Den deutsch-niederländischen Grenzraum dominierten zu Beginn des 19. Jahrhunderts flächige Heidegebiete, die durch Übernutzung aus einem im 14. Jahrhundert noch vorhandenen geschlossenen Waldgebiet, dem Meinweg, entstanden. Seit 1850 wurden die Flächen durch die preußische Forstverwaltung systematisch mit Kiefermonokulturen in rechteckigen Jagensystemen aufgeforstet. Ein historischer Waldstandort ist das ehemalige Jagdrevier im südlichen Elmpter Wald, in dem noch für die Parforcejagd angelegte sogenannte Jagdbahnen existieren; Heidevegetation hat sich nur noch auf kleinen Restflächen halten können.
Mesolithische Fundstellen im Bereich des Brachter Waldes nehmen durch ihre Häufung und ihre für diese Zeit außergewöhnliche naturräumliche Lage eine Sonderstellung ein. Für das Rurmündungsgebiet - einem bereits vorgeschichtlich wichtigen Verkehrsraum - sind bedeutende metallzeitliche Siedlungsfunde zu erwarten, wie die zahlreichen Grabhügel auf den angrenzenden Dünenflächen zeigen.
Die Niederungslandschaft der Schwalm ist charakteristisch für den Niederrhein. Die Aue wird geprägt von Bruchwäldern, Gehölzen, Baumreihen, Einzelbäumen (Kopfweiden) und Feuchtwiesen. Zwischen Wegberg und der Maas waren im 19. Jahrhundert an der Schwalm 21 Wassermühlen (meist Ölmühlen) in Betrieb, von denen die meisten bereits im Mittelalter erwähnt wurden, z.B. Dilborner, Borner, Brempter Mühle, Frankenmühle, Mühlrather Mühle, Radermühle, Pannenmühle, Lüttelforster Mühle. Sie standen in Zusammenhang mit dem Flachsanbau, der bis ca. 1900 großflächig betrieben wurde. Hieran erinnern ebenfalls die überlieferten Flachsrösten. Die Bedeutung des Flachsanbaus und Leinengewerbes in der Region wird sowohl durch die Flachsrösten im Bereich des Elmpter Bruchs als auch die z.T. seit dem Mittelalter nachweisbaren Wassermühlen im Schwalmtal, die größtenteils der Ölgewinnung dienten, dokumentiert. Wie in der Netteaue wurde auch in der Schwalmaue seit dem 16. Jahrhundert Torf gewonnen, aber dort sind weniger Seen entstanden.
Mittelalterlichen Ursprungs sind die zahlreichen Burganlagen. Allein im Kreis Heinsberg finden sich heute noch 20 hochmittelalterliche Motten ohne spätere Überbauung.
Siedlungsgeschichtlich als herausragend zu bewerten sind das im 10. Jahrhundert gegründete Waldhufendorf Lüttelforst, das in Struktur und Substanz eines der besterhaltenen Beispiele für diese regionaltypische Siedlungsform darstellt, sowie der Burghügel, die Stadt und die Stadtbefestigung von Wassenberg. Weiterhin ist der historische Ortskern von Brüggen mit mittelalterlicher Burganlage als anschauliches Zeugnis niederrheinischer Ortsentwicklung mittelalterlichen Ursprungs bedeutend. Die Burg Brüggen in der Aue ist erstmals 1289 erwähnt. Der gleichnamige Ort wurde 1412 als Stadt bezeichnet und war befestigt.
Auch finden sich Reste einer der seltenen mittelalterlichen Jülicher Binnenlandwehren.
Brüggen erlangte durch die Reuvertonvorkommen im 19. Jahrhundert mit der Produktion von Dachziegeln Bedeutung.
Mit der Schwalmmeliorationsgenossenschaft von 1913 wurde die Aue durch die Begradigung der Schwalm seit 1924 trockengelegt. Das sumpfige Gelände wurde kultiviert. Auch die Moorseen trockneten aus. Im südlichen Abschnitt hat die Schwalm ihren mäandrierenden Charakter beibehalten. Heute dominieren Auenwaldflächen und vereinzelt Ackerland die Aue.
Vom Westwall zeugen ein gut erhaltener Unterstand der Limesstellung in Dahlem-Rödgen sowie Relikte der erst im Herbst 1944 errichteten Schützen- und Panzergräben, Ringstände und Einmannbunker der Maas-Rur-Stellung im Bereich Elmpter und Brachter Wald.
Spezifische Ziele und Leitbilder:
- Sicherung landschaftlichen Struktur;
- Bewahrung der archäologischen Substanz insbesondere in den Feuchtbodenbereichen;
- Bodenschonende Waldbewirtschaftung;
- Extensive Bodennutzung;
- Erhaltung der historischen Stadtkerne;
- Stärkung der historischen Wahrnehmung;
- Erhalt der Feuchtböden und der Moore als Bodenarchiv;
- Erhalt der Plaggenesche;
- Rohstoffgewinnung nur außerhalb der wertbestimmenden Bereiche.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Internet
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in NRW (Abgerufen: 07.08.2015)