Die mit der fortschreitenden Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhundert einsetzende Verschmutzung durch industrielle Abwässer erhielt mit dem Ausbau der Industriestandorte Böhlen und Espenhain ab 1921 bzw. 1937 eine neue Qualität. So galt das Flusseinzugsgebiet der Pleiße seit den 1950er Jahren als am meisten abwasserbelastetes Gebiet in Europa: Vor allem die Einleitung von Phenolen durch die Karbochemie führten zu Verfärbung, Gestank, Schaumbildung, Absterben allen Lebens sowie die Aufheizung durch industrielles Kühlwasser um etwa 8 Grad. Die weiter nördlich durch Leipzig fließende Pleiße und ihr Mühlgraben wurden aufgrund der Geruchsbelästigung daher überwölbt bzw. verrohrt. Einbrüche ins Grundwasser machten zeitweilig die Nutzung als Trinkwasser unmöglich.
Zwar hat sich die Wasserqualität im Kontext der politischen und wirtschaftlichen Wende seit den 1990er deutlich verbessert und haben sich einige Fischarten wieder angesiedelt, jedoch der Gewässerkatalog für die Jahre 1019-2021 bewertet den ökologischen Zustand der Pleiße oberhalb von Werdau weiterhin als schlecht. Problematisch sind weiterhin Eisen- und Sulfatbelastungen, die insbesondere in Altkippenbereichen auftauchen.
Bezüglich der südlichen Leipziger Wasserregion ist angestrebt die Pleiße im Verbund mit anderen Gewässerläufen sowie den Bergbaufolgeseen zu einem großräumigen, sich selbst regulierenden Gewässerverbund mit touristischem wie wirtschaftlichem Entwicklungspotential auszubauen. Zudem begannen im November 1996 Arbeiten zur Freilegung der Pleiße im Leipziger Stadtgebiet.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung um 1930–1960er Jahre
Quellen/Literaturangaben:
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Wasserlandschaft im südlichen Leipziger Neuseenland; Wandlungen und Perspektiven 5. 2016, S. 1-10, 18-21.
- PRO Leipzig (Hg.): Das Bornaer Pleisseland. Zerstörung und Neuanfang; Leipzig 1994, S. 191, 144.
- Nabert, Thomas/Pro Leipzig e.V (Hgg.): Im Pleiße- und Göselland: zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher; Leipzig 1999, S. 95.
- Höpel, Thomas: Verminderung der Umweltbelastungen; In: Hehl, Ulrich von (Hg.): Geschichte der Stadt Leipzig, Band 4: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Leipzig 2019, S. 882–884, S. 883.
- Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen, Regionale Plaungsstelle (Hg.): Mitteldeutsche Seenlandschaft. Gewässerkatalog 2019-2021. Seen, Fließgewässer, Kanäle; 6. vollständig aktual. u. erw. Aufl., Leipzig 2019, S. 280-281.
- Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan Tagebau Espenhain. Fortgeschriebene Fassung gemäß Bekanntmachung vom 12. Dezember 2002; Bautzen 2022, S. 21.
BKM-Nummer: 30500188