Beim ersten großen Umbau 1724 durch Johann Georg Judas entstand unter anderem der Mittelturm mitsamt Mansarddach und Uhr. Diese wurde vom Uhrmacher Josef Walter mitsamt dem „Augenroller“ gefertigt. Der Sage nach erinnert er an den Raubritter Johann Lutter von Kobern, der in der Umgebung bei den Leuten für seine Raubzüge gefürchtet war. 1536 wurde dieser gefasst und zum Tode verurteilt. Auf dem Weg zu seiner Hinrichtung rief er man solle ihm ein Denkmal bauen, dieses würde der Stadt Glück bringen. Auf dem Schafott verdrehte er seine Augen und streckte die Zunge heraus. Dieses Schauspiel kann man auf dem Florinsmarkt seit jeher zu jeder vollen und halben Stunde bestaunen, wenn die Figur des Augenrollers an den Raubritter erinnert.
Bis zu seiner Zerstörung 1944 war die Stadtverwaltung im alten Kaufhaus beheimatet. Nach dem Wiederaufbau zog das Mittelrhein-Museum dort ein. Infolge der Eröffnung des Forum Confluentes auf dem Zentralplatz im Jahr 2013 fand das Mittelrhein-Museum, nach zehnmonatiger Umzugsphase, im dortigen Glasbau eine neue Heimat mit qualitativ besseren und größeren Räumlichkeiten.
(Tobias Bauer und Andrea Nemitz, Universität Koblenz-Landau, 2013)
Nachtrag 2014: Das Alte Kaufhaus wird von der Koblenzer Gewerbeschule genutzt
Das hier beschriebene Alte Kaufhaus in Koblenz wurde von 1871 bis 1907 von der Koblenzer Gewerbeschule genutzt. Die Stadt Koblenz kooperierte mit dem Staat Preußen, wodurch die Einrichtung einer Gewerbeschule ermöglicht wurde. Preußen erkannte im 19. Jahrhundert den Wert gut ausgebildeter Bürger und reformierte das Bildungswesen. Die Schule sollte auf eine berufliche Tätigkeit im Bereich der Industrie vorbereiten. Die „Königliche und Städtische Gewerbeschule zu Coblenz“ wurde 1855 im Krämerzunfthaus gegründet und zog dann wegen Platzmangel in das Alte Kaufhaus um. 1907 fand ein weiterer Umzug an den heutigen Friedrich-Ebert-Ring statt, es erfolgte eine Umbennung in Kaiser-Wilhelm-Realgymnasium, der direkte Vorläufer des heutigen Eichendorff-Gymnasiums.
(Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
Nachtrag 2018: Sanierung
Das Alte Kaufhaus wurde im Oktober 2013 an eine dazu gegründete private Projektgesellschaft veräußert. Das Gebäudeensemble am Florinsmarkt wird seitdem umfassend saniert. Hier soll ein Veranstaltungsbereich mit Hotel und Restaurant entstehen, um die historischen Gebäude künftig wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen (freundlicher Hinweis von Herrn Martin Görlitz, Koblenz, 2018).