Das 60 Meter lange Bauwerk überspannt das Aggerbett zwischen Ehreshoven und dem ehemaligen Bergwerksgelände Kastor. Es handelt sich um eine Holzkonstruktion, die in acht Stahlseilen hängt. Da beim Begehen Schwingungen aufkommen, wird sie von Einheimischen „Schwungbrücke“ genannt.
Erbaut wurde sie um 1860, um die aufbereiteten Blei- und Zinkerze von der Grube Kastor auf die Ehreshovener Seite der Agger zu transportieren. Befördert wurde das Erz in Loren, die auf Schienen liefen und von Hand geschoben wurden. Die Schienen endeten am Brückenende in einer Drehbühne auf einer Rampe. Die Loren wurden hier in größere Transportfahrzeuge entleert. Anfangs waren es Pferdefuhrwerke, die das Erz 35 Kilometer talabwärts zum Bahnanschluss Siegburg beförderten. Von dort wurde es per Eisenbahn zur Verhüttung nach Duisburg transportiert. Für den hiesigen Grubenbetrieb war es von größter Bedeutung, als im Jahre 1884 das erste Teilstück der Aggertalbahn Siegburg–Ründeroth fertiggestellt war. Vom Bahnhof Ehreshoven her erhielt die Brückenrampe einen eigenen Gleisanschluss.
Oft wird die Frage gestellt, weshalb es hier zu dieser recht ungewöhnlichen und für das Rheinland wohl einmaligen Brückenkonstruktion kam. Eine Antwort ergibt sich aus der Tatsache, dass der damalige Schlossherr von Ehreshoven, Maximilian Bertram Graf von Nesselrode, sich dem Bau einer massiven Brücke widersetzte. Er hatte ein entscheidendes Wort mitzureden, denn die Familie von Nesselrode war Eigentümerin des gesamten Geländes im Bereich Ehreshoven/Kastor. Daher ist es zum Bau dieser Hängebrücke gekommen, die, obwohl ein etwas wackliges Bauwerk, über viele Jahrzehnte hinweg ihren Zweck erfüllt hat. Weit mehr als 100 000 Tonnen Blei- und Zinkerze sind über diese Brücke transportiert worden. Im Laufe der Zeit sind mehrere Renovierungen erforderlich gewesen. Eine erste fand im Jahre 1925 statt. 1950 wurde die Holzkonstruktion einschließlich der Pylone erneuert, die Schienen wurden entfernt und ein neuer Holzbodenbelag verlegt. 1974 war eine weitere Renovierung erforderlich, da die Korrosion der Seile fortgeschritten war. Die Seile wurden durch neue ersetzt und in Stahlbetonplatten verankert. Seit Schließung des Grubenbetriebes 1926 diente die Brücke als Fußgängerüberweg. Im Jahre 1990 wurde sie wegen statischer Probleme auch für Fußgänger gesperrt. Das Ende der Brücke bahnte sich an.
Die Gemeinde Engelskirchen stand vor dem Abriss und dem Neubau einer massiven Betonbrücke. Der Bürger- und Verschönerungsverein Loope, an der Spitze sein Vorsitzender, Theo Fuchs, setzte sich in zahlreichen Gesprächen und Verhandlungen geradezu leidenschaftlich für den Erhalt der Schwungbrücke ein. Fachkundige Beratung und unermüdliche Hilfe leistete ihm Erhard Beer, ein in Loope sesshafter leitender Bauingenieur eines namhaften Baukonzerns. Es darf gesagt werden, dass ohne die Mitwirkung von Herrn Beer die historische Brücke nicht hätte gerettet werden können. Mit handfesten Argumenten, Gutachten und statischen Berechnungen von Horst Hübner haben diese genannten Herren wesentliche Beiträge zum Erhalt der Brücke geliefert. Herr Hübner leitete als verantwortlicher Statiker die Restaurierungsarbeiten, die zum größten Teil von den Vorstandsmitgliedern des Bürgervereins in Eigenleistung ausgeführt wurden. Nicht zuletzt sei auch gedankt den Damen und Herren in Rat und Verwaltung der Gemeinde Engelskirchen, die sich nach anfänglichen Bedenken den Sanierungsvorschlägen des Bürgervereins anschlossen und die erforderlichen finanziellen Mittel bewilligten.
Mit Freude dürfen wir feststellen, dass unsere Schwungbrücke heute in neuen Seilen schwingt und auch weiterhin als Fußgängerbrücke genutzt werden kann und in Erinnerung an den einst für unsere Heimat bedeutsamen Bergbau erhalten bleibt. Im Rahmen eines Volksfestes, das die singenden und musizierenden Ortsvereine mitgestalteten, wurde sie am 12. Mai 1996 nach der Segnung durch unsere katholischen und evangelischen Pfarrer ihre Bestimmung übergeben.
(Karl-Heinz Lüdenbach, nach „Loope. Ein Heimatbuch“, 2012 / Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Oberberg, 2013. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Internet www.bvv-loope.de: Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V., Schwungbrücke Kastor (abgerufen 06.08.2013)
Literatur
Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. (Hrsg.) (2012)
Loope. Ein Heimatbuch. Loope.
Hängebrücke 'Schwungbrücke' zwischen Ehreshoven und Kastor
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Empfohlene Zitierweise
Karl-Heinz Lüdenbach (2013), Biologischen Station Oberberg (2013): „Hängebrücke 'Schwungbrücke' zwischen Ehreshoven und Kastor”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-71121-20130806-2 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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