Landsynagoge Rödingen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Titz
Kreis(e): Düren
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 57′ 56,49″ N: 6° 27′ 40,28″ O 50,96569°N: 6,46119°O
Koordinate UTM 32.321.733,31 m: 5.649.078,43 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.532.441,92 m: 5.647.931,04 m
  • Südfassade der Landsynagoge Rödingen

    Südfassade der Landsynagoge Rödingen

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  • Südfassade des Synagogengebäudes Titz-Rödingen während der Renovierung

    Südfassade des Synagogengebäudes Titz-Rödingen während der Renovierung

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  • Innenansicht der Synagoge Titz-Rödingen nach der Renovierung (um 2009).

    Innenansicht der Synagoge Titz-Rödingen nach der Renovierung (um 2009).

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  • Innenansicht der Synagoge Titz-Rödingen von der Empore aus gesehen, Kreis Düren

    Innenansicht der Synagoge Titz-Rödingen von der Empore aus gesehen, Kreis Düren

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  • Grundriss der Synagoge Titz-Rödingen, Kreis Düren

    Grundriss der Synagoge Titz-Rödingen, Kreis Düren

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  • Das Wohnhaus der Synagoge Titz-Rödingen vor der 2008 abgeschlossenen Renovierung.

    Das Wohnhaus der Synagoge Titz-Rödingen vor der 2008 abgeschlossenen Renovierung.

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Jüdisches Leben im Rheinland – Landsynagoge Rödingen
Die jüdische Gemeinde in Rödingen
In Rödingen, einem Dorf in der Nähe von Jülich im heutigen Kreis Düren, lebten schon im Mittelalter vereinzelt jüdische Männer und Frauen. Im 19. Jahrhundert entstand hier eine kleine Landgemeinde, die als Filialgemeinde zum 1926 aufgelösten Synagogenbezirk Jülich gehörte. Die Gemeinde erlebte zwischen 1800 und 1875 ihre Blütezeit, um 1820 wurde ein eigener Friedhof angelegt. 1806 sind 25 Angehörige der Gemeinde geführt und 1885 immerhin noch 43 Personen. Danach zogen fast alle jüdischen Bewohner in die umliegenden Städte. Im Jahr 1933 wird nur noch ein Gemeindemitglied gezählt.

Das Gebäude-Ensemble: Synagoge und Wohnhaus
Im Jahr 1841 ließ der langjährige Gemeindevorsteher Isaak Ullmann auf seinem Grundstück eine Synagoge für die jüdischen Familien in Rödingen und Umgebung erbauen. Der Synagogenvorsteher knüpfte seine Schenkung dabei an die ausdrückliche Bedingung, „dass das geschenkte Grundstück nur zu einer Synagoge für die genannte israelitische Gemeinde … benutzt werde“ (zitiert nach Grübel 2005, Anm. 32).
Das Gotteshaus wurde auch von Juden von Ameln, Nieder- und Oberembt besucht.
Die Rödinger Synagoge ist heute das einzige weitgehend im Originalzustand erhaltene jüdische Gotteshaus im westlichen Rheinland. Als Nachfahren der Familie Ullmann das Grundstück 1934 verkaufen mussten, nutzten die neuen Besitzer die leer stehende Synagoge als Werkstatt. Zweckentfremdet überstand sie die NS-Diktatur und die Nachkriegszeit und geriet über Jahrzehnte in Vergessenheit.
Erst in den 1980er Jahren wurde die ehemalige Synagoge als Kulturdenkmal von hoher überregionaler Bedeutung wieder entdeckt. 1999 erwarb der Landschaftsverband Rheinland das Gebäude-Ensemble und machte es als LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Familie Ullmann: Stifter der Synagoge
Von 1789 bis 1934 war das Rödinger Wohnhaus der Lebensmittelpunkt der Familie Ullmann. Die Geschichte der Ullmann und ihrer Nachkommen kann über 200 Jahre rekonstruiert werden. Sie ist in vielerlei Hinsicht typisch für die Geschichte der Juden im Rheinland im 19. und 20. Jahrhundert. Die Lebensgeschichten erzählen von Migration und Ansässigkeit und von Berufen, die Juden und Jüdinnen offen standen. Sie berichten von dem langen Weg zur rechtlichen Gleichstellung ebenso wie vom Engagement für die kleine, aber traditionsverbundene jüdische Gemeinschaft auf dem Land.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren nur noch wenige ältere jüdische Menschen in Rödingen geblieben, darunter Sibilla Ullmann, die jüngste Tochter des Synagogenerbauers. Die jüngere Generation hatte das Dorf verlassen. Auf dem Land wie in der Stadt entkam die Familie Ullmann nicht der Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung in der NS-Zeit.
Heute leben Nachkommen der Familie Ullmann in Deutschland, den Niederlanden und Israel.

Info-Stelen
Zum Internationalen Museumstag mit dem Motto „Museen in der Kulturlandschaft“ wurden am 22. Mai 2016 drei Info-Stelen in Rödingen aufgestellt:
  • am Jüdischen Friedhof,
  • am Marktplatz mit Blick auf das Haus Ullmann und
  • an der ehemaligen Judengasse (heute Klosterstraße).

Baudenkmal
Das Objekt „Ehem. Synagoge mit Vorsteher-Wohnhaus Rödingen, Mühlenend 1, 1841-42“ ist mit Eintragung vom 30.12.1993 Baudenkmal (Denkmalliste Titz, lfd. Nr. 90, limburg-bernd.de).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2021 / mit freundlicher Unterstützung durch Frau Monika Grübel und Herrn Dr. Alexander Schmalz, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Hinweise
  • Die Landsynagoge Titz-Rödingen ist wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs Rödingen (Regionalplan Köln 059) und war KuLaDig-Objekt des Monats im Mai 2011.
  • Wege zum LVR – Anfahrt inklusiv: LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen
  • Video-DVD: Eine 2005 erschienene Video-DVD zur Geschichte der Landsynagoge Rödingen „Die Tante mit der Synagoge im Hof. Aus dem Leben rheinischer Landjuden“ ist über das LVR-Zentrum für Medien und Bildung: www.medien-und-bildung.lvr.de (abgerufen 10.07.2018).

Internet
www.synagoge-roedingen.lvr.de: LVR-Kulturhaus Landysnagoge Rödingen (abgerufen 21.04.2011)
de.wikipedia.org: Ehemalige Synagoge Titz-Rödingen (abgerufen 21.04.2011)
www.limburg-bernd.de: Denkmale in der Gemeinde Titz, Nr. 90 (abgerufen 03.09.2018)

Literatur

Grübel, Monika (2010)
Synagoge – Werkstatt – Kulturhaus. Das LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen. Ein Beispiel für 170 Jahre rheinisch-jüdische Bau- und Nutzungsgeschichte. In: das münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Schwerpunkt: Synagogen (63. Jahrgang, Heft 2/2010), S. 130-134. Regensburg.
Grübel, Monika (2005)
Landjuden - ein Leben zwischen Land und Stadt. o. O. Online verfügbar: synagoge-roedingen.lvr.de, Grübel 2005
Heinen, Sigrun; Zanger, Octavia (2010)
Wände erzählen vom jüdischen Leben im Rheinland – Die ehemalige Landsynagoge in Titz-Rödingen. In: Stevens, Ulrich; Heckner, Ulrike u. Beckmann, Eva-Maria (Red.): Denkmalkultur im Rheinland. Festschrift für Udo Mainzer zum 65. Geburtstag, (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 75, Sonderband.) S. 215-228. Worms.
Paulißen, Hermann-Josef (2007)
Genealogie, Familienstruktur und wirtschaftliche Verhältnisse der Juden im nördlichen Jülicher Land im 19. Jahrhundert. (Forum Jülicher Geschichte 47.) Jülich.
Pracht, Elfi (1997)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil I: Regierungsbezirk Köln. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.1.) S. 120-124, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 77, Bonn.
Schmalz, Alexander (2012)
Entdecken Sie jüdisches Leben im Rheinland! LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen. (Orte jüdischer Kultur.) Haigerloch.
Schmalz, Alexander (2012)
Discover Jewish Life in the Rhineland: LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen. Haigerloch.
Stupp, Barbara (2005)
Die Tante mit der Synagoge im Hof. Aus dem Leben rheinischer Landjuden, DVD mit umfangreichem Begleitheft (Film 26 Minuten, 33 Seiten, 11 Abbildungen). Düsseldorf.

Landsynagoge Rödingen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Mühlenend 1
Ort
52445 Titz - Rödingen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1841, Ende 1934 bis 1999

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Landsynagoge Rödingen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-FJK-20100614-0003 (Abgerufen: 19. April 2024)
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