Sonsbeck erhielt vom Grafen von Kleve 1320 Stadtrechte, verlor diese aber während der napoleonischen Zeit 1794-1814. Die Struktur der alten befestigten Stadt mit ihrem strengen rechteckigen Grundriss ist heute noch weitgehend erhalten. In der Gründungszeit entstanden drei Schöffengerichte: Stadt Sonsbeck, Sonsbeckerbruch und Labbecker Bruch.
Die Anlage der Stadt erfolgte planmäßig im Anschluss an eine Burg der Grafen von Kleve (1641 zerstört). Eine erste Befestigung wurde dabei spätestens Anfang des 15. Jahrhunderts durch eine Mauer mit zwei Toren und mehreren Türmen ersetzt (Wensky 2008).
Der Verlauf der um 1420 abgeschlossen alten Stadtmauer wird heute durch eine Ziegelmauer entlang eines Grabens nachempfunden. Auch das – ungefähr am alten Ort als Denkmal aus Mauern und Dach nachempfundene – Siechenhaus vor der Stadtmauer und das Bronzedenkmal für die Opfer der Pest („dat groote Stierff“) erinnern an alte, nicht immer gute, Zeiten.
Von den Gründungen der Pfarre und Gemeinden zeugen die katholische Kirche St. Maria Magdalena von 1431 und die evangelische Kirche von 1655. Das ehemalige St. Andreas-Kloster entstand aus einem 1410 gegründeten Beginenhof.
Sonsbeck hatte große Bedeutung für das Töpferhandwerk und den Viehhandel. Von 1649 bis 1903 hatte Sonsbeck 90 Töpfereien, die vor allem Gebrauchskeramik aus Irdenware herstellten, aber auch Reliefplatten, Kacheln, Krüge und Prunkschüsseln. Seit 1431 betrieb man in Sonsbeck einen Ferkelmarkt, der überregionale Bedeutung gewann. Bei Roßhoff (1986) ist von 45.000 Ferkeln jährlich die Rede, die hier in Sonsbeck ihren Abnehmer fanden. Heute weist der Ferkelbrunnen am Rathaus auf diese Bedeutung hin.
Die Sonsbecker „Worteln“
Es gibt eine Erzählung, die auch in Motiven der Keramik festgehalten wurde. Die alte Geschichte zu diesem Namen reicht zurück bis zum Dreißigjährigen Krieg und wird so erzählt: Eine Stadtwache – in einer anderen Version der Geschichte ist von einem Bäckerjungen die Rede – fand am Abend, bei Schließung der Stadttore, den zum Tor gehörigen Splint nicht und ersetzte ihn durch eine Möhre. Diese wurde nächtens von einem frei laufenden Ganter (oder wahlweise einer Ziege) aufgefressen, so dass die Sicherung an dieser Stelle nicht hielt, und den Sonsbeckern von eindringenden Dieben darauf hin einiges Hab und Gut entwendet wurde.
Aus dieser Zeit stammt der sprichwörtlich gewordene Ausdruck „Worteln“ (Karotten, Wurzeln), mit dem die Sonsbecker manchmal noch scherzhaft belegt werden.
Die Bedeutung historischer Gebäude Sonsbecks für die Fledermausforschung
Sonsbeck ist eine der wenigen Ortschaften im Kreis Wesel, in der das Graue Langohr, eine in Nordrhein-Westfalen ausgesprochen seltene Fledermaus-Art, nachgewiesen wurde. Bei Kontrollen der drei Kirchendächer wurde 2012 jeweils diese Fledermausart gefunden (vgl. Fledermausbericht der Biologischen Station). Ein Männchen mit einem sehr markanten Frostschaden an einem Ohr, das in St. Maria Magdalena gefunden wurde, konnte in St. Gerebernus fotografiert werden. Das zeigt, dass die Tiere offensichtlich von einem Kirchendach zum nächsten wechseln.
Interessanterweise wurde erstmals seit vielen Jahren im Winter 2010/2011 ein Graues Langohr als Überwinterer in der ehemaligen Feuerleitstelle in der Sonsbecker Schweiz gefunden. Also gleich zwei Begegnungen mit der Seltenheit. Vielleicht hing dies mit der Sanierung des Daches von St. Maria Magdalena zusammen.
Hinweis
Die befestigte Stadt Sonsbeck ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches „Sonsbeck“ (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 012).
(Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V., 2014. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Internet
www.bskw.de: Fledermausbericht der Biologischen Station (abgerufen 17.11.2014)