Die Göttin, deren Name etwa „kriegerische Tugend“ bedeutet, erfreute sich unter Angehörigen des niedergermanischen Militärs großer Beliebtheit. Ihr weihten die Soldaten vor allem Waffen und Ausrüstungsteile, offenbar als Bitte um Hilfe in der Schlacht oder als Dank. Das Heiligtum ist ein besonderes Zeugnis für die Verbindung von germanischer und römischer Religion.
Im direkten Umfeld von zwei Kultbauten für die romanisierte Kriegsgöttin Vagdavercustis kamen neben Keramik und Knochen massenhaft Buntmetallfunde zutage, die das Inventar des Tempels vor seiner Zerstörung widerspiegeln: Bruchstücke von Bronzestatuen und Weihetafeln, Truhen- und Kästchenteile sowie Gefäßreste. Zahlreiche Fragmente römischer Militaria decken zudem die gesamte Bandbreite der Militärausrüstung im 3. Jahrhundert nach Christus ab. Metallteile von Schwertgurten und -scheiden deuten auf die Weihung ganzer Schwertgarnituren hin. Auf Schutzbewaffnung verweisen Teile von Schienenpanzern und verschiedenen Reiterhelmen sowie Beschläge und Anhänger vom Pferdegeschirr.
Fast alle Metallfunde sind kleinteilig zerbrochen oder zerschnitten. Offenbar hatte man planmäßig das gesamte Inventar ausgeräumt und noch vor Ort zum Einschmelzen zerkleinert. Es blieben jedoch einige Objekte erhalten, die nun Rückschlüsse auf das Inventar der Kultbauten erlauben. Die Funde datieren weitgehend aus dem 1. bis 5. Jahrhundert nach Christus. Wann genau der Kult der Vagdavercustis sein Ende fand und ob die Aufgabe des Heiligtums in einem Germaneneinfall oder der Hinwendung des spätantiken Heeres zum Christentum begründet liegt, ist bislang noch Gegenstand der Forschung.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2025)
Hinweis
Das Heiligtum der Vagdavercustis ist wertgebendes Merkmal des Landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereiches „Residenz Kleve - Der Reichswald“ (KLB 11.01).