Geschichte der Bahnstrecke
Aktueller Zustand
Betriebsstellen
Hinweis, Literatur und Links
Geschichte der Bahnstrecke
Die Cöln-Mindener Eisenbahn (CME) hatte 1856 ihre Strecke zwischen Oberhausen und Arnhem eröffnet. Zur Ausweitung ihres Netzes nach Norden in die Niederlande suchte sie um Konzession für eine Bahnverbindung von Wesel Richtung Winterswijk in den Niederlanden. Zudem bemühte sich die Stadt Bocholt um einen Eisenbahnanschluss, um die wichtige Textilindustrie in der Stadt zu fördern.
Diese Konzession für den Bau und Betrieb der Bahn wurde am 26. Mai 1875 erteilt. Nach Abnahme der fertigen Strecke am 22. Juni 1878 konnte sie am 1. Juli 1878 eröffnet werden.
Auf der Strecke fuhren Personenzüge von Wesel über Bocholt nach Winterswijk in den Niederlanden. In Bocholt gab es Anschlüsse nach Empel-Rees, Münster und Winterswijk. Von Winterswijk aus ging es weiter nach Zevenaar, Zutphen und über Borken nach Gelsenkirchen. Auch im Güterverkehr konnte die Strecke genutzt werden, um die überbelegten Rangierbahnhöfe im Ruhrgebiet zu umgehen. Über die Weseler Rheinbrücke konnte das linksrheinische Eisenbahnnetz erreicht werden.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 stellte man den Verkehr auf der Verbindung von Winterswijk nach Baarlo ein. Der Abschnitt zwischen Baarlo und Bocholt folgte 1952. Seitdem gibt es keine über Bocholt hinaus weiterführenden Personenzüge mehr. Der weniger werdende Güterverkehr wurde noch bis 1989 bedient.
In der Nachkriegszeit bemühte sich die 1949 neu gegründete Deutsche Bundesbahn um eine Verbesserung der Einnahmen aus dem Bahnverkehr. Es wurden einige Haltepunkte um 1950 angelegt, um den örtlichen Verkehr zu bedienen (Wesel-Nord, Lackhausen, Hamminkeln-Süd, Lankern, Biemenhorst, Bocholt Süd). Dazu beigetragen haben auch die Schienenbusse der Baureihe 795, die mit den kurzen Abständen zwischen den Haltepunkten gut zurechtkamen. Diese Bemühungen waren jedoch vergebens, da die Politik in der Bundesrepublik auf das Auto ausgerichtet wurde.
Anfang der 1960er Jahre wurden daher zahlreiche Haltepunkte wieder aufgehoben. Es blieben die Schienenbusse, die nun jedoch nur zwischen Wesel und Bocholt verkehrten.
In den 1970er Jahren reduzierte die Deutsche Bundesbahn (DB) das Angebot auf drei Zugpaare täglich, ein Angebot, das kaum noch angenommen wurde. Ziel der Bundesbahn war die Stilllegung der unrentablen Strecke. Aber 1979 konnte mit der DB ein Wiederbelebungsversuch gestartet werden. Es fuhren wieder vierzehn Züge täglich, die Beförderungszahlen nahmen deutlich zu. Allerdings stellte man 1985 alle Fahrten jenseits von Wesel ein.
1986 planten das Land Nordrhein-Westfalen und die Deutsche Bundesbahn, die Verkehrsbedienung wiederum auf den Bus zu verlagern. Daraufhin schenkte die Stadt Bocholt der Bundesbahn einen Triebwagen der Baureihe 628. Der Bahnhof wurde zu einem Verkehrszentrum mit Busanbindung umgestaltet. Im Gegenzug verpflichtete sich die DB, den Nahverkehr auf der Schiene bis zum Jahresende 1999 aufrechtzuerhalten. Dieses Angebot wurde unter dem Namen „Der Bocholter“ vermarktet, es begann am 6. Oktober 1990 und wurde schließlich zum dauerhaften Angebot.
Nach einer längeren Planungsphase wurde die Strecke zwischen 2021 und dem 1. Februar 2022 elektrifiziert. Zusätzlich wurde die Streckengeschwindigkeiten erhöht (80 bzw. 100 km/h). Die Bahnhöfe wurden ausgebaut und den Fahrzeugen angepasst.
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Aktueller Zustand
Der Personenverkehr auf der Linie RE 19 (Düsseldorf - Arnhem/Bocholt) wird von der VIAS GmbH aus Frankfurt a.M. betrieben. Seit der Elektrifizierung 2022 fahren die Züge von Düsseldorf bis Wesel, die beiden Zugteile werden dort getrennt, ein Teil fährt nach Arnhem, der andere nach Bocholt weiter. Auf der Rückfahrt werden sie in Wesel wieder vereint.
Im Güterverkehr wird der Anschluss des Betonfertigteilewerks Max Bögl im Bahnhof Hamminkeln bedient.
Betriebsstellen
Die Strecke weist eine Länge von rund 20 Kilometern auf. Die Streckenkilometrierung beginnt in Wesel.
(Bf = Bahnhof; Hp = Haltepunkt, jeweils aktuelle bzw. letzte Bezeichnung)
Bahnkilometer | Name |
0,1 | Bf Wesel (seit 1856, Anschluss an die Strecken von Oberhausen nach Arnhem und Haltern nach Venlo; Übergang zur Kleinbahn nach Rees) |
2,7 | Hp Wesel Nord (Personenverkehr 1954-1960) |
3,6 | Hp Lackhausen (Personenverkehr 1954-1960) |
4,7 | Hp Wesel-Blumenkamp (seit 1880, bis 2021 Blumenkamp) |
8,5 | Hp Hamminkeln-Süd (Personenverkehr 1954-1960) |
9,2 | Bf Hamminkeln |
13,2 | Hp Hamminkeln-Dingden (bis 2021 Dingden) |
15,6 | Hp Lankern (Personenverkehr 1954-1960) |
18,2 | Hp Biemenhorst (Personenverkehr 1954-1960) |
19,7 | Hp Bocholt Süd (Personenverkehr 1954-1960) |
20,4 | Bf Bocholt (Anschluss an die Strecken nach Empel-Rees und Münster sowie nach Winterswijk |
(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2023, 2025)
Hinweis
Der Text wurde im Rahmen des Projektes „Eisenbahnen am Unteren Niederrhein“ 2023 erstellt.
Internet
nrwbahnarchiv.bplaced.net: Bahnarchiv NRW von André Joost, Wesel - Bocholt (abgerufen: 24.10.2023)
de.wikipedia.org: Bahnstrecke Wesel–Bocholt (abgerufen: 24.10.2023)
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