Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Residenz Kleve - Der Reichswald (KLB 11.01)

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Gemeinde(n): Bedburg-Hau, Berg en Dal, Emmerich am Rhein, Gennep, Goch, Kalkar, Kleve (Nordrhein-Westfalen), Kranenburg (Nordrhein-Westfalen), Rees, Xanten, Zevenaar
Provinz(en): Gelderland, Limburg
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen), Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 45′ 15,83″ N: 6° 06′ 54,7″ O 51,7544°N: 6,11519°O
Koordinate UTM 32.300.894,08 m: 5.737.660,33 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.507.997,65 m: 5.735.582,66 m
  • Schematische Darstellung der Schwanenburg Kleve auf einer Briefmarke der Dauermarkenserie "Burgen und Schlösser" der Deutschen Bundespost Berlin von 1979.

    Schematische Darstellung der Schwanenburg Kleve auf einer Briefmarke der Dauermarkenserie "Burgen und Schlösser" der Deutschen Bundespost Berlin von 1979.

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  • Standbild (Säulenfigur) "Eiserner Mann" im Tiergarten in Kleve (2012)

    Standbild (Säulenfigur) "Eiserner Mann" im Tiergarten in Kleve (2012)

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  • Metallplatte auf der künstlichen Erhebung "Sternberg" im Neuen Tiergarten Kleve, von der aus strahlenförmig zwölf Wege ausgehen (2012)

    Metallplatte auf der künstlichen Erhebung "Sternberg" im Neuen Tiergarten Kleve, von der aus strahlenförmig zwölf Wege ausgehen (2012)

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  • Blick vom Tiergarten über den Prinz-Moritz-Kanal bei Kleve (2012).

    Blick vom Tiergarten über den Prinz-Moritz-Kanal bei Kleve (2012).

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  • Blick vom Tiergarten in Richtung Schwanenburg Kleve (2012).

    Blick vom Tiergarten in Richtung Schwanenburg Kleve (2012).

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Der Landesbedeutsame Kulturlandschaftsbereich Residenz Kleve - Der Reichswald (KLB 11.01) ist hier beschrieben wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan NRW.

In Kleve liegen dicht beieinander die ehemalige Residenz der Grafen/Herzöge von Kleve, die Schwanenburg als nördlichste Höhenburg am Rhein, die ehemalige Stiftskirche, der Tiergarten und Parkanlagen, durchzogen von einem Schneisen- und Alleensystem, der Prinz-Moritz-Kanal, Kurgebäude, Badeanlagen und Wandelhallen; Villenviertel leiten in die offene Landschaft über. Auf Initiative des aus den Niederlanden stammenden Statthalters der brandenburgische Statthalter im Herzogtum Kleve, Fürst Johann Moritz von Nassau wurde von ca. 1650 bis ca. 1700 von niederländischen Baumeistern eine zusammenhängende Residenz- und Kunstlandschaft um Kleve unter Miteinbeziehung der naturräumlichen Beschaffenheit mit Aue und Endmoräne gestaltet. Mit der Anlage von Parks, Gärten, Brunnen, Tempeln, Sternbergen und auf Kirchen- und Burgtürmen hin orientierten Sichtachsen wurde eine herausragende landschaftliche und künstlerische Gesamtkomposition geschaffen. Hiermit wurde Kleve die dritte Residenzstadt von Preußen und fungierte als Vorbild für Berlin. Die Residenz wurde bis ca. 1790 ständig erweitert und erneuert. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden diese Anlagen nach ihrer Instandsetzung als Kurpark der Kurstadt Kleve genutzt. Seit 1988 steht der nordwestliche Teil der Residenzanlagen als Denkmalbereich unter Schutz und ist wieder restauriert worden.

Sichtachsen führen vom Amphitheater und vom Sternberg in die Umgebung zu Blickpunkten am Horizont: nach Elten, Emmerich, Rees, Schloss Moyland, Kalkar und nach Venroy und Nijmegen in den Niederlanden. Die Bezüge bilden sowohl den optischen Wirkungsraum von Kleve als auch inhaltliche Verbindungen ab. Im historischen Ort von Elten steht auf dem Eltenberg die romanische Stiftskirche, in Niederelten sind Ortsgrundriss und Pfarrkirche die wichtigen Zeugnisse der Ortsgeschichte, die Allee verbindet den Ort mit dem Eltenberg, die Windmühle ergänzt das Ensemble.

Rees liegt mit rheinseitiger Silhouette rechtsrheinisch unmittelbar am Rheinufer; nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg planmäßiger Wiederaufbau über mittelalterlichem Grundriss, klassizistische Pfarrkirche. Im Ausstrahlungsbereich von Kleve liegt im Südosten der Kulturlandschaftsbereich um Kalkar, Altkalkar und Hanselaer; charakteristische raumwirksame Merkmale sind der mittelalterliche befestigte Stadtkern von Kalkar, die historische Dorfstruktur von Hanselaer, die Kirchen mit den hoch aufragenden Türmen als Landmarken. Die heutige B 57 wurde im frühen 19. Jahrhundert als Chaussee gebaut und ist heute noch nachvollziehbar auf die Kirche von Kalkar und die Schwanenburg in Kleve hin orientiert.

Im Raum Altkalkar kommt eine nahezu 1.650 Jahre alte historische Besiedlung an der Kalkarer Endmoräne hinzu. Kurz nach der Zeitenwende gründeten die Römer ein ca. 15 Hektar großes Militärlager auf dem Monreberg. Von ca. 50 n. Chr. bis ins 5. Jahrhundert fand sich ein Lager für 500 Kavalleristen auf der Niederterrasse neben einem Hafen an einem Altrheinarm namens Burginatium. Neben einer breitflächigen Zivilsiedlung, Gräberfeldern und Fernstraßen ist auch ein bis ins 5. Jahrhundert genutzter Tempelbezirk auf dem Kalkarer Berg bekannt, in dem die germanische Gottheit Vagdavercustis verehrt wurde. Die Siedlungskammer Monreberg/Kalkarer Berg/Alt-Kalkar wurde auch später intensiv genutzt, als die Stammburg der Klever Grafen zwischen 1011-1648 bewohnt blieb.

Kleve wurde seit dem späten 19. Jahrhundert zum Eisenbahnknotenpunkt am Unteren Niederrhein ausgebaut. Hier kreuzten sich die Eisenbahnen von Rheinhausen/Duisburg, von Krefeld, von Nijmegen und von Arnhem/Elten. Besondere Bedeutung hatte die Strecke nach Arnhem: Diese führte als Damm zunächst nach Spyck, wobei ein Rhein-Altarm auf einer Gitterbrücke gequert wird, eines der herausragenden eisenbahnhistorischen Denkmäler am Niederrhein. Es folgte ein Schiffs-Trajekt sowie die Fortsetzung auf einem Damm nach Elten. Von Elten führte die Strecke parallel zur Strecke der Köln-Mindener-Eisenbahn nach Arnhem. Linksrheinisch ist die Trasse und die Gitterbücke über den Altrhein noch gut erhalten, auf der rechten Rheinseite ist der Bahndamm immer noch markant.

Vom Reichswald im Norden über die Anhöhen im Hinterland von Bedburg-Hau und Kalkar bis hin zum Staatsforst Xanten ist auf den Flächen der saaleeiszeitlichen Endmoränen vor allem eine urgeschichtliche Besiedlung nachgewiesen, darunter eine starke Präsenz der Metallzeiten durch Gräber bzw. Gräberfelder. Als Ausschnitt aus diesem Siedlungsraum kommt dem Reichswald als ausgedehntem Waldgebiet für den Schutz der hier erhaltenen Bodendenkmäler eine herausgehobene Stellung zu, da dort Bauaktivitäten so gut wie nicht vorkommen. Allerdings ist hier die Sensibilisierung der forstwirtschaftlichen Behörden geboten.

Auf den Ackerflächen ist zum Schutze der Bodendenkmäler darauf hin zu wirken, dass sich die Bearbeitung in Zukunft vom Tiefpflug hin zum so genannten Schlitzen entwickelt. Im Mittelalter waren die als Ketelwald bezeichneten Flächen Bestandteil des bäuerlichen Agrarsystems. In der Neuzeit wurde Holzköhlerei und Lohgerberei betrieben, sowie Wacholder genutzt. Relikte sind u.a. ehemalige Meilerplätze. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Wald stark zerstört und nach 1945 nur teilweise wieder aufgeforstet und Flächen für das „Rheinische Heim“ erschlossen und die zwei Siedlungen Reichswalde und Nierswalde errichtet Insgesamt ist der Kulturlandschaftsbereich, der als raumwirksames Gefüge optisch durch Blickachsen, Blickbezüge und in der Silhouettenwirkung erlebt wird, für den Niederrhein und für das gesamte Rheinland von hoher historischer Dichte und landesweit bedeutender Aussage.

Spezifische Ziele und Leitbilder:
  • Erhalt des strukturellen Gefüges der Residenzlandschaft;
  • Schutz der Sichtbeziehungen;
  • Bewahrung der historischen Siedlungskerne;
  • Erhalt des Waldes und bodenschonende Waldbewirtschaftung, die auch Kleinrelikte schont;
  • Bewahrung der archäologischen Substanz als Bodenarchiv;
  • Extensivierung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung.


Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007

Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)

Literatur

Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 76, Münster u. Köln.

Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Residenz Kleve - Der Reichswald (KLB 11.01)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 2001

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„Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Residenz Kleve - Der Reichswald (KLB 11.01)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-EK-20080730-0010 (Abgerufen: 8. Mai 2024)
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