St.-Andreas-Kloster in Sonsbeck

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Sonsbeck
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 36′ 36,45″ N: 6° 22′ 40,11″ O 51,61012°N: 6,37781°O
Koordinate UTM 32.318.439,87 m: 5.720.933,97 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.526.215,00 m: 5.719.592,29 m
  • Historischer Stich mit einer Ansicht von Sonsbeck; Ansicht vermutlich aus westlicher Richtung, links im Bild sind Gebäude des früheren Andreasklosters zu sehen (undatiert).

    Historischer Stich mit einer Ansicht von Sonsbeck; Ansicht vermutlich aus westlicher Richtung, links im Bild sind Gebäude des früheren Andreasklosters zu sehen (undatiert).

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Name / Patrozinium: – / Andreas.
Orden: Franziskanertertiarinnen.
Gründung / Entwicklung: vor 1427 Schwestern von gemeinsamen Leben, ab 1428 Franziskanertertiarinnen.
Aufhebung: 1802 (Bönnen / Hirschmann 2006).

Das St.-Andreas-Kloster lag im nordöstlichen Teil der damaligen Stadt Sonsbeck im Bereich der heutigen Klosterstraße. Im Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland (ehemals Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) findet sich eine Akte des Klosters, die es am weech langs der stat muere lokalisiert.

Gründungsgeschichte des Konvents
Der Schwesternkonvent entstand in einer vom Aufstreben der jungen Stadt Sonsbeck geprägten Zeit. Die Geschichte des Klosters ist mitbedingt durch zwei historische Entwicklungen: die Idee der „Devotio Moderna“, einer Entwicklung, die Kanoniker und Laien gleichermaßen ansprach, sich einer inneren Frömmigkeit zu widmen, und die Verbreitung von Beginen-Gemeinschaften, die nicht einer kanonischen Ordensregel unterstanden.
Stifterin des Klosters war 1410 die Witwe Heilwich Harst, es wurde 1422 als beghynen convent erstmals erwähnt. 1431 erscheint es als gaedshuis sunte Andries.
Der Aufbau der Schwesterngemeinschaft erfolgte unter Mitwirkung von Schwestern des Meister-Geerts-Hauses in Deventer im Geiste der Devotio moderna.

Um der Gefahr einer Anfechtung der Gemeinschaft durch Bischof und Kurie zu entgehen, entschloss sich die Gemeinschaft schrittweise dazu, die Regeln eines Ordens anzunehmen. 1427 übernahm man die Tertiarinnenregel der Franziskaner, 1430 erfolgte der Verzicht der Schwestern auf persönlichen Besitz. 1457, relativ spät nach Annahme der franziskanischen Regel, wurde auch die Klausur eingeführt. Mit diesem Schritt wurde die Umwandlung in ein reguliertes Kloster vervollständigt. Doch auch nach seiner Regulierung wurde der Konvent oftmals weiter als Beginenhaus bezeichnet.
Vermutlich gehen zwei Tochtergründungen von Sonsbeck aus: 1452 der Konvent in Frauweiler (ein durch den Braunkohlentagebau untergegangener Ort bei Bedburg, Rhein-Erft-Kreis), eventuell auch das Tertiarinnenkloster Marienfeld bei Rumeln (Stadtteil von Duisburg).

Wirtschaftsgeschichte des Klosters
Die wirtschaftliche Lage des Klosters war im Jahrhundert nach der Gründung recht gut. In dieser Zeit wurden auch Töchter höherer sozialer Schichten aufgenommen. Eine Besitzvergrößerung erfolgte durch Ländereien in Sonsbeck, im Sonsbeckerbruch, in Veen, Winnekendonk und Uedemerfeld.
Bis 1432 erfolgte durch den Erwerb von insgesamt sieben Häusern eine Arrondierung des Klosterareals, das im nördlichen Teil der Stadt an der Stadtmauer lag. Im Zuge der Vergrößerung des Klosterareals erfolgten 1462 die Fertigstellung der Kapelle, 1478 der zusätzliche Bau eines herren huis zum bestehenden Priesterhaus und 1487 die Errichtung von Küche und Speisesaal.

Von Beginn an haben die Sonsbecker Schwestern ihren Lebensunterhalt durch Einkünfte aus Rentenbesitz, landwirtschaftlicher Tätigkeit und vor allem auch durch textilgewerbliche Arbeiten bestritten. Dadurch traten sie auch in eine Konkurrenzsituation zum weltlichen Handwerk.
1438 untersagte die Stadt die Ausübung des Wollgewerbes, mit Ausnahme eines Wollwebstuhles für eigene Stoffe. So erfolgte 1447 der Bau eines Spinnhauses.
1451 erhielt das Kloster von Herzog Johann I. von Kleve (1419-1481, seit 1448 Herzog von Kleve) ein Stück Land zur Nutzung als Bleiche. Ebenfalls betrieben die Schwestern nur zum eigenen Gebrauch eine Brauerei und eine Rossmühle für das Mahlen eigenen Korns.
Der wirtschaftliche Niedergang begann im 16. Jahrhundert, u.a. verursacht durch den Stadtbrand von 1517 und später durch Kriegsgeschehen.

Der Konvent bestand anfangs aus ca. 10 Personen, 1472 aus 22 Schwestern. Nach der herzoglichen Ordinantie von 1463, die die Konventsgrößen festlegte, durfte das Kloster 60 Schwestern aufnehmen. Diese Zahl wurde allerdings nie erreicht.
So lebten auch 1688 22 Schwestern und Dienstboten im Konvent, 1787 wurden 24 Schwestern, 1 Geistlicher, 15 weibliche Dienstboten bzw. Kostgänger genannt. Die Versorgung von Kostgängern, meist Pensionären, wurde zum wirtschaftlichen Standbein des Klosters.
Im Kloster entstand eine Vielzahl von Handschriften in unterschiedlicher Form und von unterschiedlichem Ausmaß. So sind 18 Gebetbuch- und drei Sammelhandschriften erhalten. Der größte Teil der Handschriften entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und befindet sich heute in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek in Darmstadt. Diese Handschriften bieten wertvollen Aufschluss über die im Andreaskonvent gepflegte Spiritualität und literarische Kultur.

Auflösung des Konvents und weitere Geschichte
1802 wurde das Kloster im Rahmen der napoleonischen Säkularisierung aufgelöst und 1803 das Klostergebäude an einen Sonsbecker Essigfabrikanten verkauft. Während des 19. Jahrhunderts wurden die Gebäude abgebrochen. Bereits in den zwischen 1801 und 1828 entstandenen historischen Karten der „Topographischen Aufnahme der Rheinlande“ von Tranchot / von Müffling ist die Parzelle des Klosters nicht mehr als solche auszumachen.
Heute erinnert nur noch der Name „Klosterstraße“ an den ehemaligen Konvent.

(Heinz-Peter Kamps, Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V., 2014; Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)

Literatur

Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) S. 43, Bonn.
Rathert, Stefan / Kreis Wesel (Hrsg.) (1999)
Das St.-Andreas-Kloster in Sonsbeck. In: Kreis Wesel Jahrbuch 2000, S. 48-57. Duisburg.
Wensky, Margret (1996)
Sonsbeck. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung XII, Nr. 67.) Köln.

St.-Andreas-Kloster in Sonsbeck

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Klosterstraße
Ort
47665 Sonsbeck
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1410, Ende 1802 bis 1803

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Heinz-Peter Kamps (2014), Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. (2014): „St.-Andreas-Kloster in Sonsbeck”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-90246-20140407-2 (Abgerufen: 19. April 2024)
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