Gnadenkapelle in Kevelaer

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Gemeinde(n): Kevelaer
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 35′ 2,88″ N: 6° 14′ 36,5″ O 51,58413°N: 6,24347°O
Koordinate UTM 32.309.031,06 m: 5.718.386,54 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.516.918,92 m: 5.716.660,91 m
  • Gnadenkapelle in Kevelaer (2009)

    Gnadenkapelle in Kevelaer (2009)

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    Helga M. Kaczmarek
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  • Altar der Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

    Altar der Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

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  • Marienheiligtum in der Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

    Marienheiligtum in der Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

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  • Gnadenkapelle auf dem Platz vor der Marienbasilika in Kevelaer (2012)

    Gnadenkapelle auf dem Platz vor der Marienbasilika in Kevelaer (2012)

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  • Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

    Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

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  • Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

    Gnadenkapelle in Kevelaer (2012)

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Kevelaer gilt heute als einer der wichtigsten Marienwallfahrtsorte Europas. Bis zu einer Million Pilger strömen jährlich in das niederrheinische Städtchen. Hauptziel der Wallfahrer ist die Gnadenkapelle, in der sich - als Mittelpunkt der Pilgerverehrung - ein eher unscheinbar kleines Bild befindet, das die Gottesmutter als „Trösterin der Betrübten“ zeigt.

Die Geschichte Kevelaers als Wallfahrtsort begann kurz vor Weihnachten 1641. Damals will der Gelderner Hendrick Busman an einem Hagelkreuz in der Kevelaerer Heide dreimal die Stimme der Mutter Gottes vernommen haben, die ihn mit dem Bau einer Kapelle beauftragt haben soll. „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!“ („Op deze plaats sult gij mij een kapelleken bouwen!“) Im folgenden Jahr kam Busman diesem Wunsch nach, nachdem seine Frau Mechel Schrouse kurz vor Pfingsten 1642 ebenfalls eine Vision hatte, in der sie ein Heiligenhäuschen mit einem Andachtsbildchen gesehen hatte. Das Bild in ihrer Vision glich einem Wallfahrtsbildchen, das ihr kurz zuvor Soldaten zum Kauf angeboten hatten. Busman kaufte den Soldaten den kleinen Kupferstich ab, der das Abbild einer geschnitzten Luxemburgischen Madonnenfigur mit weit ausgebreitetem Mantel zeigt. Das Bild ist mit 1640 datiert und wurde vermutlich in Antwerpen gedruckt. 1642 ließ Busman genau an der Stelle, an der er seine Visionen gehabt hatte, einen Bildstock errichten, der wiederum genau dem Heiligenhäuschen aus der Vision seiner Frau nachgebaut war. Das Gnadenbild, welches ebenfalls der Vision seiner Frau entsprach, wurde am 1. Juni vom Ortspfarrer in den Bildstock eingestellt.

Von diesem Tag an etablierte sich Kevelaer schnell als Pilgerort. Von Anfang an war der Zustrom groß. Bereits in den Jahren 1643 bis 1645 wurde in direkter Nachbarschaft zum Bildstock die erste Wallfahrtskirche, die heutige Kerzenkapelle, erbaut. 1647 - nur fünf Jahre nach dem Einsetzen des Gnadenbildes in den Bildstock - erhielt Kevelaer die offizielle Anerkennung als Wallfahrtsort.

Bis zum Bau der Gnadenkapelle sollte es aber noch einige Jahre dauern. Hendrick Busman erlebte es selber nicht mehr, als 1654 zum Schutz des von ihm gestifteten Bildstocks die kleine Gnadenkapelle über dem Heiligenhäuschen errichtet wurde. Er verstarb fünf Jahre früher im März 1649.

Die grundlegende Form der sechseckigen, mit einem Kuppeldach versehenen Kapelle, die eine Nachbildung einer Kapelle in Scherpenheuvel in Belgien ist, ist bis heute erhalten geblieben, wenngleich sich im Laufe der Jahrhunderte im Inneren wie im Außenbereich immer wieder Veränderungen ergeben haben und grundlegende Restaurierungsarbeiten notwendig wurden.

Die wesentlichen baulichen Änderungen und Restaurationsarbeiten in chronologischer Folge:

1642: Hendrick Busman und seine Frau Mechel Schrouse lassen einen Bildstock/ein Heiligenhäuschen errichten, in dem das Gnadenbild der Luxemburgischen „Trösterin der Betrübten“ schlicht und ungerahmt auf einer Holzplatte klebt.
1654: Oratorianerpatres, die wegen des Bildstocks schon 1646 nach Kevelaer entsandt worden waren, lassen zum Schutz des Heiligtums über dem Busmanschen Heiligenhäuschen die Gnadenkapelle, eine (noch einfach gestaltete) sechseckige Kapelle mit Kuppeldach, errichten. Das Gnadenbild kann durch ein großes Portalfenster an der Rückseite der Kapelle betrachtet werden.
1663: Die Gnadenkapelle erhält einen ersten, hölzernen Altar an der Rückseite des Busmanschen Bildstocks, der im gleichen Jahr geweiht wird.
1664: Das Gnadenbild erhält eine vergoldete Silbereinfassung.
1690: Um die Kapelle wird eine Mauer errichtet und der Kapellenplatz wird mit Steinen gepflastert.
1874: Der hölzerne Altar wird durch einen Marmoraltar ersetzt und das alte Busmansche Heiligenhäuschen wird ebenfalls mit Marmor verkleidet.
1888 bis 1892: Der Innenraum der Kapelle wird vier Jahre lang künstlerisch aufwändig ausgestaltet. Dazu gehörten die üppigen Neorenaissancemalereien auf Goldgrund mit reichem Stuckdekor, die vom Münsteraner Künstler Friedrich Stummel entworfen wurden, sowie die ebenfalls von Stummel entworfenen schmiedeeisernen Gitter vor den ovalen Fenstern der Kapelle. In dieser Zeit wurden auch die Mauern der Gnadenkapelle mit Mörtel verkleidet und zum Teil marmoriert.
1895: Der Mosaikboden wird nach einem Entwurf von Friedrich Stummel vom Venezianer Antonio Gobbo ausgeführt.
1903: Auf der Kapellenkuppel werden elektrische Lämpchen installiert, die zu besonderen Gelegenheiten leuchten.
1925: Auf die Kuppel wir ein vergoldetes Kupferkreuz aufgesetzt, das ebenfalls beleuchtet werden kann.
1978 bis 1980: Die Gnadenkapelle wird grundlegend renoviert und restauriert. Vor allem die verrußten und zum Teil beschädigten Gemälde erlangen durch die Restaurierungsarbeiten wieder Ganzheit, Farbenpracht und Leuchtkraft. Die Kombination aus Wand und Deckengemälden, Stuckarbeiten und Angoldungen an Wänden und im Hochaltarbereich verleihen dem Innenraum der Kapelle bis heute eine überwältigend üppige Ensemblewirkung.
Winter 2011 bis Frühjahr 2012: Der zum Teil stark geschädigte Mosaikboden der Gnadenkapelle wird über mehrere Monate aufwändig ausgebessert und restauriert.

Rund um den Kapellenplatz sind im Laufe der Geschichte mehrere Kirchen gebaut worden. Die älteste Wallfahrtskirche Kevelaers ist die bereits genannte Kerzenkapelle (erbaut 1643 bis 1645). Die größte Wallfahrtskirche in Kevelaer ist die von 1858 bis 1864 erbaute Marienbasilika. Im Bereich der Basilika liegen auch die vielfach an- und umgebaute Beichtkapelle und der Brunnenhof. Weitere Stätten der Wallfahrt und der Einkehr in unmittelbarer Nähe zur Gnadenkapelle sind die Sakramentskapelle und das Forum Pax Christi mit dem Petrus-Canisius-Haus. Das 1647 gleich gegenüber der Gnadenkapelle errichtete Kloster der Oratorianer ist das älteste Steingebäude der Stadt. Heute beherbergt es als Priesterhaus die Wallfahrtsleitung und dient außerdem als Pfarrhaus der Gemeinde. Im Priesterhaus werden auch Exerzitien, Einkehrtage, Wochenend- und Bildungskurse angeboten. Außerdem gibt es im Kevelaerer Stadtgebiet noch das Klarissen-Kloster, weitere Kirchen und einen Kreuzgang.

Dreh- und Angelpunkt der Kevelaerer Wallfahrt ist und bleibt aber die kleine Gnadenkapelle, die 1927 in die Liste der zu schützenden Baudenkmäler im Kreis Geldern aufgenommen wurde.

Die Gnadenkapelle ist Teil des denkmalgeschützten Ensembles aus Kerzenkapelle, Basilika, Wallfahrtskapelle und historischer Teile des angrenzenden Priesterhauses.

(Helga M. Kaczmarek, NABU-Naturschutzzentrum Gelderland, erstellt im Rahmen des LVR-Netzwerkes Kulturlandschaft, 2017)

Internet
de.wikipedia.org: Kevelaer (abgerufen 19.07.2017)
wallfahrt-kevelaer.de: Wallfahrt Kevelaer - Marienwallfahrtsort seit 1642 (abgerufen 19.07.2017)
blattus.de: Blattus Martini - Kevelaerer Enzyklopädie (abgerufen 19.07.2017)
wallfahrt-kevelaer.de: Wallfahrt Kevelaer - Gnadenkapelle (abgerufen 19.07.2017)

Gnadenkapelle in Kevelaer

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kapellenplatz
Ort
47623 Kevelaer
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1642 bis 1654

Empfohlene Zitierweise

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Helga M. Kaczmarek (2017): „Gnadenkapelle in Kevelaer”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271055 (Abgerufen: 24. April 2024)
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