Bei dem Augenroller soll es sich um die Maske des Raubritters Johann Lutter Kobern handeln. Um die Maske ranken sich viele Geschichten. Warum die Fratze am „alten Kaufhaus“ über dem Tor hängt, hat seine Gründe. So soll der Raubritter noch vor seiner Hinrichtung dem Ratsherrn und den Zuschauern die Zunge herausgestreckt und stark mit den Augen gerollt haben, um zum Ausdruck zu bringen, was er von der Rechtsprechung in Koblenz hielt (Gniffke / Otto 2012, S. 35).
Der kurfürstlicher Vogt in Waldesch und Raubritter Johann Lutter von Kobern (†1536) soll noch mit seinen letzten Worten beschworen haben, dass es der Stadt solange gut gehen würde, wie seine Fratze über dem Tor des „alten Kaufhauses“ hinge. Aber erst seit dem 18. Jahrhundert hing der schauerliche Kopf des Ritters an diesem Platz (www.koblenz.de). Johann Lutter entstammte einer angesehenen Koblenzer Familie, die in Koblenz wichtige Ämter vertrat. Als vierter Sohn der Familie sollten ihm aber keines der ehrenvollen Ämter zustehen, er soll Waldvogt gewesen sein. Im Mai des Jahres 1536 wurde er festgenommen, weil er einem Kaufmann auflauerte, den er überfallen wollte. Durch seine Geständnisse und Zeugenaussagen wurde er mehreren Überfällen schuldig gesprochen. Da er aber keine der Taten vollendet hatte, versuchte er eine mildere Strafe als den Tod zu erhalten und schrieb einen Bittgesuch an den Erzbischof in Köln. Aber dieser Versuch lief ins Leere. So wurde er im Oktober 1536 zum Tode verurteilt.
Die erste Maske des „Augenrollers“ überstand den Luftangriff im Jahre 1944 nicht unbeschadet, konnte aber nicht repariert werden, da sie gestohlen wurde. Im Jahre 1965, nach dem Wiederaufbau des „alten Kaufhauses“, wurde ein neuer größerer und nicht so grimmiger „Augenroller“ angebracht.
Ob es sich tatsächlich um den Raubritter Johann Lutter handelt, ist nicht geklärt, da diese „Legende“ erst im 20. Jahrhundert ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte. Es kann sich auch um ein altes Schöffensiegel von Koblenz handeln, welches aus dem Jahre 1287 stammt und eine sechsblättrige Rose abbildet. In der Mitte der Rose befindet sich ein hässliches Männergesicht, welches den „Augenroller“ darstellen könnte (www.landeshauptarchiv.de).
(Anna Serwas, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet
www.koblenz.de: Florinsmarkt (abgerufen 07.11.2014)
www.landeshauptarchiv.de: Der 14. Oktober 1536, Johann Lutter von Kobern - Die Legende des Augenrollers (abgerufen 07.11.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 28.05.2019)
de.wikipedia.org: Johann Lutter von Kobern (abgerufen: 12.03.2015)