Synagoge Ediger-Eller

heute Kulturzentrum „Haus der Psalmen“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Ediger-Eller
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 05′ 41,51″ N: 7° 09′ 28,26″ O 50,09486°N: 7,15785°O
Koordinate UTM 32.368.242,37 m: 5.550.803,35 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.892,37 m: 5.551.602,86 m
  • Außenansicht der Synagoge Ediger-Eller in der Rathausstraße (2015).

    Außenansicht der Synagoge Ediger-Eller in der Rathausstraße (2015).

    Copyright-Hinweis:
    RomkeHoekstra / CC BY-SA 4.0
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  • Innenansicht der Synagoge Ediger-Eller mit Lesepult, siebenarmigem Leuchter und buntverglasten gotischen Fensteröffnungen (2015).

    Innenansicht der Synagoge Ediger-Eller mit Lesepult, siebenarmigem Leuchter und buntverglasten gotischen Fensteröffnungen (2015).

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Die jüdische Gemeinde Ediger seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Zu der kleinen Landgemeinde gehörten auch Bremm, Nehren, Senhals und Eller.
Gemeindegröße um 1815: 10 (1808) / 24 (1817), um 1880: 20 (1885), 1932: 9 (1925), 2006: –.
(alemannia-judaica.de nennt ferner für das Jahr 1858 45 jüdische Einwohner in der Landbürgermeisterei Eller und 21 in Ediger von insgesamt 896 Einwohnern sowie 1895 8 von insgesamt 1.073 Einwohnern)
Bethaus / Synagoge: Eine Synagoge ist um 1808 belegt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Neubau errichtet, 1938 verwüstet, später umgebaut. Die Wiederherstellung des Gebäudes ist geplant (Angaben vorab nach Reuter 2007).

Im Mittelalter lebten möglicherweise bereits Juden in Eller, es gibt einen unsicheren Nachweis im im Nürnberger Memorbuch zu den Pestverfolgungen von 1349. In Ediger lebten laut der Judenordnung des Trierer Kurfürsten Phillipp Christoph von Sötern (1567-1652, Erzbischof 1623–1652) einzelne Juden bereits seit dem 17. Jahrhundert. 1773 werden 7 Ediger Juden geführt, die vor allem in der auch „Judengasse“ genannten Rathausstraße lebten.
Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die Synagogengemeinde mit Sitz in Ediger, der auch die Juden in Bremm, Nehren, Senhals und Eller angehörten.

Eine ältere Synagoge bzw. Betraum befand sich in der Rathausgasse 1, dieses Gebäude wurde vermutlich bis zum Bau der neuen Synagoge genutzt.
Die neue Synagoge entstand ebenfalls in der Rathausgasse zur Mitte des 19. Jahrhunderts in neugotischem Stil. Ein Umbau mit der Verlegung des Eingangs zur Straßenseite hin sowie dem Einbau einer Frauenempore erfolgte um 1880/90.
Im Novemberpogrom von 1938 wurden die Synagoge geschändet, der Betsaal verwüstet und die Fenster eingeschlagen. Seit den 1950er Jahren wurde das Haus dann als Wirtschaftsgebäude verwendet und in den 1980er Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut.

1998/99 gründete sich ein an der Wiederherstellung der ehemaligen Synagoge interessierter „Bürgerverein Synagoge Ediger e.V.“, der das Gebäude 2002/03 erwarb und mit Blick auf dessen ursprüngliche Form und Gestalt im neugotischen Stil umfassend renovierte. Die Toranische und das in Richtung Jerusalem ausgerichtete Rundfenster fanden dabei ihre ursprüngliche Form wieder.

  • 2003 Erneuerung des Dachstuhls, hierbei wurde eine Geniza mit zahlreichen wertvollen Funden entdeckt, darunter religiöse Bücher aus dem 18. Jahrhundert, Torawimpel und Tefillin (Gebetsriemen). Eine Geniza (von hebräisch גניזה = Depot, Speicher, Lager; deutsch meist Genisa, plur. Genizoth) ist ein – manchmal auch vermauerter – Hohlraum, in dem Juden nicht mehr benutzte liturgische Schriften verschlossen ablegen. Solche Texte dürfen nicht weggeworfen werden, sofern sie etwa den Eigennamen Gottes, das Tetragrammaton JHWH enthalten. Entsprechende Schriftstücke wurden daher in Hohlräumen in Synagogen oder auch auf jüdischen Friedhöfen feierlich beerdigt (vgl. auch den fast gleichzeitigen Fund in der Synagoge Bruttig).
  • 2006 Herstellung einer Betonbodenplatte.
  • 2007 Wiederherstellung von drei gotischen Fensteröffnungen, des beschädigten ornamentalen Deckenstucks, der bunt verglasten Fenster sowie des Portals mit gotischem Oberlicht.
  • 2010 Neueindeckung des Dachs mit Schiefer.

Seit der Einweihung der ehemaligen Synagoge am 31. Oktober 2010 als „Haus der Psalmen“ finden hier kulturelle Veranstaltungen statt.

Kulturdenkmal
Die „ehem. Synagoge, kleiner Putzbau, Spitzbogenöffnungen, Mitte 19. Jh., (zwischen) Rathausstraße 3 und 5“ ist als geschütztes Kulturdenkmal ausgewiesen (Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, S. 20).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2013)

Internet
www.alemannia-judaica.de: Ediger und Eller, Jüdische Geschichte / Synagoge (abgerufen 02.07.2013)
www.ediger-eller.de: Haus der Psalmen (abgerufen 02.07.2013)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 18. September 2022. S. 20, Mainz. Online verfügbar: denkmalliste.gdke-rlp.de/Cochen-Zell, abgerufen am 15.06.2023
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 36, Bonn.

Synagoge Ediger-Eller

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Rathausstraße
Ort
56814 Ediger-Eller
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1840 bis 1850

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Empfohlene Zitierweise
„Synagoge Ediger-Eller”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-68761-20130702-4 (Abgerufen: 2. Mai 2024)
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