Pfälzer Schoppen und Dubbeglas

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    Pfälzer Schoppen und Dubbeglas

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    Größtes Dubbeglas der Welt

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Der Begriff Schoppen meint eine Maßeinheit und ein Gefäß. Sprachlich abgeleitet wird der Begriff vom französischen „chopine“, „chaupine“ oder „chaupaine“ für eine Flüssigkeits-Maßeinheit sowie vom niederdeutschen Ausdruck „Schope“ für Schöpfkelle. Je nach Region erhält man bei einem Schoppen ein Glas Wein, Apfelwein oder Bier. Im Französischen meint das Verb „chopiner“ einen unkontrollierten Weinkonsum, also „Wein saufen.“ In der Pfalz wird umgangssprachlich der Schoppen meist mit einem Halbliterglas voller Wein oder einer Mischung aus Wein und Mineralwasser, der Weinschorle verbunden. Es meint also ein Trinkgefäß wie auch die Maßeinheit halber Liter. Das pfälzische Schoppenglas ist häufig ein konisches mit „Dubbe“, also mit Tupfen oder Einbuchtungen im Glas ausgestattet. Das Dubbeglas hat sich als Symbol für den Pfälzer Wein sowie die Lebensart etabliert.

Maßeinheit
Der Begriff „Schoppen“ als Flüssigkeits-Maßeinheit ist in den süddeutschen Sprachräumen sowie in der Schweiz verbreitet (Pfälzisches Wörterbuch, Bd. V, 1411f.; Badisches Wörterbuch, Bd. IV, 712f.; Schwäbisches Wörterbuch, Bd.V, 1113f.; Südhessisches Wörterbuch, Bd.V, 716f.; Hessen-Nassauisches Wörterbuch Bd.III, 408.). Er wird historisch und aktuell meist im Zusammenhang mit Wein, in manchen Regionen auch für andere alkoholische Getränke wie Apfelwein oder Bier verwendet. Historisch sind mit einem Schoppen sehr unterschiedliche Maßeinheiten verbunden, zwischen einem Viertel Liter und 2,3 Liter. In Franken und in Württemberg ist heute mit Schoppen ein Viertel Liter Wein gemeint, während in Hessen Wein oder Apfelwein als Schoppen in einem 0,25, in Frankfurt 0,3 Liter umfassenden Glas serviert wird. Historisch gab es vor der Einführung des metrischen Systems nach 1870 andere Schoppenmaß-Einheiten. So umfasste der württembergische Schoppen einst 0,459 Liter, während in der freien Reichsstadt Frankfurt die Maßeinheit von 0,448 Liter galt (Georg Caspar Chelius, Maß- und Gewichtsbuch, Frankfurt 1830).

In der Schweiz konnte je nach Kanton die Maßeinheit Schoppen zwischen 0,3 und 0,5 variieren. Bis 1877 gab es dort ein amtliches Maß von 0,375 Litern (Historisches Lexikon der Schweiz).
Einfluss auf die Region Pfalz hatten auch französische Maßeinheiten, zumal Teile der Südpfalz um Landau zwischen 1680 bis 1814 französisch waren. Der französische Schoppen entsprach zunächst 0,476,073 Liter, ab 1812 unter Napoleon Bonaparte 0,7 Liter.
In der Pfalz, vornehmlich in der Kurpfalz rechts und links des Rheins, war 0,5625 Liter das Volumen eines Schoppens vor der französischen Besatzung unter Napoleon. Bezugsgröße war das Fuder, das damals bei 1080 Litern lag (Leonhardt 1928, S. 206). Teils wurde mit dieser Einheit bis in die 1850er Jahre gerechnet (siehe Eintrag Maikammer). Seit etwa 1872 hat ein Schoppen in der Pfalz den Inhalt von 0,5 Liter.
Ein Problem ergibt sich im Land Rheinland-Pfalz dadurch, dass in Rheinhessen und in Mainz ein Schoppen dem Inhalt von 0,4 Litern entspricht. In der Grenzregion zwischen Pfalz und Rheinhessen, beispielsweise im Zellertal, ist dies bei einer Bestellung eines Weinschoppens auffällig. Als Anfang der 1980er Jahre auch in der Pfalz 1984 vereinzelt Gastwirte ein 0,4 Literglas als Schoppen einführten, provozierte dies den Widerstand der sogenannten „Schoppenkämpfer.“ Eine Führungsrolle übernahmen die Landtagsabgeordneten Dieter Hörner und Benno Zech sowie die Weinbruderschaft der Pfalz. Der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Pfälzer Schoppen“ schlossen sich auch Bischof Anton Schlembach und der spätere Weihbischof Otto Georgens an (Die Rheinpfalz, 11.2.1984; Konventsbrief der Weinbruderschaft der Pfalz, 1984-1984, 11-12). Am Ende blieb es in der Pfalz beim Schoppenmaß von 0,5 Liter als „Maß aller Dinge“, wie ein Denkmal für diesen Kampf in Maikammer zeigt.

Schoppenstecher
Für Weintrinker gibt es umgangssprachlich in den Regionen Begriffe wie Schoppenfetzer (Franken), Schoppenpetzer (Hessen, Rheinhessen) oder Schoppenstecher (Pfalz). Historisch ist Schoppenstecher durch eine Schrift von Friedrich Engels mit dem Aufstand der Pfälzer gegen die Bayern in der Revolution von 1848-1849 verbunden. Engels war Teilnehmer am pfälzischen Aufstand und berichtete: „Wer die Pfalz nur einmal gesehen hat, begreift, dass eine Bewegung in diesem weinreichen und weinseligen Lande einen höchst heitern Charakter annehmen musste. Man hatte sich endlich einmal die schwerfälligen, pedantischen altbayrischen Bierseelen vom Halse geschafft und an ihrer Stelle fidele pfälzische Schoppenstecher zu Beamten ernannt ... Die Herstellung der Kneipfreiheit war der erste revolutionäre Akt des pfälzischen Volks. … Wie die Pfalz, so ihre provisorische Regierung. Sie bestand fast nur aus gemütlichen Schoppenstechern, die über nichts mehr erstaunt waren, als dass sie plötzlich die provisorische Regierung ihres bacchusgeliebten Vaterlandes vorstellen sollten.“ Friedrich Engels: Verfassungskampagne. S. 146-147.

Trinkgefäße für Schoppen
Für den Schoppen gibt es keine einheitliche Glasform, da sich Maße unterscheiden und es regional typische Glasformen gibt. Die Mainzer Stange ist beispielsweise ein stangenförmiges zylindrisches Glas mit glatter Außenseite, ca. 15 cm hoch, mit einem Durchmesser von ca. 6 cm, der in der Regel ein Volumen von 0,4 Liter enthält. In Hessen ist ein Glas mit Rautenschnitt als Schoppenglas verbreitet, das „Gerippte“, aus dem besonders Apfelwein getrunken wird und das zwischen 0,25 bis 0,3 Liter umfasst. Es gibt Henkelgläser wie in Württemberg oder der henkellose Willybecher, aus dem auch Bier ausgeschenkt wird, in Franken.
In der Pfalz werden Schoppen in der Regel in zwei Glasformen angeboten. Verbreitet sind glatte Glasstangen mit dem Fassungsvermögen von einem halben Liter. Häufig finden sich darauf aufgedruckt Regionales und Werbung. Mit dem „Rhodter Piff“ entstand 1903 ein glattes Schoppenglas mit einem Liter Fassungsvermögen, das an der Bezeichnung „Pfiff“ für einen achtel Liter anknüpft.

Dubbeglas
Das Dubbeglas ist die zweite und beliebtere Form, aus der in der Region Pfalz Wein oder Weinschorle konsumiert wird. Der Inhalt umfasst einen Pfälzer Schoppen, also einen halben Liter. Ein Dubbeglas hat die Form eines umgekehrten, konischen Kegelstumpfes. Kennzeichen sind die Tupfen, Pfälzisch Dubbe. Damit sind kreisförmige Vertiefungen gemeint, die ins Glas gegossen oder eingeschliffen wurden. Diese verleihen dem Glas eine besondere Griffigkeit, besonders beim Konsum von Wurst- und Fleischwaren. Der Legende nach soll ein Metzger aus Bad Dürkheim das Dubbeglas erfunden haben. Es gibt Dubbegläser mit oder ohne Werbefläche im Glas, sodass die Dubbe, je nach freigehaltener Fläche, von 28 bis 38 variieren können.
Bereits die Römer kannten in der Region eine Dubbeglas-Form. Dies zeigen Ausgrabungen in Gönnheim, wo Trinkgefäße aus dem vierten Jahrhundert gefunden wurden. Die römischen Tupfen waren allerdings nicht eingeschliffen, sondern aufgesetzt (siehe Replika im Stadtmuseum Bad Dürkheim). Bis in die 1940er Jahre ist ein geschliffenes Dubbeglas mit vier Dubbereihen auf dem Wurstmarkt in Bad Dürkheim überliefert. Zwischenzeitig fast vom Markt verschwunden, tauchte das Dubbeglas Anfang der 1980er Jahre wieder auf, initiiert von Max Adrian aus Bad Dürkheim, Verkaufsleiter der Gastronomie-Servicefirma Böhringer Gastro, die heute noch diese Gläser produziert. Damals wurden die Dubbegläser in der Glashandlung Schulz in Neustadt an der Weinstraße nachgeschliffen. Heute gibt es viele Anbieter, die gegossene Dubbegläser vornehmlich mit Motiven herstellen.
Darüber hinaus hat sich das Dubbeglas zum Kultobjekt entwickelt. Auf T-Shirts, Mützen und Jacken können Pfalzliebhaber durch das symbolisch aufgedruckte Dubbeglas ihre Liebe zur Region Pfalz demonstrieren. Selbst als Schmuckstück wird das Dubbeglas produziert und finden sich als Anhänger an Hals- oder Fußkettchen. Als Dubbeglasbrieder treten die Oliver Herrmann und Willi Brausch auf.

Denkmäler für Schoppen und Dubbeglas
Das größte Dubbeglas der Welt findet sich weithin sichtbar an der Ortseinfahrt von Hambach mit Blick auf das Hambacher Schloss. Es wurde für den Winzerfestumzug 2018 vom Künstler Paul Pantle angefertigt und gewann einen Hauptpreis der Veranstalter. Die Metallkonstruktion mit Weinrebstöcken ist 3,5 Meter hoch, 700 Kg schwer und umfasst 9.000 Liter. (Foto: Armin Huck)
Das 1984 entstandene Schoppendenkmal in Maikammer ist ein behauener Sandsteinfindling mit der Aufschrift „Pfälzer Schoppen - Maß aller Dinge“, der heute im Lavendelgarten von Maikammer steht. Der Umriss von 0,5 Liter-Gläsern, darunter ein Dubbeglas, wurde eingemeißelt. Geschaffen wurde es vom Bildhauer Günther Berlejung aus Ludwigshafen, als Denkmal an den misslungenen Versuch, das Volumen des pfälzischen Schoppenglases auf 0,4 Liter zu verringern.

(Michael Landgraf, Neustadt an der Weinstraße, 2023)

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Gemälde „Der bessere Schoppen“
Wurstmarktorden mit Dubbeglas

Pfälzer Schoppen und Dubbeglas

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Michael Landgraf, „Pfälzer Schoppen und Dubbeglas”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-345655 (Abgerufen: 1. Mai 2024)
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