1925 löste sich die kleine Kultusgemeinde wegen Mitgliederschwunds auf, danach angeschlossen an die Synagogengemeinde Cochem.
Gemeindegröße um 1815: 19 (1808), um 1880: 42 (1885), 1932: 7 / 22 (1925) / 4 (1939), 2006: –.
Bethaus / Synagoge: 1808 ist ein Betraum belegt. 1835 konnte ein freistehender Synagogenneubau errichtet werden. Das Gebäude wurde nach der Auflösung der Gemeinde profaniert, es ist nahezu im Originalzustand erhalten (Angaben vorab nach Reuter 2007).
Die Bruttiger Synagoge wurde 1835 durch den Kreisbaumeister Carl Riemann als einfacher Schieferbruchsteinbau mit großen Rundbogenfenstern und einem verschiefertem Fachwerkgiebel in unmittelbarer Nachbarschaft zur 1845 erbauten katholischen Pfarrkirche St. Margaretha errichtet. Der vorab genutzte Betraum befand sich wahrscheinlich im Haus eines Angehörigen der jüdischen Gemeinde. Die Gemeinde verfügte über keinen eigenen Begräbnisplatz und nutzte den Judenfriedhof in Beilstein.
„Den Zeremonialraum schmückt eine Bogendecke. Das Gebäude ist ein schiefergedeckter Bruchsteinbau mit großen Rundbogenfenstern. Der verschieferte Fachwerkgiebel an der Straßenseite besitzt drei runde Fenster.“ (Wikipedia)
Bereits 1925 wurde die Synagoge profaniert und in Privathand verkauft, seitdem wurde sie als Holzlager und Fasskeller genutzt. Eine Brandbombe beschädigte im Zweiten Weltkrieg das Gebäude, der große, lichtdurchflutete Synagogenraum mit seiner sehenswerten Bogendecke blieb dabei jedoch unversehrt.
Das zunehmend verfallende Synagogengebäude wurde um 2003/2005 mit Unterstützung der Kulturstiftung des Landes Rheinland-Pfalz Eigentum der Ortsgemeinde Bruttig-Fankel und seitdem aus Landesmitteln der Denkmalpflege saniert und restauriert. Bei einer ersten Bauaufnahme wurden 2003 die Spuren der früheren kultischen Nutzung dokumentiert, wobei im Keller auch eine Mikwe (ein rituelles Tauchbad der Juden) wieder entdeckt wurde, welches bis 2005 ausgegraben wurde.
Geniza Bruttig
Neben den Überresten der Mikwe entdeckte man bei den Baumaßnahmen auch die Überreste einer Geniza auf dem Dachboden.
Eine Geniza (von hebräisch גניזה = Depot, Speicher, Lager; deutsch meist Genisa, plur. Genizoth) ist ein – manchmal auch vermauerter – Hohlraum, in dem Juden nicht mehr benutzte liturgische Schriften verschlossen ablegen. Solche Texte dürfen nicht weggeworfen werden, sofern sie etwa den Eigennamen Gottes, das Tetragrammaton JHWH enthalten. Entsprechende Schriftstücke wurden daher in Hohlräumen in Synagogen oder auch auf jüdischen Friedhöfen feierlich beerdigt.
Eine Geniza wurde ebenfalls 2003 in der Synagoge Ediger-Eller entdeckt und einer der bedeutendsten Funde zur jüdischen Kultur in Deutschland wurde 2011 mit dem Geniza-Fund in der Synagoge Niederzissen im Landkreis Ahrweiler gemacht.
Kulturdenkmal
Die „ehem. Synagoge, Krüppelwalmdachbau, Bruchsteinbau, um 1840“ ist als geschütztes Kulturdenkmal ausgewiesen (Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, S. 11).
Heute wird das Gebäude für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2013/2021)
Internet
www.alemannia-judaica.de: Synagoge Bruttig (Abgerufen: 01.07.2013)
www.blogs.uni-mainz.de: Geniza-Projekt Bruttig (abgerufen 29.01.2021)
de.wikipedia.org: Synagoge Bruttig (Abgerufen: 01.07.2013)