Ermekeilkaserne in der Bonner Südstadt

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 22,75″ N: 7° 06′ 1,8″ O 50,72298°N: 7,1005°O
Koordinate UTM 32.365.925,53 m: 5.620.741,18 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.754,24 m: 5.621.408,08 m
  • Alte und neue Gebäude der Ermekeilkaserne gesehen von der Reuterstraße (2012)

    Alte und neue Gebäude der Ermekeilkaserne gesehen von der Reuterstraße (2012)

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  • Auschnitt eines Luftbilds von Bonn 1930, zentral die Reuterstraße, links oben im Bild die Ermekeilkaserne und in der Mitte der Sportplatz des Bonner Eisclubs e.V. mit der damaligen Radrennbahn in Kessenich.

    Auschnitt eines Luftbilds von Bonn 1930, zentral die Reuterstraße, links oben im Bild die Ermekeilkaserne und in der Mitte der Sportplatz des Bonner Eisclubs e.V. mit der damaligen Radrennbahn in Kessenich.

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  • Stabsgebäude der Bonner Ermekeilkaserne an der Ecke Agelanderstraße / Ermekeilstraße in Südstadt (2012)

    Stabsgebäude der Bonner Ermekeilkaserne an der Ecke Agelanderstraße / Ermekeilstraße in Südstadt (2012)

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  • Die Bonner Ermekeilkaserne in der Ermekeilstraße

    Die Bonner Ermekeilkaserne in der Ermekeilstraße

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  • Stabsgebäude Ermekeilkaserne in der  Ermekeilstraße  mit dem Straßennamenschild

    Stabsgebäude Ermekeilkaserne in der Ermekeilstraße mit dem Straßennamenschild

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Die ehemalige Ermekeilkaserne liegt in der Bonner Südstadt an der gleichnamigen Straße und erstreckt sich bis zur Argelander- und Reuterstraße sowie bis zum Bonner Talweg und umfasst eine Gesamtfläche von 24.000 Quadratmetern. Geschäfte, Cafés, Gaststätten und Wohnhäuser im Gründerzeitstil umgeben die Ermekeilkaserne.

Entstehungsgeschichte
Vom „Amt Blank“ zur Bundeswehr
Die Ermekeilkaserne wird zivil
Ergänzung zur Namensgebung „Ermekeil“
Internet, Literatur

Entstehungsgeschichte
Der dreiflügelige preußische Militärbau an der Ermekeilstraße wurde zwischen 1880 bis 1883 erbaut. Johann Heinrich Ermekeil, vermutlich ein Gastwirt [vgl. dazu die nachfolgende Ergänzung, Red.], kaufte das freiliegende Feld bereits 1870, um es als Bauland zu erschließen. Nach ihm ist sowohl die Straße als auch die Kaserne benannt worden. Am 1. April 1883 zog das 2. Bataillon des Rheinischen Infanterieregiments Nr. 28 in die Kaserne ein und wurde 1897 durch das 9. Rheinische Infanterieregiment 160 ersetzt. Im Volksmund wurde die Straße seitdem auch „Ärme-Kääl-Strooß“ (hochdeutsch: „Arme-Kerl(e)-Straße“) genannt und analog die Ermekeilkaserne auch scherzhaft-verballhornend „Ärme-Kääls-Kaserne“ („Arme-Kerle-Kaserne“).
Der Bau der Kaserne hatte auch Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Südstadt. In der Ermekeilstraße und in der später angelegten Schlossstraße entstanden Häuser für Offiziere, die mit ihren Familien außerhalb der Kaserne leben durften. Außerdem zeigen die Häuser der Ermekeilstraße im Erdgeschoß eine durchgehend historische Gaststätten- und Geschäftsnutzung. So tranken bereits die Offiziere und Soldaten in der Gaststätte mit dem heutigen Namen „Südbahnhof“ ihr Bier. Im wilhelminischen Zeitalter hieß diese „Zum deutschen Kaiser“ und später „Machold-Stube“.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollte der lineare Massivbau mit seinen seitlichen Flügelbauten nicht mehr genügen und so wurde 1903 das rote Stabsgebäude an der Ecke zur Argelanderstraße im wilhelminischen Stil errichtet. Es sollte dem wachsenden Personal auch in der Kaserne Unterkunft gewähren. Die hinteren Gebäude Richtung Reuterstraße wurden erst in den 1960er-Jahren erbaut.
Die sogenannte „Ärme-Kääl-Strooß“ trug ihrem Namen Rechnung, denn im Ersten Weltkrieg sollen 2.838 von den „Armen Kerlen“ gefallen sein. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem damit einhergehenden Versailler Vertrag, der die Entmilitarisierung des Rheinlandes vorsah, wurde die Kaserne zum 2. Dezember 1918 aufgelöst und wenig später vom Deutschen Reich an die Stadt Bonn verkauft. Die leerstehende Kaserne wurde daraufhin zum Teil zu Wohnungen für Minderbemittelte umgebaut und von verschiedenen Behörden genutzt. Seit 1949 wurde die Ermekeilkaserne von unterschiedlichen Bundesdienststellen genutzt, unter anderem vom Bundesvertriebenenministerium, später dem Bundespresseamt und als Teile des späteren Auswärtigen Amtes.
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Vom „Amt Blank“ zur Bundeswehr
1951 wurde die Ermekeilkaserne zum Sitz des „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“. Theodor Blank (1905-1972) wurde als Sonderbeauftragter des Kanzlers eingesetzt, um sich ausschließlich mit der geplanten zukünftigen Wiederbewaffnung Deutschlands zu beschäftigen. Um sich den langen Namen zu ersparen war schnell nur vom „Amt Blank“ die Rede. Der komplizierte Titel lässt erkennen, wie langwierig, in der Öffentlichkeit umstritten und komplex die Verhandlungen über die Wiederbewaffnung Deutschlands so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verliefen. Dennoch sollten diese dazu führen, dass Deutschland sich nur zehn Jahre nach dem Krieg wiederbewaffnete.
Nach vier Jahren Auseinandersetzung des „Amt Blank“ mit der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland wurde dieses am 7. Juni 1955 in das „Bundesministerium für Verteidigung“ umbenannt. Theodor Blank wurde der erste Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland.
Nachdem das Bundesamt für Verteidigung in der Ermekeilkaserne gegründet wurde, gilt diese auch als Gründungsort der Bundeswehr. Am 12. November 1955, dem 200. Geburtstag des preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst, überreichte Theodor Blank den ersten 101 Freiwilligen der Bundeswehr ihre Ernennungsurkunde zu Soldaten und sie wurden vereidigt. Anfang 1956 traten die ersten Soldaten ihren Dienst in der Krahnenberg-Kaserne in Andernach an.
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Die Ermekeilkaserne wird zivil
Das Bundesamt für Verteidigung zog bis Ende der 1990er-Jahre aus der Ermekeilkaserne auf die Bonner Hardthöhe um. Im Jahr 2000 bezog das Bundesamt für Wehrverwaltung die Kaserne. Das backsteinerne Hauptgebäude an der Ermekeilstraße steht seitdem leer. Mitte 2012 wurde das Bundesamt für Wehrverwaltung durch das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr abgelöst. Doch auch dessen Umzug ist für 2013 auf die Hardthöhe geplant.
Am 22. Dezember 2012 wurde das Schild des Bundesamtes vom Präsidenten und der Ministerialdirektorin des Verteidigungsministeriums eigenhändig abgeschraubt und so „(geht) in der Ermekeilkaserne das Licht aus“. Bis Mitte 2013 soll die Kaserne geräumt werden und für die zivile Nutzung freistehen. Der massive Backsteinbau entlang der Ermekeilstraße, sowie das Stabsgebäude an der Ecke zur Argelanderstraße stehen unter Denkmalschutz.
Wie genau die zukünftige Nutzung und Bebauung aussehen wird, steht noch nicht eindeutig fest. Möglichkeiten gibt es viele, so fand schon zum sechsten Mal der städtebauliche Ideenwettbewerb für Postgraduierte zur Bonner Ermekeilkaserne statt. Die Initiative zur zivilen Nutzung der Kaserne hat die Idee, auf dem Gelände eine Mischung aus Arbeit, generationenverbindendem Wohnen und verschiedenen Begegnungsformen mit Fokus auf die Themen Integration und Internationales Bonn umzusetzen. Die Bezirksvertretung Bonn hat einen Bebauungsplan für das rund 24.000 Quadratmeter große Gebiet ausgearbeitet. Darin heißt es, dass nachhaltige und attraktive Strukturen mit dem Schwerpunkt Wohnen geschaffen werden sollen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die Konversion der Kaserne in der Realität aussehen wird.

(Katharina Bükers, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2013)
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Ergänzung zur Namensgebung „Ermekeil“
Die sich zur Person Johann Heinrich Ermekeils immer wieder (und auch hier vorab) findende Angabe „vermutlich Gastwirt“ scheint nicht zutreffend zu sein.
So führt die deutschsprachige Wikipedia „die Bonner Gastwirts-Familie Ermekeil“ an, die 1870 das noch unbebaute Areal der späteren Kaserne angekauft habe, um es als Bauland zu erschließen. Andere Artikel der Online-Enzyklopädie belegen dies mit Sonntag (1998).
Laut dem Förderverein Poppelsdorfer Geschichte e.V. weist der Bonner Stadtplan von 1877 die Ermekeilstraße noch nicht aus, der Straßenzug sei jedoch „als Projekt schon zu erkennen“ und der Name Ermekeil stehe in Verbindung mit einen großen Gartenbaubetrieb in einem seinerzeit noch unbebauten Areal außerhalb der Bonner Gemeindegrenze. Bonner Adressbücher aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weisen demnach zwar Grundbesitzer namens Ermekeil aus, allerdings ohne Vornamen oder Berufsbezeichnungen. Analog zu den Bonner Straßen Quantiusstraße, Colmantstraße und Wesselstraße stimmten die Stadtväter später zu, auch dieser Straße den Namen des Erbauers zu verleihen. Der Verein konstatiert dazu:
„Die Familie Ermekeil war zweifellos wohlhabend. Es werden wahrscheinlich Brüder als Besitzer des ‚Hotel royal' an der ‚Coblenzerstraße' (heutiger Königshof) genannt. Andere Familienangehörige hatten unter anderem eine Lederwarenherstellung, eine Wagenbauwerkstatt oder als Erwerbsangabe Rentner, was durchaus zu ihrer Zeit ein Ausweis für Wohlhabenheit gewesen war.“ (www.poppelsdorfer-geschichte.de)

Den freundlichen Hinweisen einer Nachfahrin der Familie zufolge ist die vorab stehende Angabe „vermutlich Gastwirt“ für Johann Heinrich Ermekeil indes nicht zutreffend. Der damalige Besitzer der entstehenden Straßenzüge war demnach Baumeister, Architekt und Bauunternehmer, der eine Vielzahl von Straßen in der Südstadt von Bonn erschlossen und davon einige mit Häusern bebaut hat. Lediglich einer seiner Vorfahren aus dem 18. Jahrhundert war als Gastwirt tätig (Hinweise 2025).
Bei Gruber (2001, S. 317, Anm. 510) findet sich zu ihm: „Johann Heinrich Ermekeil scheint ein äußerst unternehmender Zeitgenosse gewesen zu sein. Die Adressbücher von 1867, 1875, 1881 und 1889 weisen ihn nacheinander als Bauunternehmer und Ziegeleibesitzer, Rentner, Kaufmann und Gutsbesitzer aus.“
Die Ermekeilstraße entstand zwischen 1875 und 1880, als der Unternehmer diese vom Bonner Talweg ausgehend in westlicher Richtung anlegte. Im Jahr 1877 wird sie noch als „Proj. Str.“ (d.h. als projektierte Straße) benannt und wird dann erst in einem Plan von 1885 auch namentlich ausgewiesen (Gruber 2001, S. 28 u. 276 ff.):
Johann Heinrich Ermekeil wird auch als zeitweiser Besitzer der Burg Dottendorf genannt; in Bonn gehen auf die Familie u.a. auch die von seiner Witwe um das Jahr 1900 beauftragte Villa Ermekeil und die Halbvilla Ermekeil in der Adenauerallee zurück.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)

Quelle
Historische Adressbücher für Bonn, hier: Adressbuch der Stadt Bonn, Verlag Carthaus, 1872 ff., teilweise online verfügbar unter digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de (abgerufen 01.12.2025).

Internet
www.ermekeilkaserne-zivil.de: Initiative zur zivilen Nutzung der Bonner Ermekeilkaserne (abgerufen 03.01.2013, Inhalt nicht mehr verfügbar 15.08.2018)
www.ermekeilkarree.de: Ermekeilinitiative e. V., Initiative zur zivilen Nutzung der Bonner Ermekeilkaserne (abgerufen 15.08.2014)
www.general-anzeiger-bonn.de: In der Ermekeilkaserne geht das Licht aus (22.12.2012, abgerufen 03.01.2013)
www.general-anzeiger-bonn.de: Ermekeilkaserne in Bonn, Hauptgebäude steht seit 13 Jahren leer - Ein Rundgang (08.03.2012, abgerufen 03.01.2013)
de.wikipedia.org: Amt Blank (abgerufen 13.03.2019)
www.bundesarchiv.de: Bundesarchiv, Dokumente zum „Amt Blank“ (abgerufen 03.01.2013, Inhalt nicht mehr verfügbar 15.08.2018)
www.poppelsdorfer-geschichte.de: Förderverein Poppelsdorfer Geschichte e.V., Ermekeilstraße (Text Helmut Uessem, abgerufen 01.12.2025)
de.wikipedia.org: Ermekeilkaserne (abgerufen 01.12.2025)
de.wikipedia.org: Adenauerallee 131 Bonn (abgerufen 01.12.2025)
de.wikipedia.org: Hotel Königshof Bonn (abgerufen 01.12.2025)
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Literatur

Gruber, Brigitta (2001)
Stadterweiterung im Rheinland. Kommune, Bürger und Staat als Akteure im Entstehungsprozess der Bonner Südstadt 1855 bis 1890. (zugl. Dissertation Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn.) Bonn. Online verfügbar: bonndoc.ulb.uni-bonn.de, abgerufen am 01.12.2025
Kreutzmann, Horst (2011)
Die Bonner Südstadt. Blicke auf und hinter Fassaden bürgerlicher Wohnkultur, ein kommentierter Stadtspaziergang. Bonn (vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage).
Sonntag, Olga (1998)
Villen am Bonner Rheinufer: 1819-1914. (3 Bände). Bonn.

Ermekeilkaserne in der Bonner Südstadt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Ermekeilstraße
Ort
53113 Bonn - Südstadt
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1880

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„Ermekeilkaserne in der Bonner Südstadt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-58178-20121211-2 (Abgerufen: 2. Dezember 2025)
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