Erst in den 1980er Jahren wurde die seit 1934 nicht mehr als solche genutzte ehemalige Synagoge als Kulturdenkmal von hoher überregionaler Bedeutung wieder entdeckt. 1999 erwarb der Landschaftsverband Rheinland das Gebäude-Ensemble und sanierte es in den Jahren 2006 bis 2008 behutsam.
Mit dem am 6. September 2009 eröffneten Kulturhaus baut der Landschaftsverband Rheinland sein vielfältiges kulturelles Angebot für die gesamte rheinische Region aus und dokumentiert sein Engagement auch im Bereich der jüdischen Geschichte im Rheinland. Das LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen versteht sich als offenes Angebot für alle an dieser Thematik interessierten und empfiehlt sich zudem als kultureller Veranstaltungsort mit besonderer Atmosphäre.
Spuren erzählen Geschichte
Während der Sanierung 2006-2008 fanden sich Spuren der Vergangenheit, die gesichert oder wieder sichtbar gemacht wurden. Ziel der Sanierung war nicht die Rekonstruktion eines bestimmten Gebäudezustands, sondern die Veranschaulichung der ganzen Geschichte von 1841 bis heute. In der Synagoge erinnern Tora-Nische, Frauen-Empore und die Reste der Ornamentmalerei an die einstige religiöse Funktion des Gebäudes. Aber auch Spuren der Zweckentfremdung und Nutzung als Werkstatt und Lagerraum wurden sichtbar erhalten – so etwa Farbreste an der Säule der Frauenempore, die von der Werkstattnutzung nach 1934 stammen.
Im Wohnhaus erzählen die Spuren Geschichten über Menschen, die hier lebten, ihre Religion, ihre Art zu wohnen und sich einzurichten und ihre Berufe. Besonders eindrucksvoll sind die Spuren von Mesusot („Türpfosten“, hebräisch Mesusa, Plural Mesusot) an allen Türrahmen des Hauses.
Die Dauerausstellung: Jüdisches Leben im Rheinland
Die Ausstellung im Vorderhaus bietet in neun Räumen anschauliche Informationen zu verschiedenen Facetten des jüdischen Lebens im Rheinland in Vergangenheit und Gegenwart, unter anderem zur Geschichte der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner, zur koscheren Küche früher und heute und zu Aspekten der jüdischen Religion und der Geschichte des rheinischen Judentums. Im Hinterhof lädt die ehemalige Landsynagoge zur Besichtigung ein.
Audio- und Videostationen, Hörstücke sowie Kurzfilme vertiefen und ergänzen das Informationsangebot. Im Medienraum ist eine Handbibliothek zum Thema „Jüdisches Leben im Rheinland“ untergebracht. Gruppen oder Einzelpersonen können mit einer Biparcours-Lern-App durchs Haus navigieren.
Info-Stelen
Zum Internationalen Museumstag mit dem Motto „Museen in der Kulturlandschaft“ wurden am 22. Mai 2016 drei Info-Stelen in Rödingen aufgestellt:
- am Jüdischen Friedhof,
- am Marktplatz mit Blick auf das Haus Ullmann und
- an der ehemaligen Judengasse (heute Klosterstraße).
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2024)
Hinweise
- Wege zum LVR – Anfahrt inklusiv: LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen
- Video-DVD: Eine 2005 erschienene Video-DVD zur Geschichte der Landsynagoge Rödingen „Die Tante mit der Synagoge im Hof. Aus dem Leben rheinischer Landjuden“ ist über das LVR-Zentrum für Medien und Bildung: www.medien-und-bildung.lvr.de (abgerufen 10.07.2018)
- Die zum Jubiläum der Einrichtung 2024 herausgegebene 40-seitige Broschüre „15 Jahre LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen“ ist vor Ort erhältlich.
Internet
www.synagoge-roedingen.lvr.de: Synagoge Rödingen (abgerufen 21.04.2011)