Die Parteikonferenz der SED beschloss 1952, den Bezirk Cottbus zu einem Energiezentrum auszubauen. In diesem Zusammenhang wurde geplant, das größte Kohlekraftwerk Europas aufzubauen. Als Orte dafür wurden Lübbenau und Vetschau bestimmt. Beide Kraftwerke firmierten unter dem Begriff VEB Kraftwerk Lübbenau-Vetschau. Die Planung neuer Wohnquartiere wurde notwendig. Erste Entwürfe, die 1.500 Wohnungen und Infrastruktureinrichtungen vorsahen, wurden 1956 präsentiert.
Am 21.03.1957 wurde das Kohle- und Energieprogramm verabschiedet. Im Zuge dessen erfolgte am 07.05.1957 der Beschluss über den Bau von 2.500 Wohnungen in Lübbenau, um die notwendigen Arbeitskräfte für das zukünftige Kraftwerk anzusiedeln und auch die von Devastierung betroffenen Bewohner:innen mit Wohnraum zu versorgen.
In diesem Prozess gründeten sich verschiedene Wohnungsbaugesellschaften: am 25.07.1957 die AWG „Lübbenau“, am 06.09.1957 die AWG „Spreewald“ und am 15.09.1957 der VE-Wohnungs- und Wirtschaftsbetrieb. Die im Gebiet liegenden Straßenzüge wurden in verschiedener Verantwortung erbaut.
Der erste Wohnblock der AWG Spreewald in der Straße des Friedens 27-29 mit 24 Wohnungen war 1959 fertiggestellt und bezugsfertig. Von der ursprünglich monolithischen Bauweise wurde aus Gründen der Effizienz (zu lange Bauzeit) und im Zuge der Industrialisierung der Bauwirtschaft abgesehen und es wurde zur Plattenbauweise gewechselt. So entstanden beispielsweise ab 1961 in den Taktstraßen des Betonwerks Lübbenau: vier Häuser in der Schillerstraße und drei weitere in der August-Bebel-Straße.
Das Neubaugebiet wurde sukzessive mit sozialen Folgeeinrichtungen ausgestattet: Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Kinos, Arztpraxen. Zum Beispiel wurden am 06.10.1959 die HO-Gaststätte „Turbine“, am 25.11.1961 das Kaufhaus des Friedens am Roten Platz, am 23.03.1962 die renovierten „Spreewald-Lichtspiele“ am Markt, am 21.10.1963 eine Apotheke, die damals modernste im Bezirk Cottbus, eröffnet.
1963 wurde die AWG Kohle und Energie gegründet. Am 01.01.1978 wurden die AWG Kohle und Energie und die AWG Spreewald zur AWG Kohle und Energie-Spreewald fusioniert.
Am 15.01.1964 wurde ein neuer Bebauungsplan vorgestellt, der vorsah, die Stadt Lübbenau in drei Bereiche zu gliedern: den für 10.000 Einwohner:innen ausgerichtete Wohnkomplex I (einschließlich des bereits errichteten Teil der Neustadt) zwischen der August-Bebel-Straße und der Kraftwerkstraße, den Wohnkomplex II, vorgesehen für 14.000 Einwohnern:innen, der eine Ausdehnung von der August-Bebel-Straße nach Westen bis an den Ortsrand von Zerkwitz haben sollte. Der Wohnkomplex III sollte die Altstadt umfassen.
Am 10.04.1964 wurde die zweite Projektierungsrunde für die Neustadt mit weiteren 4.000 Wohnungen abgeschlossen. Am 01.02.1965 bezogen 115 Mietende den Neubau des 13-geschossigen Hochhauses am Roten Platz. Die Ausstattung der Neustadt wurde in den 1960er/1970er Jahren mit Gaststätten, Geschäften, Sportplätzen und Grünanlagen vorangetrieben.
Der Ausbau der Neustadt dauert bis in die 1980 Jahre an. Zwischen 1985 und 1988 wurden Wohngebäude in der Franz-List-Straße, der Beethovenstraße und der Mozartstraße, dem sogenannten Musikerviertel, in Plattenbauweise (WBS 70) errichtet.
Mit der Beendigung des Braunkohleabbaus und dem Bevölkerungsschwund in Lübbenau und insbesondere in Lübbenau-Neustadt wurden ab 2002 Wohngebäude und Versorgungsbauten abgetragen (z.B. das Kaufhaus, 2020). Als einer der ersten Blöcke wurde das Wohnheim in der Rudolf-Breitscheid-Straße abgerissen.
1999 schlossen sich die Wohnungsunternehmen WIS und GWG sowie die Stadt zum städtebaulichen und wohnungswirtschaftlichen Kooperationsprojekt LÜBBENAUBRÜCKE zusammen. Auf der Basis des Lübbenauer Stadtentwicklungskonzepts wurden in den folgenden Jahren in der Neustadt Gebäude umgestaltet und ein vernetztes Stadtparkkonzept umgesetzt. Andere städtebauliche Aktivitäten betrafen ab 2019 randständige Abrissflächen der Neustadt. Im sogenannten Wohngebiert Rudolf-Breitscheid-Straße wurden kleinteilige Wohnformen geplant und Parzellen zur Bebauung angeboten.
Datierung:
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Quellen/Literaturangaben:
- https://www.unser-stadtplan.de/stadtplan/luebbenau/kartenstartpunkt/stadtplan-luebbenau.map (Zugriff am 4.8.2023)
- https://www.gwg-luebbenau.de/files/medien/gwg/2017-60-jahre-gwg-jubilaeumsbroschuere.pdf (Zugriff am 4.8.2023)
- https://www.lr-online.de/lausitz/luebbenau/blick-zurueck-als-das-kaufhaus-in-luebbenau-oeffnete-49390168.html (Zugriff am 4.8.2023)
- https://www.lr-online.de/lausitz/luebbenau/roter-platz-in-luebbenau-letzte-fundamentreste-von-_kaufhaus-des-friedens_-abgerissen-54026433.html (Zugriff am 4.8.2023)
- https://daten2.verwaltungsportal.de/dateien/seitengenerator/9548dce483809bc22c3ecbc5d1ecd1d542284/stadtentwicklung_lu__bbenau_2019_21x21_web.pdf (Zugriff am 4.8.2023)
- https://www.lr-online.de/lausitz/luebbenau/innovative-stadtentwicklung-luebbenau-plant-beispielgebendes-wohnquartier-44032029.html (Zugriff am 4.8.2023)
- https://www.luebbenau-spreewald.de/seite/415592/zeittafel-von-1900-bis-2000.html (Zugriff am 4.8.2023)
- https://www.gwg-luebbenau.de/ueber-uns (Zugriff am 4.8.2023)
- https://daten2.verwaltungsportal.de/dateien/seitengenerator/9548dce483809bc22c3ecbc5d1ecd1d542284/luebbenau_insek_01-2019-14-25-klein.pdf (Zugriff am 4.8.2023)
BKM-Nummer: 32002757
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)