Saline Bad Dürrenberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bad Dürrenberg
Kreis(e): Saalekreis
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Koordinate WGS84 51° 17′ 43,07″ N: 12° 03′ 44,42″ O 51,2953°N: 12,06234°O
Koordinate UTM 33.295.196,18 m: 5.686.762,71 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.504.453,37 m: 5.684.497,67 m
  • Saline Bad Dürrenberg  - Modell der Salineanlagen mit Wasserkraftwerk, Borlachschacht und Gradierwerken im Museum

    Saline Bad Dürrenberg - Modell der Salineanlagen mit Wasserkraftwerk, Borlachschacht und Gradierwerken im Museum

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Die Anlagen zur Salzgewinnung in Bad Dürrenberg entstanden ab 1763 nach Erschließung der Solequelle unter der Leitung des kurfürstlich-sächsischen Bergrates Johann Gottfried Borlach. Mittels zweier Fördertürme, dem Borlachturm und dem Anfang des 19. Jhs. ergänzten Witzleben-Turm wurde die Sole aus 223 m Tiefe zutage gefördert. Die gewonnene Salzlösung wurde dann zu dem in Teilen noch heute bestehenden Gradierwerk, einer Holzkonstruktion mit geschichteten Schwarzdorn- oder Wachholderästen, gepumpt. Die Sole rieselte über die Zweige und der Salzgehalt innerhalb der Lösung erhöhte sich durch Verdunstung von Teilen des enthaltenen Wassers. Dieses angereicherte Solewasser gelangte über Kanäle und Becken in die heute nur noch teilweise erhaltenen Siedehäuser. Dort wurde durch Wärmezufuhr das enthaltene Salz in großen Siedepfannen auskristallisiert.
Große Mengen Brennmaterial wurden beim Sieden benötigt. Wegen der Holzverknappung wurde der Bedarf nach alternativem Brennmaterial unumgänglich, sodass man ab dem 18.Jahrhundert auf die heimische Braunkohle umlenkte. Ab 1784 führte die Saline Braunkohle als Heizmaterial für die Befeuerung ihrer Siedepfannen ein, später als die Halleschen Salinen. Nach wie vor verbrannte man auch das auf der Saale herangeflößte Holz.
Der ansteigende Kohleverbrauch ist ersichtlich in den ökonomischen Berichten (Wagenbreth 2011, 199; Tab. 34). So verbrauchte man bspw. Zwischen 1784 und 1799 jährlich für die Produktion von 3.000 t Salz 11.900 t Braunkohle, zwischen 1800 und 1811 waren es jährlich 29.600 t Kohle für 3.300 t Salz. Dieser mengenmäßigen Auflistung könnte man das Volumen der Asche gegenüberstellen. Denn die Aschemenge ist als das Äquivalent zur Menge der versottenen Sole zu sehen. Der nördlich der Siedehäuser abgelagerte, zweiteilige Ascheberg ist somit ein Sachzeuge der Betriebsgeschichte und ein Spiegel des damaligen Arbeitsalltages.
Um der Nachfrage nach Kohle nachzukommen, eröffnete die Saline eine Braunkohlegrube im nahegelegenen Tollwitz. Als eine der frühen und wichtigen deutschen Salinen hat sie als Denkmal der vorindustriellen Technikgeschichte herausragende, nationale Bedeutung. Die erhaltenen Salinenanlagen sind als Denkmalbereich zusammengefasst und bezeugen in einzigartiger Geschlossenheit die Entwicklung der Siedesalzgewinnung von der Entstehung im 18. bis ins 20. Jh. Darunter befinden sich u. a. die Schachtanlagen (43000002, 43000001), Gradierwerke (43000148), Siedehäuser (43000000), das Salzamt (43000156), der älteste preußische Eisenbahntunnel (43000150), die älteste Schienenbahn zum Transport der zum Sieden ab 1784 verwendeten Braunkohlen aus der Grube Tollwitz von 1836 (43000035; Tollwitz–Bad Dürrenberg; zuerst Pferdebetrieb, später Einsatz von Dampfloks und E-Loks, in Nutzung bis 1935, danach Belieferung aus den umliegenden Tagebauen), Wirtschaftsbauten aus der Anfangszeit der Saline (43000154), ein Ausspannhof für die Salzfuhrwerke (43000157) sowie Wohnstätten der Salzsieder (43000146, 43000147). Auch archäologische Relikte wie die Aschehalden der Saline (43000006, 43000005) und verschiedene Dämme und Trassen der Kohle- und Aschebahnen sind im Bereich der 2013 bis auf wenige Relikte abgebrochenen Siedehäuser am Apothekerberg erhalten (43000007).
Ab 1846 entstand parallel ein erfolgreicher Kurbadbetrieb. Die Heilwirkung der Sole konnte bei Atemwegs- und Hauterkrankungen im Rahmen einer Trink-, Bade-, und Inhalationskur genutzt werden. Das Mikroklima in der Nähe von Gradierwerken soll dem Reizklima der Meeresluft in Brandungsnähe ähnlich sein. Angewendet wurden Licht-, Moor-, Kohlensäure-, Sauerstoff-, Mutterlaugen- und Jodsolbäder sowie Massagen, Trinkkuren mit 1%-Sole sowie Inhalationen in den Kalt- und Warminhalierhallen und an den Gradierwerken I und II. Zur Saline gehörig sind somit auch neuere Bauten und Anlagen des Kurbetriebs, wie der ab Ende des 19. Jhs. auf dem Gelände des Rittergutes großräumig angelegte Kurpark. Ab 1870 baute man Promenadenwege entlang der Gradierwerke und gestaltete erste Bereiche an der Saale. Bis 1928 kamen weitere Bereiche südlich und nördlich bis zur heutigen Ausdehnung hinzu. Die Höchstzahl der Kurgäste wurde mit 6000 Personen 1913 erreicht, nach dem Ersten Weltkrieg erreichte man noch 4500 Gäste. Um 1926 begann die Reichsbahn und 1930 die Post Dürrenberg als „Bad“ zu betiteln. 1935 erhielt der Ort dann offiziell die Bezeichnung Bad Dürrenberg. Ab den 1930er-Jahren kamen vorrangig Kinder der umliegenden Industrieregionen zur Kur.
In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. war Dürrenberg die drittgrößte Saline in Deutschland und produzierte um 1893 ca. 24.000 t Siedesalz. 1924 wurde sie mit den anderen preußischen Staatssalinen ein Betrieb der Preussag. Mit 27.000 t erreichte sie die höchste absolute Jahresproduktion um 1927 (Phillip 1996). In den 1920er- und 1930er-Jahren wurden umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an den Siedeanlagen notwendig und zwei neue Siedehäuser gebaut. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg geht die Produktion auf 12.000 t zurück, bleibt aber noch fast zwei Jahrzehnte lang bis 1963 in der Höhe.
Die Siedesalzgewinnung endete erst 1964, nachdem die Produktion in Konkurrenz zu den Steinsalzbergwerken trotz hoher natürlicher Salzgehalte der Sole und ausgereifter Technologie unwirtschaftlich geworden war. Auch die Salinen in Artern und Bad Sulza stellen Mitte der 1960er-Jahre ihre Produktion ein. Seit der Stilllegung der Salzproduktion wurde Dürrenberger Sole bis mindestens 1993 über eine Rohrleitung zum VEB Kombinat Leuna-Werke geleitet und dort für technische Zwecke (Weißmann 1992) in der industriellen Produktion (Rat der Stadt Bad Dürrenberg 1988) eingesetzt.
Da auch der Kurbetrieb um 1964 eingestellt wurde, betrieb man die Gradierwerke I–II zur Inhalation für Ortsansässige weiter, wichtige Wartungs- und Reparaturarbeiten blieben aber aus. Die Anlagen der Saline wurden umgenutzt oder wie der Kurpark teillweise dem Verfall preisgegeben. Ab 1990 erfolgt eine schrittweise Instandsetzung der Kurparkanlagen, 1999 wurde eine neue Solequelle erschlossen. Dieser Quelle wurde 2006 der Status „Staatlich anerkannte Heilquelle“ zuerkannt (Mainka 2013, 162). 2008 wurde Bad Dürrenberg dann „Staatlich anerkannter Erholungsort“. 2024 wird hier die Landesgartenschau Sachsen-Anhalt stattfinden.


Datierung:
  • 1763 - 1964
  • Bauphase(n): 1763

Quellen/Literaturangaben:
  • InfraLeuna GmbH (Hrsg.): Leuna. 100 Jahre Chemie, Leuna 2016, S.40–43.
  • Philipp, Rainer: Das Gradierwerk der Saline Dürrenberg-ein bedeutendes Technisches Denkmal, in: Förderkreis „Rettet das Gradierwerk“ (Hrsg.): Das Gradierwerk der Saline Bad Dürrenberg, Berlin 1996.
  • Rat der Stadt Bad Dürrenberg (Hrsg.): Bad Dürrenberg. Naherholungszentrum für Chemiearbeiter. Bad Dürrenberg 1988.
  • Weißmann, Gerhard: Bad Dürrenberg in alten Ansichten, Zaltbommel 1992.

BKM-Nummer: 43000004

Saline Bad Dürrenberg

Schlagwörter
Ort
Solestadt Bad Dürrenberg
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
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„Saline Bad Dürrenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-43000004 (Abgerufen: 30. April 2025)
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