Der Bahnhof Hamminkeln liegt an der Strecke von Wesel nach Bocholt (Streckenkilometer 9,2 ab Wesel), die von der Köln-Mindener Eisenbahn gebaut und 1878 eröffnet wurde. Da der Bahnhof die beiden Orte Hamminkeln und Ringenberg erschließen sollte, wurde er auf halbem Weg zwischen den Ortsmitten gelegt.
Ab 1873 gab es Pläne für den Bau einer Eisenbahnstrecke von Bocholt nach Wesel. In Hamminkeln war zunächst nur ein Haltepunkt vorgesehen. Durch Bereitstellung hoher Summen zur Finanzierung des Streckenbaus konnte die Gemeinde erreichen, dass für sie der Bau eines Bahnhofs eingeplant wurde.
Der Bahnhof besaß zwei Bahnsteige und drei Nebengleise, zu denen ein Ladegleis für den Güterverkehr (Stückgut und Wagenladungen) gehörte. Das erste Empfangsgebäude war ein einfacher rechteckiger Bau in Holzfachwerk. Zusätzlich gab es einen freistehenden Güterschuppen mit einer mit Kopfstein gepflasterten Laderampe und einer Ladestraße. Zur Abwicklung des stärker werdenden Bahnverkehr wurden zwei Wärterstellwerke „St“ (Südturm) und „Nt“ (Nordturm) an der Brüner und der Ringenberger Straße errichtet.
Neubau des Empfangsgebäudes 1914 1914 wurde das erste Empfangsgebäude durch einen Neubau ersetzt. Gleichzeitig mit dem neuen Empfangsgebäude errichtete man nördlich davon ein Wohnhaus für zwei Stationsbeamte. Später erfolgte der Abriss des alten Güterschuppens und sein Ersatz durch einen Neubau mit Laderampe. Dieser war nicht mehr freistehend, sondern gliederte sich an das Empfangsgebäude an. Südlich davon entstand freistehend eine neue Toilettenanlage für die Reisenden.
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg In der Zeit des Zweiten Weltkrieges, vor allem bei Angriffen am 24. März 1945, gab es durch Fliegerangriffe große Schäden an den Gleisanlagen, der Schienenverkehr war in der Folgezeit stark eingeschränkt. Auch die nahe dem Empfangsgebäude stehende Gaststätte wurde durch Feuer völlig zerstört. Nach dem Wiederaufbau der Strecke traten ab Ende 1956/Anfang 1957 Rationalisierungsmaßnahmen in Kraft, die Strecke war zur Nebenstrecke geworden. Die beiden Wärterstellwerke „St“ und „Nt“ legte man still. Das Befehlsstellwerkes im Empfangsgebäude wurde am 1. Mai 1957 als mechanisches Stellwerk der Einheitsbauform in Betrieb genommen.
Zum 1. Januar 1966 war der Bahnhof Hamminkeln wie folgt ausgestattet: Im Empfangsgebäude gab es eine Fahrkartenausgabe, einen Wartesaal (im ehemaligen Warteraum 1. und 2. Klasse), einen Gepäckraum und eine Fahrradaufbewahrung (früher Warteraum 3. und 4. Klasse). Auf Bahnsteig 1 gab es eine ausziehbare Laderampe für Stückgut sowie eine kurze Ladestraße östlich der Bahngleise. Dort stand eine verfahrbare Laderampe für Viehverladungen zur Verfügung.
Hamminkeln wurde am 1. September 1967 als selbständige Dienststelle aufgelassen und dem Bahnhof Bocholt angegliedert. Nach dessen Auflassung gehört Hamminkeln seit dem 1. Mai 1980 zum Bahnhof Wesel. 1969 hob man den Gepäck- und Expressgutverkehr auf dem Bahnhof Hamminkeln auf.
1974 gab es Gerüchte, die Strecke von Wesel nach Bocholt stillzulegen. In der Folge verkehrten ab 1975 werktags nur noch sechs Personenzüge, samstags drei, sonntags keine. Am 21. Mai 1977 fuhr der letzte planmäßig mit einer Dampflok bespannte Personenzug. Danach wurden Triebwagengarnituren, später Akkutriebwagen eingesetzt. Im Gegensatz zu den Stilllegungsplänen gab es in dieser Zeit eine Steigerung im Güterverkehr. Dennoch wird im September 1983 das alte Ladegleis zurückgebaut.
Wiederbelebung des Betriebes Nach umfangreichen Verhandlungen war die Deutsche Bundesbahn zu einem dreijährigen Reaktivierungsversuch im Personenverkehr ab November 1980 bereit. Damit verbunden waren durchgehende Züge nach Oberhausen und zur IC-Station in Duisburg. Diese durchgehenden Züge mussten mit Einführung des zweiklassigen Intercity-Verkehrs 1985 wieder aufgegeben werden. Seitdem gibt es wieder Pendelverkehr nur zwischen Wesel und Bocholt. Als Erfolg der Wiederbelebung der Strecke verkehrte ab dem 6. Oktober 1990 ein neuer Verbrennungstriebwagen VT 628.2 als „Der Bocholter“. Es war der erste Zug der Deutschen Bahn, der auf Regionalverkehrsschienen einen Namen tragen durfte.
Der Güterverkehr auf der gesamten Strecke wurde zum 31. Dezember 2001 stillgelegt. Aber bereits seit Dezember 2009 gibt es ein neues Anschlussgleis zur Firma Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG. Die Firma investierte 1,8 Millionen Euro in ein neues, 1280 Meter langes Gleis und vier Weichen. Es werden schwere Betonbauteile transportiert, z.B. für einen Tunnelbau in Antwerpen. In Hamminkeln fertigte man hierfür insgesamt 55.000 Stahlbetonsegmente mit einem Gesamtgewicht von 288.000 Tonnen, die mit 280 Zugladungen verbracht wurden. Die Fahrten führt die Bocholter Eisenbahngesellschaft mbH im Auftrag der DB Cargo durch. Im Werk selbst ist eine Rangierlok stationiert.
Heute wird der Bahnhof im Personenverkehr stündlich von der Regionalbahn RB 32 von Wesel nach Bocholt bedient. Wegen der vereinfachten Betriebsabwicklung sind die beiden Ausfahrsignale immer auf Grün gestellt. Genutzt wird nur noch der Hausbahnsteig, das zweite Gleis mit dem zweiten Bahnsteig dient nur noch zum Ausweichen. Das Empfangsgebäude von 1914 ist weitgehend erhalten und wird heute als „Kulturbahnhof“ genutzt.
(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2019)
Internet de.wikipedia.org: Bahnhof Haminkeln (abgerufen 27.01.2019) nrwbahnarchiv.bplaced.net: André Joost, NRW Bahnarchiv, Bahnhof Hamminkeln (abgerufen 27.01.2019) nrwbahnarchiv.bplaced.net: André Joost, NRW Bahnarchiv, Bahnhof Hamminkeln, Lageplan (abgerufen 27.01.2019)
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