Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurde die gesamte Weseler Aue regelmäßig überflutet. In der Nachbarschaft des Leygrabens finden sich noch heute die ehemaligen Lehmstiche. Allerdings sind es heute keine offenen, pflanzenarmen Abbaustellen mehr, denn die Natur hat die Flächen längst zurückerobert. In den tiefer liegenden, regelmäßig überfluteten Stichen etablierten sich Schilfröhrichte, die dort, wo das Wasser nur zeitweise stand, in staudenreiche Auengebüsche übergingen. An den trockeneren Stellen stellte sich schon bald der Wald ein. Vor allem im Winter, wenn keine Blätter die Sicht in das Innere des heutigen Waldes behindern, sind die zwischen den einzelnen Abbauflächen vorhandenen Rippen, auf denen einst die Transportloren rollten, gut zu erkennen.
Mit dem Bau des neuen Banndeichs um 1983 fehlten plötzlich die für eine naturnahe Aue so typischen Überschwemmungen und es kam zu deutlichen Veränderungen in der Pflanzenwelt. Auch die Lehmstiche bekamen dies zu spüren. Nach einigen niederschlagsarmen Jahren in der ersten Hälfte der 1990er Jahre waren die Lehmstiche dauerhaft ausgetrocknet und die ökologisch wertvollen Schilfröhrichte wurden von den jahreszeitlich früher und schneller wachsenden Brennnesseln, die auf dem stickstoffreichen Boden allerbeste Bedingungen fanden, verdrängt. Den Brennnesseln rückten von den Rändern aus die aus verschiedenen Weidenarten zusammengesetzten Gebüsche auf den Leib. Diese Hecken- und Kopfbaumlandschaft ist noch heute erkennbar. Erst spät gelang es, eine Pumpe zu installieren, die die Lehmstiche erneut mit Wasser füllt. Auch wenn die letzte Überschwemmung schon lange zurückliegt, sind in der Weseler Aue noch Reste des Schilfröhrichts und der Auenwald-Bestände erhalten geblieben.
Die „Weseler Aue mit Leygraben und ehemaligen Lehmstichen“ ist als Naturschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat-Gebiet geschützt.
„App in die Natur“
Mit Mitteln des LVR ließ die Biologische Station im Kreis Wesel e.V. eine App entwickeln, die umfassende Informationen über die Tiere und Pflanzen der Weseler Aue und deren Lebensweise bereitstellt. Entlang eines 7 Kilometer langen Rundweges, der am nördlichen Rand der Weseler Aue gelegen ist, wurden rund 40 verschiedene Infopunkte festgelegt, die jahreszeitlich wechseln und regelmäßig aktualisiert und überarbeitet werden. Zu jedem Infopunkt gibt es einen Informationstext und Fotos, zu einigen auch Videos. Und wer möchte, kann sich eine Kurzfassung der Infotexte wie mit einem Audioguide anhören. Nach den Infopunkten suchen braucht man nicht, denn bei aktiviertem GPS meldet sich das Smartphone automatisch, sobald man sich einem der Infopunkte nähert. Die „AppNatur“ kann über einen Link auf der Internetseite der Biologischen Station kostenlos heruntergeladen werden (siehe unten unter „Internet“).
(Biologische Station im Kreis Wesel e.V., 2013. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“, Inhalte übernommen aus dem Projekt „Entdeckungsreisen in die Weseler Aue“ - Zwei Projekte im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Internet
nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet Weseler Aue und Leygraben bei Flüren (WES-027) (abgerufen 22.02.2024)
www.bskw.de: Biologische Station im Kreis Wesel - „App in die Natur“ (abgerufen 12.11.2014)