Schlackenbergwerft in Mülheim

Verladeanlage des Felten & Guilleaume Carlswerks, zeitweise NS-Zwangsarbeiterlager

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 58′ 29,67″ N: 7° 00′ 2,66″ O 50,97491°N: 7,00074°O
Koordinate UTM 32.359.642,78 m: 5.648.937,46 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.570.330,04 m: 5.649.332,36 m
  • Schlackenbergwerft

    Schlackenbergwerft

    Copyright-Hinweis:
    Landschaftsverband Rheinland
    Fotograf/Urheber:
    Walter Buschmann
    Medientyp:
    Bild
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Lage
Am langgestreckten, vom ehemaligen Leinpfad begrenzten Prallhang des Rheins zwischen Mülheim und Stammheim liegt am rechten Rheinufer die ehemalige Verladeanlage des Felten & Guilleaume Carlswerks in Mülheim. Die mächtige Reihe von Stampfbetonbögen trägt an der Wasserseite das Markenzeichen F&G-Neptun sowie das Erbauungsjahr 1924.

Geschichte
Das seit 1873 bei Mülheim ansässige Carlswerk, das insbesondere Starkstrom- und Telegrafenkabel herstellte, benötigte einen leistungsfähigen Rheinanschluss. Zunächst waren die Produkte über den von der Firma erworbenen traditionsreichen Kran an der heutigen Krahnenstrasse am nördlichen Ende der Mülheimer Freiheit verschifft worden. Schließlich erwarb man das weiter nördlich gelegene Gelände einer ehemaligen Eisenhütte mit ihrer Schlackenablage, die zur namensgebenden Grundlage der eigenen Hafenanlage wurde. Auf dem in die Uferschräge gesetzten „Werft“ (das am Rhein gebräuchliche Wort sächlichen Geschlechts für Hafen- und Kaianlage) standen auf Schienen fahrbare Kräne, die die Schiffe mit den auf große Rollen gewickelten Kabeln beluden. Über das Gelände des ehemaligen, ebenfalls mit dem Carlswerk organisatorisch verbundenen Stahl- und Walzwerks Böcking war das Carlswerk durch eine Werksbahnstrecke mit dem Werftgelände verbunden. Diese Verbindung kreuzte die Kleinbahn Mülheim-Leverkusen, die von der Bayer AG betrieben wurde.

Umgebung
Entlang des Rheinufers zwischen Mülheim und Stammheim befanden sich mehrere Landestellen, etwa für geflößtes Bauholz, sowie eine Filiale des städtischen Mülheimer Hafens mit Bahnanschluss, von dem heute noch ein unter Denkmalschutz stehender Güterschuppen vorhanden ist.

Der von Mülheim bis zum Stammheimer Schloßpark reichende Treidel- bzw. Leinpfad ist heute ein beliebter Spazier- und Fahrradweg. Die bis an die Uferkante der abgeschrägten und weiträumig mit Basaltschüttungen geschützten Böschung ragende Betonkonstruktion der Schlackenbergwerft wurde deshalb von der Stadt Köln zum Aussichtspunkt ausgebaut und erhielt eine Umzäumung sowie neue Zugangsbrücken. Auf dem ehemaligen Gelände der Eisenhütte mit Schlackenablage entstanden in den letzten Jahren moderne Wohnbauten, darunter ein Hochhaus.

Baudenkmal
Das Objekt „Schlackenbergwerft“ ist seit 1982 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 992).

(Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)


NS-Zwangsarbeiterlager
Während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs „beschäftige“ der Drahtseil- und Kabelhersteller Felten & Guilleaume in der Schlackenbergwerft des Mülheimer Carlswerks hunderte Zwangsarbeiter*innen, die größtenteils aus der Sowjetunion stammten und die in einem betriebseigenen Barackenlagern in der Schanzenstraße Nr. 24 einquartiert wurden.
Für Januar 1943 wird eine Belegschaft von 101 Ostarbeiterinnen genannt (museenkoeln.de).

Im nahegelegenen Haus Genoveastraße Nr. 66 residierten seinerzeit die NSDAP-Ortsgruppe und die Verwaltung der Deutschen Arbeitsfront (DAF). In den Jahren 1939 bis 1945 war der Arzt und SS-Mann Dr. Erich Möllenhoff, der auch Lagerarzt des nur knapp 3 km entfernten Messelagers Deutz war, Betriebsarzt im Carlswerk und betreute mehrere Ostarbeiterlager, vermutlich auch das der Felten & Guilleaume Carlswerk AG (ebd.).
„Die Arbeits- und Lebensbedingungen waren so prekär, dass viele der Arbeiter aufgrund von Hunger, Kälte und Überanstrengung früh verstarben. Trotz dieser Umstände wird der Markenname F&G noch immer für den Vertrieb von Elektroanlagen verwendet. An der ehemaligen Schlackenbergwerft erinnert heute eine Gedenktafel an die Verschleppten.“ (muelheimat.cologne)

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022)

Internet
museenkoeln.de: NS-Dokumentationszentrum, Felten & Guilleaume Carlswerk AG, Lager ausländischer Arbeiter (abgerufen 18.05.2022)
muelheimat.cologne: Ehemalige Schlackenbergwerft (abgerufen 18.05.2022)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Familie Guilleaume, Unternehmerfamilie (Text Gabriele Oepen-Domschky, abgerufen 18.05.2022)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 18.05.2022, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)

Literatur

Buschmann, Walter; Hennies, Matthias; Kierdorf, Alexander (2018)
Via Industrialis. Entdeckungsreise Kölner Industriekultur. S. 46, Essen.
Kraus, Stefan (2007)
Stätten Nationalsozialistischer Zwangsherrschaft. (unter Mitarbeit von Walter Rummel). (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.13.) S. 43-45 u. 74-75, Bonn.

Schlackenbergwerft in Mülheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Stammheimer Ufer / Am Faulbach
Ort
51063 Köln - Mülheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1924

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Schlackenbergwerft in Mülheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290302 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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