Die jüdische Gemeinde in Kaisersesch seit dem frühen 19. Jahrhundert Vermutlich seit Mitte des 19. Jahrhunderts ließen sich Juden in Kaisersesch nieder. In den 1930er Jahren gehörten zur Synagogengemeinde Kaisersesch auch Düngenheim, Hambuch, Illerich und Müllenbach. Gemeindegröße um 1815: –, um 1880: 31 (1885), 1932: 50 / 39 (1925) / 27 (1939), 2006: – (Reuter 2007). Ferner werden 13 jüdische Einwohner*innen für das Jahr 1856 genannt (Wagener 1992, S. 4), die gleiche Zahl führt auch alemannia-judaica.de für das Jahr 1858 an (bei seinerzeit insgesamt 1.003 Einwohnern in Kaisersesch). Unter www.jüdische-gemeinden.de werden die folgenden Gemeindegrößen genannt: 1856: 13 Juden, um 1880: ca. 30, 1890: 44, 1895: 52, 1910: 44 (ca. 3% der Bevölkerung), um 1920: ca. 150 (für die gesamte Bürgermeisterei Kaisersesch), 1925: 37, 1936: 41, 1938/39: 27, 1942 (Mai): keine.
Bethaus / Synagoge Vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde ein Kaisersescher Wohnhaus an der damaligen Hauptstraße zur Synagoge („Judenschule“) umgebaut. „Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Leute aus Cochem und Nationalsozialisten aus Kaisersesch demoliert. Die Fenster wurden eingeschlagen, die Inneneinrichtung zerstört.“ (alemannia-judaica.de)
Die zu diesem Zeitpunkt noch verbliebenen Juden aus Kaisersesch und den umliegenden Ortschaften (darunter auch Düngenheim und Binningen) wurden 1938 im Haus von Moritz Siegler, einem Bauern und Viehhändler, in der Hambucher Straße auf engstem Raum „zusammengeführt“; im so genannten „Judenhaus“ lebten 1939 27 jüdische Personen (alemannia-judaica.de). Wagener hingegen beschreibt dies erst für einen späteren Zeitpunkt (offenbar Anfang 1942): „Schon Wochen vor der Deportation wurden die 16 Juden aus Kaisersesch zusammen mit 4 Mitgliedern der Familie Hessel aus Hambuch, 2 Mitgliedern der Familie Davids aus Dügenheim und ca. 15 Juden aus Binningen, bei denen es sich um die Familien Haas, Schmitz und Marx handeln könnte, die im Gedenkbuch der Bundesregierung als aus Binningen deportierte Juden registriert sind, im Haus von Moritz Siegler in der Hambucher Straße untergebracht.“ (Wagener 1992, S. 12) Am 30. April 1942 wurden die Juden dann über Cochem und Koblenz in Vernichtungslager deportiert – den überlieferten Sterbeorten nach wurden sie in Konzentrationslagern im Osten ermordet (Minsk, Lodz und andere Orte).
„Nach 1945 wurde das Gebäude an einen Privatmann verkauft, der es zu einem Wohnhaus umbaute.“ (alemannia-judaica.de) Die früher unter alemannia-judaica.de gemachte Angabe „Später stand das Gebäude leer und wurde schließlich abgebrochen“ (ebd., Stand 26.11.2012, mittlerweile korrigiert) ist über den Vergleich eines Fotos aus den 1970er Jahren und aktueller Aufnahmen dahingehend zu berichtigen, dass das Haus später nicht abgebrochen, sondern umfassend umgebaut und dabei um ein Stockwerk erhöht wurde. Die Eingangstür in der Balduinstraße und die Fenster im ersten und zweiten Stockwerk lassen dies am heute nach wie vor als Wohnhaus genutzten Gebäude noch deutlich erkennen.
Gedenktafel An der alten Molkerei in der Cochemer Straße erinnert eine auf private Initiative hin errichtete Gedenktafel an die von Kaisersesch ausgehenden Judendeportationen, ebenso gibt es eine Gedenktafel der Ortsgemeinde an der Alten Schule. Beide Tafeln wurden 1992 angebracht (vgl. Abb.). Im Jahr 2024 wurde vom Stadtrat die Errichtung einer weiteren Gedenktafel an dem früheren jüdischen Bethaus oder dessen Umfeld diskutiert. Hiergegen richtete sich jedoch bereits im Vorfeld Widerstand durch den aktuellen Hausbesitzer.
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