Historischer Burgort mit Vorstadt und jülichscher Amtssitz Brüggen geht auf die erstmals im Jahr 1289 als „castrum“ benannte Burg der Anfang des 14. Jahrhunderts ausgestorbenen Grafen von Kessel zurück, deren Brabanter Lehen 1305 an die Grafschaft Jülich fiel. Geographisch durch die Lage an einer Furt über die Schwalm begünstigt – hier kreuzten die Handelswege Roermond-Düsseldorf und Kaldenkirchen-Niederkrüchten – entwickelten sich die seit 1398/99 ummauerte Vorstadt der Burg und der Ort und zu einer Freiheit. Obgleich kein Erhebungsprivileg bekannt ist, darf hier von einer durch die Grafen bzw. ab 1356 Herzöge von Jülich geförderten Städtebildung gesprochen werden (Wensky 2008, S. 11). Brüggen, das zugleich auch das Zentrum und seit 1393 Sitz des gleichnamigen jülichschen Amts war, erscheint in den Urkunden als „Brucge, dat sloss ind burgh mit dem ampte“ (1394), „vurgeburcht, stat“ (1398/99) bzw. als „slosse, burch, stat, vryheit, lande, lude ind ampt“ (1421) (Wensky 2008 und Frankewitz 2007). Im Jahr 1539 wird Brüggen als Grenzfeste des Herzogtums zu den Städten des Herzogtums Jülich gezählt.
Die nachmittelalterliche Entwicklung von Stadt und Burg Obwohl mehrfach zerstört – zu nennen ist hier insbesondere die Zerstörung von Stadt und Burg durch den Burgunderherzog Karl den Kühnen 1473 und ein Stadtbrand 1751 – wurden die mittelalterliche Burganlage und die Stadt jeweils wieder aufgebaut (zum Teil erweiternd). Die bereits im 18. Jahrhundert im allmählichen Verfall befindliche Burg befindet sich seit 1802 in Privatbesitz. Durch Entnahme von Baumaterial wurden die Festungswerke auch in der Folgezeit noch nachhaltig geschliffen. Als Sitz der Amtsverwaltung gab die Burg zwar wirtschaftliche Impulse, doch blieb der ökonomische Erfolg des Ortes eher aus – von örtlichem Handwerk, einer kurzen Blüte der Textilindustrie im 19. Jahrhundert und der seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren Tonverarbeitung abgesehen. Der Anschluss an die Eisenbahn erfolgte erst spät im Jahr 1890 (HbHistSt NRW 2006).
Ortsname Die Herleitung des Namens Brüggen aus dem Grundwort Brücke (mittelhochdeutsch „brücke, brucke“, althochdeutsch „brucca“, altsächsisch „bruggia“) ist aufgrund der Ortslage an einer Furt der Schwalm offensichtlich. Nicht unbedingt zwingend ist dabei allerdings auch das Vorhandensein einer hölzernen oder sogar steinernen Flussbrücke im heutigen Sinne – denkbar wäre ebenfalls eine einfachere Querung des Gewässers mittels eines Knüppeldamms oder eines Bohlenwegs.
Die jüdische Gemeinde Etwa seit der Mitte des 17. Jahrhunderts lebten Juden in Brüggen. Eine jüdische Gemeinde entstand durch einen Zusammenschluss mit den Juden von Brüggen, Bracht und Breyell 1875. Ein Bethaus in Bracht ist im 18. Jahrhundert bezeugt, eine 1910 entstandene Synagoge in Breyell wurde 1938 zerstört. Ferner sind in Bracht zwei jüdische Friedhöfe belegt, der ältere an der Hochstraße und ein weiterer an der Stiegstraße (Reuter 2007).
Die heutige Gemeinde Brüggen Im Rahmen einer Ortskernsanierung 1964 wurde der spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Stadtgrundriss bewahrt, so dass der historische Stadtkern und die Burg als bedeutende Zeugnisse der Ortsentwicklung erhalten geblieben sind – ein wichtiger Faktor für den heute nicht unbedeutenden Fremdenverkehr in Brüggen. Seit 1974 ist die Burganlage an die Gemeinde Brüggen verpachtet, die dort 1979 das „Jagd- und Naturkundemuseum Burg Brüggen“ eingerichtet hat. Brüggen liegt nur wenige Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt und ist Teil des Naturparks Maas-Schwalm-Nette, einem 2002 gegründeten grenzüberschreitenden Projekt. Durch Eingemeindung der Gemeinde Bracht und Teilen der Gemeinden Breyell und Kaldenkirchen wurde Brüggen am 1. Juli 1970 kreisangehörige Gemeinde des Kreises Viersen. Seit dem 19. März 2012 führt Brüggen den offiziellen Zusatz „Burggemeinde“. Etwa 15.800 Einwohner (Stand 2010) leben in den drei Ortsteilen Brüggen, Bracht und Born. Als weitere kleinere Ortschaften sind die die ehemaligen Honnschaften (früher die unterste Verwaltungseinheit auf dem Lande) zugehörig: Alst, Angenthoer, Borner Mühle, Boerholz, Dilborn, Genholt, Genrohe, Haverslohe, Heide, Heidhausen, Hülst, Lüttelbracht, Oebel, Stevensend und Woltersheide.
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) Mannheim u.a..
Frankewitz, Stefan (2007)
Landesburgen, Burgen, Schlösser und Feste Häuser bis 1500 im Spiegel der Schriftzeugnisse. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.12.) S. 41, Bonn.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 191-192, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Nabrings, Arie (1994)
Brüggen. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung XI, Nr. 58.) Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 31-32, Bonn.
Wensky, Margret (2008)
Städte und Freiheiten bis 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VI.2.) Bonn.
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