Im Rahmen seiner vielfältigen Aktivitäten übernahm der Kierdorfer Unternehmer Carl Brendgen um 1900 auch die Rechte an der Grube Hubertus bei Brüggen. Dafür legte er um 1905 eine neue Brikettfabrik an, deren Verwaltung, Dienstwohnungen und Kasino unmittelbar an der Heerstraße liegen, die, von Bonn nach Neuss führend, in römischer Zeit zwischen Ville und Erft angelegt worden war. Mit der Eröffnung der Brikettfabrik 1908 wurde Hubertus in eine AG umgebildet, die Ende 1939 an die Erftbergbau AG, 1956 an die Roddergrube AG und schließlich 1960 in den Besitz der RAG kam. Nach einem schweren Unglück wurde die Brikettfabrik 1964 geschlossen und bis 1967 abgebrochen. Die Grube ging in der Vereinigten Ville auf, die schließlich aufgegeben und rekultiviert wurde. Brüggen gehörte zum Amt Türnich, dessen Gebiet und Orte größtenteils dem Braunkohlenabbau zum Opfer fielen, und das deshalb 1975 aufgelöst und den benachbarten Städten und Gemeinden (Kerpen, Frechen, Erftstadt) zugeschlagen wurde.
Beschreibung:
Werkssiedlung der rückwärtig anschließenden Brikettfabrik Hubertus. Die Bauten bilden eine Zeile auf der Nordostseite der Heerstraße, von rechts nach links Doppelhaus mit mehrfach umgebauten Annexen, dann nach einer Durchfahrt eine geschlossene Reihe von dreigeschossigen, drei Fensterachsen breiten Wohnhäusern, abschließend das fünfachsige Kasino. Die Bauten verbinden ihre qualitätvollen, mehrfarbigen Sichtbackstein-Fassaden aus dem von Carl Brendgen ebenfalls produzierten Brendgen-Klinker. Unmittelbar dahinter, in ihrem Produktionsablauf parallel zwischen Straße und der dahinter verlaufenden Eisenbahnstrecke aufgebaut, befand sich die sehr leistungsfähige Brikettfabrik, deren drei Schornsteine jahrzehntelang das Ortsbild prägten. Auf Höhe der erhaltenen Bauten lag der Rinnenhof der Fabrik.
Datierung:
- ca. 1900 bis 1910
Literatur:
- Rombach, Gert; Geschichtskreis Kierdorf (Hg.): Kierdorf - die Wiege des Rheinischen Braunkohlenbergbaus: Carl Brendgen - Geschichte und Entwicklung seiner Brikettfabriken; Erftstadt 2008
- Gemeinde Türnich (Hg.): Türnich im Wandel der Zeit, o.O. 1974
- Pokschewinski, Karl / Schüler, Volker / Coenen, Manfred: Brikettfabriken und Anschlußbahnen im Rheinischen Braunkohlenbergbau. Gülzow 2004
(Dr. Alexander Kierdorf, 2022)
BKM-Nummer: 20508000