheblich gelitten halte (1792 Brandschatzung des Klosters, 1802 Auflösung des Ordens der Oratorier), erhielt sie im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder Ihre alte Bedeutung. In den 1860er Jahren wurde Kevelaer über die Strecke Köln-Kleve-Nimwegen an das Eisenbahnnetz angeschlossen, so dass die Pilger nun mit Sonderzügen in den Wallfahrtsort gelangen konnten.
Die starke Zunahme der Pilgerströme erforderte den Bau der neuen Wallfahrtskirche St. Maria nach Plänen des Kölner Dombaumeisters Vincenz Statz 1858 bis 1864. Der 1884 fertig gestelIte Turm wurde mit 97 m Höhe zu einem weit in die Landschaft hineinwirkenden Wahrzeichen. Die Blütezeit des Ortes im späten 19. Jahrhundert wird durch die vielen neuen Gasthöfe rund um den Kapellenplatz deutlich.

In funktionaler und städtebaulicher Hinsicht hat der Kapellenplatz noch heute zentrale Bedeutung für Kevelaer. Es ist ein annähernd dreieckiger, mit großen Bäumen bestandener Platz, auf dem noch in ursprünglicher, freier Zuordnung die drei für die Wallfahrt begründend wirkenden Barockbauten - Kerzenkapelle, Gnadenkapelle und Kloster - zu finden sind. Auch das an den Platz anschließende Straßennetz mit der zur Pfarrkirche St. Antonius führenden Achse und den sonstigen sternförmig auf den Platz zuführenden Straßen geht noch auf die Barockzeit zurück. Die jüngere Wallfahrtskirche ist mit ihrem Turm so in das Straßen- und Stadtbild eingestellt, dass sie vielfach als Blickpunkt wirkt. Besonders dominant ist der Turm in die Achse der Hauptstraße hineingestellt. Die überwiegend zweigeschossige, traufständige Bebauung der Straßen wird ergänzt durch die aufwendigere historistisch geprägte Randbebauung des Kapellenplatzes.

Kevelaer gehört zu dem relativ geringen Bestand an städtebaulichen Zeugnissen aus dem 17. Jahrhundert im Rheinland. Als reiner Wallfahrtsort ist hier ein nur selten anzutreffender Ortstyp überliefert, der zudem eine weit über den Niederrhein hinausreichende Ausstrahlungskraft besitzt.

Bedingt durch den nach wie vor regen Wallfahrtsverkehr lastet auf den geschäftlich genutzten Häusern rund um den Kapellenplatz und an der Hauptstraße starker Veränderungsdruck durch Schaufensterausbau und Reklame. Zum Schutz vor Verunstaltungen in der Umgebung der Baudenkmale war vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege 1983 die Ausweisung des Denkmalbereichs angeregt worden. Weiteres zentrales Anliegen war einen wirksamen Schutz für die mit der Funktion des Ortes ausdrucksstark Übereinstimmende städtebauliche Grundfigur. Während der Satzungsoffenlage wurde nur eine Einwendung erhoben. Auf Wunsch der Stadt wurde der Bereich gegenüber dem Vorschlag des Denkmalamtes noch leicht vergrößert. Gleichzeitig mit der Denkmalbereichssatzung wurde auch eine Gestaltungssatzung verabschiedet.

(Walter Buschmann, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)

Literatur

Clemen, Paul (Hrsg.) (1891)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Geldern. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 1.2.) Düsseldorf.
Dyckmanns, Fritz (1958)
Kevelaer. Das Marienheiligtum am Niederrhein. Kevelaer.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 129-130, Köln.
Plötz, Robert; Schwering, Burkhard (1982)
Alt-Kevelaer. 256 Bilder aus 300 Jahren. (Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Geldern und Umgebung 83.) Geldern.
Zappe, Edgar (1984)
Denkmalschutz als Instrument der Stadtentwicklung. In: Denkmalpflege im Rheinland 1, S. 32-37. Köln.

Denkmalbereich „Kevelaer - Ortskern“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Basilikastraße
Ort
47623 Kevelaer
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1300 bis 1400

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„Denkmalbereich „Kevelaer - Ortskern“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-56128-09022017-264336 (Abgerufen: 19. April 2024)
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