Meinweg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Niederkrüchten, Roerdalen, Roermond, Wassenberg, Wegberg
Provinz(en): Limburg
Kreis(e): Heinsberg, Viersen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 09′ 37,34″ N: 6° 06′ 2,45″ O 51,16037°N: 6,10068°O
Koordinate UTM 32.297.276,38 m: 5.671.655,85 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.507.086,88 m: 5.669.492,36 m
  • Heidelandschaft im Nationalpark de Meinweg (2010)

    Heidelandschaft im Nationalpark de Meinweg (2010)

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    Raedts, Arny / NABU-Naturschutzstation Haus Wildenrath e.V.
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  • Heidelandschaft im Nationalpark de Meinweg (2010)

    Heidelandschaft im Nationalpark de Meinweg (2010)

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  • Heidemoor Elfenmeer im Meinweg in der Morgendämmerung (2010)

    Heidemoor Elfenmeer im Meinweg in der Morgendämmerung (2010)

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Der Meinweg liegt beiderseits der Grenze in der niederländischen Provinz Limburg und in den deutschen Kreisen Heinsberg und Viersen (Nordrhein-Westfalen). Das Gebiet umfasst die niederländischen Gemeinden Roermond und Roerdalen und die deutschen Gemeinden Wassenberg, Wegberg und Niederkrüchten. Die heutige deutsch-niederländische Grenze wurde im Jahr 1815 festgelegt. Das Gebiet mit einer Größe von etwa 2.400 Hektar war ab dem Mittelalter gemeinschaftlicher Besitz der niederländischen Kirchdörfer Herkenbosch, Herten, Melick, Maasniel und Vlodrop sowie der deutschen Kirchdörfer Arsbeck, Birgelen, Karken, Ober- und Niederkrüchten, Ophoven und Steinkirchen sowie der Städte Roermond (NL) und Wassenberg (D). Das landschaftlich besonders reizvolle Meinweggebiet verfügt über eine reichhaltige Geschichte, die u. a. auf der jahrhundertelangen gemeinschaftlichen Nutzung der gemeinsamen Flächen basiert. Dabei besaßen sowohl Niederländer als auch Deutsche gemeinschaftliche Nutzungsrechte (Markgenossenschaft). Der Name Meinweg basiert auf dieser gemeinsamen Nutzung.

Natur und Landschaft
Landschaftlich charakteristisch für den Meinweg ist die eiszeitlich geprägte Terrassenlandschaft mit beachtlichen Höhenunterschieden von bis zu 50 Metern. Weitreichende Wälder, Moore und Heideflächen, die auf die Nutzung des Gebietes durch die darin lebenden Menschen zurückzuführen sind, stellen typische Landschaftsbestandteile dar. Auf niederländischer Seite liegt der etwa 1.600 Hektar große Nationalpark De Meinweg. Auf deutscher Seite befinden sich die Naturschutzgebiete Helpensteiner Bachtal, das Schaagbachtal und der Rothenbach. Fast das gesamte Gebiet der historischen Markgenossenschaft Meinweg ist Bestandteil des europäischen Verbundes von Naturschutzgebieten. Im Meinweg sind noch viele gefährdete und bedrohte Pflanzen- und Tierarten zu Hause. So wachsen im Meinweggebiet zum Beispiel die Glockenheide, der Gagelstrauch, der Lungen-Enzian, der Beinbrech und der Sonnentau. An seltenen Tieren leben im Meinweg unter anderem der Ziegenmelker, der Baumpieper, der Eisvogel, der Moorfrosch und die Kreuzotter. Darüber hinaus fühlen sich noch viele weitere Vögel, Amphibien, Reptilien und Säugetiere im Meinweggebiet wohl. Die heutigen Heidemoore wurden früher zur Torfgewinnung genutzt (Elfenmeer, Rolvenen und Vossenkop). Das Verhältnis zwischen Wald und Heide hat sich im Laufe der Jahrhunderte ständig geändert. Im 14. Jahrhundert war das Meinweggebiet noch bekannter als „grant bois“ (großes Waldgebiet), aber das änderte sich schnell. Anfang des 15. Jahrhunderts deuten Angaben über die Abholzung darauf hin, dass ein großer Teil des Gebietes als Niederwald genutzt wurde. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts machte der Wald in zunehmendem Maße Platz für Heide, trotz der Bemühungen im 17. und 18. Jahrhundert, dem Rückgang des Waldes entgegen zu wirken (z.B. Regeln bezüglich der Menge zu schlagenden Holzes, reglementierte Hackholzzyklen). Im 19. Jahrhundert spricht man schließlich fast nur noch von Heide. „Die Nutzungsmodalitäten wie Holzschlag, Viehweide und Heideschneide sorgten aber dafür, dass der Boden immer mehr Mineralien verlor. Zufolge übermäßiger Ausübung der Nutzungsrechte konnte der Wald sich nicht regenerieren, so daß der “gentzliche untergangh„ des Waldes die Folge war“ (Venner, 1985, S. 406). In den Krisenjahren um 1930 veränderte sich der Meinweg wieder stark. Viele Flächen wurden im Rahmen der Arbeitsbeschaffung mit Nadelbäumen aufgeforstet. In der Meinwegregion sind heute verschiedene Landschaftstypen zu unterscheiden (Heide, Wald, Moor, Grünland).

Kulturgeschichte
Die (landschaftliche) Geschichte der Flächen im Meinweg wird überwiegend dadurch bestimmt, dass das Gebiet abseits der ersten Besiedlungskerne lag, dadurch extensiv und über Jahrhunderte gemeinschaftlich genutzt wurde. An diese gemeinschaftliche Nutzung erinnert der Name Meinweg: In schriftlichen Dokumenten taucht das Wort „Meinwece” erstmals etwa 1350 auf. Im Keltischen bedeutet das Wort “Gemeyne” „gemeinschaftlich” oder “zusammen”. Denn die Bewohner aus den umliegenden Kirchdörfern waren berechtigt, diese Flächen zu nutzen. Der gemeinschaftlichen Nutzung lagen verschiedene Aspekte zu Grunde, wie die Nutzung von Holz, Nutzung der Weiden für Rinder, Pferde und Schafe, die Jagd (die allerdings dem Adel vorbehalten war) und der Abbau von Torf. Bereits an die tausend Jahre soll die Region so genutzt worden sein. Heutige Relikte stammen jedoch erst aus dem Mittelalter. Im 16. Jahrhundert wurde Reisigholz aus dem Meinweg zum Verstärken der Ufer von Rur und Maas eingesetzt. Als das Holz knapp wurde, legte man verschiedene Regeln für die Nutzung fest (Venner 1985, S. 390-409); darüber und was passierte, wenn man die Regeln übertrat, gibt es verschiedene Quellenangaben. Im Mittelalter wurden die gemeinschaftlichen Wälder zur Haltung von Schweinen genutzt. Weil auch die fruchttragenden Bäume auf die Dauer verschwanden, ging die Schweinehaltung zurück, obwohl um 1600 immer noch ein Schweinehüter im Meinweg aktiv war. Auch das Recht auf die Nutzung als Pferdeweide war im Mittelalter für den Meinweg von Bedeutung. Es wurde als Brabanter Lehnsrecht aus dem Jahre 1350 dokumentiert. Um ca. 1500 endetet die Haltung der Wildpferde. Später beweideten Rinder und Schafe die Fläche. Im Jahr 1700 hatte Herkenbosch einen eigenen Rinderhirten, der die „gemene hehre” auf dem Meinweg hütete. Das Rinderhüten brachte ein ganzes Netz an Wegen zwischen den Ortschaften und dem Meinweg hervor. Diese dienten schließlich als sogenannte “Herdegänge”, die der Hirte mit seiner Herde abwanderte, z. B. von Vlodrop aus in Richtung Meinweg. Aus dem Meinweg ist außerdem die Jagd auf Rot- und Schwarzwild bekannt. Für den Meinweg war ein eigener Förster im Dienst, der den Wildbestand in Schach hielt (14. Jahrhundert). Aus dem 16. und 17. Jahrhundert wird berichtet, dass man im Meinweg für die Jagd auf das Wild Zäune einsetzte.

Um 1800 ist ein wichtiger Zeitpunkt in der Entwicklung des Meinwegs, denn zu dieser Zeit wurden (hervorgegangen aus der Grenzziehung von 1815) die Flächen des Meinwegs an die Niederlande übertragen. Auf der historischen Karte von Tranchot (1801-1828) wird das Gebiet als „Meyn Weg“ bezeichnet. Das damals noch als gemeinschaftliche Fläche bekannte Meinweggebiet umfasste etwa 2400 Hektar. Seit dem 15. Jahrhundert waren 14 Kirchdörfer berechtigt, den Meinweg zu nutzen: die Städte Wassenberg und Roermond und die Dörfer Melick, Herkenbosch, Herten, Maasniel, Ober- und Niederkrüchten, Arsbeck, Birgelen, Ophoven, Steinkirchen, Karken und Vlodrop. Die Verteilung der Meinwegflächen erwies sich als äußerst schwierig und es folgten viele Diskussionen und lange Prozeduren.
Durch die Einführung von Kunstdünger am Ende des 19. Jahrhunderts konnten viele der Böden kultiviert werden. Das „Flinke Ven” wurde trockengelegt und durch das “Herkenboscher Ven” wurde der „Eiserne Rhein” (1878) gelegt, eine Bahnverbindung zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet. Die Bahntrasse sorgte für eine Trennung zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil des Meinwegs.

Um das Jahr 1930 veränderte sich der Meinweg in sehr schnellem Tempo. Große Bereiche der Heide wurden im Zuge von Beschäftigungsmaßnahmen umgegraben und mit Nadelbäumen bepflanzt. Diese sollten dann als Stützholz im Steinkohlebergbau eingesetzt werden. So kam die Aufteilung von Wald und Heide, wie wir sie heute kennen, zustande. Zudem spielte der Bergbau eine weitere Rolle im Meinweg: “Auf dem Wolfsplateau begann der niederländische Staat ab 1954 mit dem Abteufen eines Schachtes zur Förderung hochwertiger Steinkohle aus der geplanten Zeche Beatrix. Die Schachtarbeiten wurden 1962 eingestellt, als der Schacht bereits 710 m tief war„ (Ponti/Reyrink 2017, S. 193). Der Meinweg wurde immer wieder ausgebeutet, obwohl die Menschen allmählich wussten, dass sie es hier mit einem besonders wertvollen Naturgebiet zu tun haben.
Das “Herkenboscherven” war ein großes Heidemoor, das neben der Anlage der Bahntrasse in den 1950er Jahren auch für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt wurde. Heute wird es durch Naturentwicklungsmaßnahmen renaturiert. Durch die Anlage von Teichen, durch Beweidung und die Anhebung des Grundwasserpegels ist das Gebiet für Tiere und Pflanzen wieder attraktiver geworden. Das „Melickerven” ist ebenfalls ein altes Heidemoor. Es ist so gut wie unberührt geblieben und liegt als See inmitten herrlicher Natur, so dass es Amphibien und Wasservögeln einen idealen Lebensraum bietet.
Die ersten Ankäufe durch den Staat zu Gunsten der Natur fanden im Jahr 1949 statt. Der Schutz dieser Landesflächen wurde an “Staatsbosbeheer„ übertragen. Im April 1990 hat der niederländische Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Fischerei beschlossen, das Naturgebiet Meinweg aufgrund des großen landschaftlichen, geologischen und biologischen Wertes als “Nationalpark im Aufbau” auszuweisen. Gleichzeitig wurde eine beratende Kommission gegründet, in der zuständige Nutzer, Eigentümer und Schützer vertreten sind.
Heute werden der Nationalpark und große Teile des deutschen Meinweggebietes auf höchstem Niveau geschützt. Der Meinweg gehört nicht nur zu den Kernbereichen des niederländischen Biotopverbunds (EHS = Ecologische Hoofdstructuur), sondern ist auch Bestandteil des Netzwerks von Natura 2000 Gebieten (Europäische Vogel- und Habitatrichtlinie (FFH) europäisches Netzwerk von Schutzgebieten). Die Bedeutung als international wertvoller Naturraum wird hierdurch unterstrichen.
Momentan orientieren sich die Organisationen, Behörden, Tourismuseinrichtungen und andere Interessengruppen am Meinweg gemeinschaftlich immer mehr an den Möglichkeiten einer nachhaltigen und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in dieser Region. Ziel ist es, nachhaltigen Naturschutz und Naherholung zu vereinbaren. Wenn dies realisiert wird, können Besucher diese Region genießen, ohne dass die Natur hierdurch Schaden nimmt.

Kulturlandschaftliche Bedeutung
Der Meinweg hat neben seiner ökologischen auch eine herausragende kulturlandschaftliche Bedeutung aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und den Spuren menschlicher Nutzung. So ist bis heute die Jahrhunderte lange gemeinschaftliche Nutzung der Fläche durch die umliegenden Kirchdörfer prägend. Denn durch die Übernutzung entstanden die Heideflächen. Aber auch die aufgeforsteten Wälder sind Relikte menschlicher Eingriffe. Die für Tiere und Pflanzen wertvollen Heidemoore, wie z.B. Elfenmeer und Melickerven, sind Zeugnis ehemaliger Torfgewinnung. Zudem ist die stillgelegte Bahntrasse des „Eisernen Rheins“ bis heute deutlich zu erkennen. Diese historische Tiefe zusammen mit der Nachvollziehbarkeit der Nutzungsgeschichte durch den Menschen prägen bis heute den Meinweg.

Hinweis
Der Meinweg ist wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereiches Meinweg / Birgeler Wald / Effelder Wald (Wassenberg, Wegberg) (Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Köln 014).

(Peter Niehoff, NABU Naturschutzstation Haus Wildenrath, 2012 / ergänzt durch Sibylle Maringer, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2018)

Internet
www.npr-meinweg.eu: Nationalparkregion MeinWeg (abgerufen 13.03.2018)

Literatur

Ponti, Math de; Reyrink, Leo (2017)
Die Meinwegterrassen - Quellwasser speist Moore, Feuchtheiden und Bruchwälder. In: Akkermans, Reinier; Dekker, Wilbert; Op den Kamp, Olaf; de Ponti, Math; Reyrink, Leo; Weich, Silke (Hrsg.): Natur füreinander im Naturpark Maas-Schwalm-Nette, S. 190-207. Maastricht.
Venner, Gerhard (1985)
Der Meinweg. Forschungen über Rechte an Allmenden im ehemaligen geldrisch-jülichen Grenzgebiet (1400-1822). (Schriftenreihe des Kreises Viersen, 35.) Viersen.

Meinweg

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn 1350

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Peter Niehoff (2018): „Meinweg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-52193-20120730-2 (Abgerufen: 14. Oktober 2024)
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