Der britische Kommandant Adam Ducan Chetwynd, der kurz nach dem Ende der Kriegshandlungen im Mai 1945 im Schloss Diersfordt residierte, genehmigte die Anlage eines Friedhofes am Ende diesen Jahres. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge übernahm danach die Planung der Friedhofsanlage. In den darauf folgenden Monaten wurden die deutschen Soldaten, die bei den Kämpfen um den Rheinübergang am 23. März 1945 gefallen waren, auf diesen Friedhof umgebettet. Das Gelände für den Friedhof stellte Graf Bolko Stolberg-Werningerode 1946 kostenlos zu Verfügung. Am 23. Oktober 1946 wurde der Soldatenfriedhof eingeweiht. Dort ruhen 538 Gefallene, darunter 106 unbekannte Soldaten.
Zur Erinnerung an den bestatteten unbekannten Soldaten wurde ein Hochkreuz aus rotem Ruhrsandstein an der Stirnseite des Friedhofs errichtet. Neben dem Hochkreuz befinden sich zwei Gedenktafeln mit den Namen von Diersfordter Opfern, die ihr Leben im Krieg, in Kriegsgefangenschaft bzw. durch Nachkriegseinwirkungen (explodierende Minen, Munition) verloren.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)
Der Soldatenfriedhof als Lebensraum für Pflanzen und Tiere Botanisch Interessierte können schon auf dem Weg zum Soldatenfriedhof lange verweilen. Um den Friedhof zu betreten, passiert man nämlich zunächst eine Grünfläche und ein „Kriegerdenkmal“ mit alten Eichen. Einer der mächtigen Bäume beim Denkmal wurde vor einiger Zeit gefällt. Der Stumpf lässt erkennen, dass es sich um einen über hundertjährigen Baum handelte. Es zeigt sich, dass auch der einfache Parkrasen vor dem Friedhof Lebensraum für viele heimische Pflanzenarten ist. Das weiße Labkraut bringt ganz nah am Boden, verschont vom Rasenmäher, Blüten hervor. Auch Gras-Sternmiere, Feld-Hainsimse und Ferkelkraut fanden sich 2022 im sommerlich noch grünen Gras. Das Rasenmoos „Runzelpeter“ (Rhytidiadelphus squarrosus) bildet eine Feuchtigkeit speichernde und sanft federnde Unterlage, so dass der Rasenplatz auch bei Familien mit kleinen Kindern und Hunden beliebt ist. Weißklee, Gänseblümchen und Kriechender Hahnenfuß, die typischen Vertreter der Pflanzenwelt im Vielschnitt-Rasen, sorgen für Farbtupfer. Das Gewöhnliche Ferkelkraut schafft es innerhalb weniger Tage, Blütenstände zu treiben, die über den gemähten Rasen hinausragen. Sofern nicht der nächste Mähdurchgang dem ein Ende setzt, erfolgen sehr bald Blüte und Fruchtansatz. Dann bildet es Pusteblumen im Miniaturformat, die an Löwenzahn erinnern. Weiter in Richtung Soldatenfriedhof bilden der Kleine Vogelfuß, das Niederliegende Mastkraut und der Kleine Sauerampfer ebenso wie der Acker-Frauenmantel, der Quendel-Ehrenpreis und der Vogelknöterich eine trittfeste Unterlage auf sandigem Boden. Die Gewöhnliche Braunelle und die Winkel-Segge suchen sich in diesem Rasen Stellen mit etwas mehr Feuchtigkeit, und zwischen allen kommt als Gras das Rote Straußgras gut mit den nährstoffarmen, wechseltrockenen Verhältnissen zurecht. Ein Plattenweg mit großzügigen Zwischenräumen führt von der Rasenfläche durch ein Tor, vorbei an einer Baumhasel, in den eingefriedeten Soldatenfriedhof. Zwischen den Wegplatten wachsen solche Pflanzen miteinander, die den durch Tritt verdichteten Boden ebenso vertragen, wie länger anhaltende Trockenheit. Mausohr-Habichtskraut, Hopfenklee und Silber-Fingerkraut sind aus naturschutzfachlicher Sicht hochwertig, denn sie zeigen, dass hier weder Chemie gespritzt noch gedüngt wird. Dass sich auch Ackerunkräuter wie Hühnerhirse, Hirtentäschelkraut und natürlich auch das allgegenwärtige Gänseblümchen hier zeigen, wird hoffentlich geduldet, denn insgesamt wirkt der niedrige Teppich dekorativ. Er lenkt das Auge mit lebendigem Grün den Hauptweg entlang zwischen den Reihen der Gräber hindurch zur Gedenkstätte, die ein paar Steinstufen höher im Schatten junger Bäume des angrenzenden Laubwaldes liegt. Eine Liste aller vorgefundenen Arten befindet sich als pdf-Datei in der Medienleiste.
(Biologische Station im Kreis Wesel e.V., 2022. Erstellt im Rahmen des Projektes „KuLaDig-Natur“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft.)
Literatur
Kleinholz, Herrmann (1995)
Der Ehrenfriedhof zu Diersfordt. In: Mitteilungen aus dem Schloßarchiv Diersfordt und vom Niederrhein, Beiheft Nr. 5, S. 71-72. Wesel.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.