Im Rahmen des vom LVR geförderten Projektes „Ackerterrassen, Weinbergsmauern und Co.“ fand im Jahr 2015 durch die Biologische Station im Kreis Euskirchen e.V. eine Erfassung von landwirtschaftlichen Kulturlandschaftselementen wie z. B. Hohlwegen, Ackerterrassen und Wölbäckern im Kreis Euskirchen in den Räumen Voreifel und Nordeifel statt. Erfasst wurden hauptsächlich ehemalige Ackerterrassen und Hohlwege, seltener Wölbäcker und Viehtreppen. Weinbergsmauern wurden trotz des Nachweises von Weinbau in der Eifel noch nicht gefunden. Die hier dargestellten Objekte sind eine Auswahl von Ackerterrassen, die auch für den Laien gut erkennbar sind. Um die Ortslagen der Dörfer finden sich oft zahlreiche Relikte vergangener Landwirtschaftsformen. Dazu gehörte der Wein- und Ackerbau, Streuobstbau auf Acker und Wiese und die Bewirtschaftung von Heide- und Niederwaldflächen. Durch die starke Aufforstung mit Fichte in den letzten Jahrhunderten verschwanden zahlreiche Ackerterrassen unter Wald. Neue Wegesysteme etablierten sich, sodass Hohl- und Erdwege nicht mehr sinnvoll schienen, verfielen oder modernisiert, das heißt mit Schotter bedeckt oder asphaltiert wurden. Historisches Kartenmaterial, alte Flur- und Straßennamen und Hinweise aus der Bevölkerung lieferten ein bildhaftes Mosaik der wirtschaftlichen Situation der Eifeler Bevölkerung vor dem 19. Jahrhundert bis heute. Kennzeichnend für die frühere Zeit im heutigen Südkreis waren ein schlecht ausgebautes Wegenetz, Selbstversorgung, florierender Bergbau, Auswanderungswellen, die zur Entstehung von Geisterdörfern führten, wiederkehrende Seuchen, Kriege an den Herrschaftsgrenzen.
Gelobt wurde in einigen Quellen die Gastfreundschaft der Eifeler. Die Eifeler Mundart wird heute noch ebenso wie lokale und regionale Traditionen gepflegt. Einen kleinen Teil der Eifeler Kulturgeschichte kann man in der Landschaft finden, gerade so, als würde sie eine eigene Sprache sprechen:
Kulturlandschaft schützen – Identität wahren
Die vergangene Wirtschaftsweise ist heute noch in rezenten Kulturlandschaftselementen sichtbar. Diese Landschaftselemente sind jedoch von Verfall bedroht und könnten im Zuge der Modernisierung ganz verschwinden. Mit ihnen würde ein Teil des Artenreichtums verloren gehen, denn Ackerterrassen, Weinbergsmauern und Co sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Gerade in unserer heutigen Zeit bieten sie als Sonderrefugien Rettungsinseln vor der agrarischen Monotonie.
Gleichzeitig sind Ackerterrassen und Co Zeitzeugen aus dem letzten Jahrtausend unserer Kulturgeschichte und bieten uns direkten Einblick in die Lebensweise der Generationen von Menschen, die sich in mühseliger Handarbeit ihre Lebensgrundlage selbst schaffen mussten.
Ackerterrassen im Kreis Euskirchen
Vor allem im Südteil des Kreises Euskirchen, bestehend aus Voreifel und Eifel, befindet sich noch eine Vielzahl von Ackerterrassen. Einige wenige werden auch heute noch als Ackerflächen bewirtschaftet (z. B. in Schleiden-Scheuren oder Gemünd-Malsbenden). Seit dem Mittelalter hatte sich die Arbeit in der Landwirtschaft bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaum geändert: Noch immer wurde mit Ochsengespann gepflügt. Aufgrund mangelnder Flächen und mageren Erträgen wurden auch die Berghänge in Ackerbewirtschaftung übernommen. Durch hangparalleles Pflügen entstanden Ackerterrassen. Die Parzellen waren oft lang gestreckt und sehr schmal, damit man den Pflug nicht oft wenden brauchte. Störende Ackersteine, meist Grauwacke und Kalksteine, wurden an die Ränder der Ackerterrassen getragen und dort aufgeschichtet. So entstanden begleitend zu den Ackerterrassen Lesesteinhaufen. Die Stufen zwischen den Terrassen konnten sehr hoch sein, sodass sich ein Stufenrain bilden konnte. Diese Hochraine sind heute oft verbuscht. Je länger die Ackerterrassen brach lagen, hatten erst Einzelbüsche, dann Hecken und Bäume die Möglichkeit zu wachsen. Seltener findet man auf den Rainen Obstbäume, die früher zusätzlich zum Ackerertrag frisches Obst lieferten. Heute befinden sich die meisten Ackerterrassen in Grünlandbewirtschaftung. Mit der preussischen Herrschaft wurde die Landwirtschaft im Kreis im Schwerpunkt von Ackerbau zu Viehwirtschaft umgestellt. Die wiederbegrünten Ackerterrassen dienen heute als Viehweide (meist für Rinder und Pferde) oder als Mähwiese.
Ackerterrassen - Bedeutung für den Artenschutz
Die ehemaligen Ackerterrassen sind heute ein bedeutsamer Bestandteil der hiesigen Kulturlandschaft und dienen als Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten:
- Lesesteinhaufen bieten Schutz und Wärme für Reptilien und wärmeliebende Pflanzen. Moose und Flechten wachsen auf vielen Steinen.
- Hänge und Böschungen sind sonnenexponierte, warme Plätze für Reptilien, Insekten sowie wärmeliebende Pflanzenarten wie z.B. Thymian. Wildbienen nutzen kahle Abhänge für die Anlage ihrer Brutröhren.
- Hochraine mit Einzelbüschen, Hecken und Bäumen dienen als Nahrungs-, Schutz- und Nistmöglichkeit für Vögel. Sie sind Lebensraum für Kleinsäuger und Insekten (z.B. Raupen des Schlehenzipfelfalters). Nachts finden Fledermäuse hier Nahrung und können die Vegetation als Leitstruktur zur Jagd nutzen.
- Grünland bietet in verschiedenen Ausprägungen eine besondere Artenvielfalt: Herbstzeitlose, Orchideen und mittlerer Wegerich sind botanische Highlights.
Insgesamt bieten ehemalige Ackerterrassen eine hohe Strukturvielfalt und damit viele Nischen für Tier- und Pflanzenarten.
(Jennifer Thelen, Biologische Station im Kreis Euskirchen e.V., 2015. Erstellt im Rahmen des Projektes „Ackerterrassen, Weinbergsmauern & Co.“)
Internet
www.biostationeuskirchen.de: Ackerterrassen, Weinbergsmauern & Co. (abgerufen 12.01.2022)