Fronhof Endenich

heute „Fiddler's Irish Pub“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 39,06″ N: 7° 04′ 28,68″ O 50,72752°N: 7,07463°O
Koordinate UTM 32.364.113,12 m: 5.621.292,30 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.575.920,54 m: 5.621.885,39 m
  • Der ehemalige Fronhof in Bonn-Endenich, rechts daneben das "Rex"-Kino (2012).

    Der ehemalige Fronhof in Bonn-Endenich, rechts daneben das "Rex"-Kino (2012).

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    Poschmann, Alexander Philipp
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    Alexander Philipp Poschmann
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Der Fronhof in Bonn-Endenich ist der älteste noch bestehende Hof der Gemeinde und steht unter Denkmalschutz. Nach einer vielfältigen Nutzung über die Jahrhunderte beherbergt das 1355 errichtete Gebäude heute einen Irish Pub und ein Kino.

Mittelalter und frühe Neuzeit
1355 ließ der Probst von Sankt Cassius in dem damals eigenständigen Dorf Endenich den Fronhof errichten, auch als „Hyazinthenhof“ bezeichnet.
Über die ersten Jahre des Fronhofes ist wenig überliefert. Er war einer von vier großen Höfen in Endenich, auf deren Grund ein Großteil des Dorfes lag. Um 1700 ist urkundlich festgehalten, dass der 1668 geborene Endenicher Johannes Honecker auf dem Fronhof war, seine Brüder Peter und Andreas Honecker lebten auf dem Probsthof bzw. dem Karthäuserhof. Im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit diente der Hof zeitweilig als Markthalle und als Standesamt.
Aus dem Jahre 1735 ist eine Steuerliste erhalten, in der erwähnt ist, daß der Fronhof in Endenich für jenes Jahr 1 Gulden und 4 Alben „wegen seiner selbst“ und weitere 14 Alben für Gewinn und Ertrag zu zahlen habe.
Als 1794 französische Truppen bis zum Rhein vorstießen wurde auch Endenich besetzt und geplündert. Ab 1796 wurden unter anderem im großen Saal des Fronhofes französische Soldaten einquartiert und den Endenichern aufgetragen, diese zu versorgen. Unter Napoleon wurde der Fronhof dann säkularisiert und dem Besitz des Erzbischofs entzogen.

Preußische Herrschaft
Nach der französischen Herrschaft folgte Preußen. In dieser Zeit war Endenich ein ständiger Unruheherd, dessen Bewohner sich weigerten ihre jungen Männer zum Militärdienst einziehen zu lassen. Hierbei spielte der Fronhof eine wichtige Rolle als Versteck für die Wehrpflichtigen.
Nach der Gründung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität 1818 im nahe gelegenen Bonn wurde Endenich schnell für seine Gaststätten berühmt. Besonders Studenten wanderten die ein bis zwei Kilometer von Bonn aus, um der „Hektik der Großstadt“ zu entfliehen.
Bis dahin umfasste das Gelände des Fronhofs noch 64,5 Morgen Land, was in etwa 16 Hektar entsprach. 1822 jedoch löste der preußische Staat das Land auf und stellte es der Universität Bonn als landwirtschaftliches Versuchsgut zur Verfügung. Das Gebäude selbst wurde eine Gaststätte, genannt „Zum Fronhof“.

Die Revolution von 1848/49 ging auch an Bonn und Umland nicht spurlos vorbei. Die bei den Studierenden sehr beliebten Gasthöfe wurden zu Keimzellen von Krawallen und revolutionärem Gedankengut. Zwei Männer, die sich damals unter den Aufrührern befanden, waren Gottfried Kinkel (1815-1882, später Philosoph und Politiker) und Carl Schurz (1829-1906, Revolutionär und späterer US-amerikanischer Innenminister).
Die von den Studierenden entfachten Unruhen nahmen im Laufe des Jahres 1848 ein solches Ausmaß an, dass die Endenicher Bevölkerung eine Bürgerwehr organisierte. Diese sollte in drei Kompanien jede Nacht patrouillieren. Treffpunkt war der Fronhof in der Frongasse. Die Sache hatte allerdings ein Haken: Die Freiwilligen der Bürgerwehr warteten den ganzen Abend auf ihren Hauptmann, der nie in der Gaststätte auftauchte. So gingen alle um 1.00 Uhr nach Hause und die Bürgerwehr wurde wieder aufgelöst.

1904 erfolgte die Eingemeindung Endenichs in Bonner Stadtgebiet. Nach dem Ersten Weltkrieg diente der große Saal des Fronhofes erneut als Unterkunft für britische und kanadische Soldaten. Er überstand die Kriegs- und Nachkriegszeit unbeschadet.
Anders sah es im Zweiten Weltkrieg aus. In den Jahren 1944/45 wurde Bonn von alliierten Bombern schwer verwüstet. Der Fronhof beziehungsweise die gesamte Frongasse erlitt am 4. März 1944 sowie am 28. Dezember 1944 mehrere schwere Treffer. Die Decke der Gaststätte stürzte zwar ein, doch die Grundmauern blieben erhalten.

Die Nachkriegsjahre
1945 übergab man Endenich kampflos an die vorrückenden US-Amerikaner. So blieb dem Fronhof weitere Zerstörung erspart. Nach dem Krieg wurde der große Saal, der so oft als Quartier für fremde Soldaten diente, in ein Kino umgebaut. Noch heute befindet sich in dem Gebäude das Programmkino „Rex“ (www.rex-filmbuehne.de). 1994 verkaufte man die Gaststätte „Zum Fronhof“ und eröffnete den bis heute bestehenden Fiddler's Irish Pub (www.fiddlers-bonn.com).

(Alexander Philipp Poschmann, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2013)

Internet
www.rex-filmbuehne.de: Rex Filmbühne (abgerufen 14.01.2013)
www.fiddlers-bonn.com: Fiddler's Irish Pub (abgerufen 14.01.2013, Inhalt nicht mehr verfügbar 15.11.2018)

Literatur

Weffer, Herbert (1987)
Endenich - die Geschichte eines Bonner Vorortes. Bonn-Endenich.

Fronhof Endenich

Schlagwörter
Ort
Bonn - Endenich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1355

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„Fronhof Endenich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-58498-20121218-2 (Abgerufen: 5. Oktober 2024)
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