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Remscheid, Blick auf Remscheider Talsperre, auch Eschbachtalsperre, die erste Trinkwassertalperre Deutschlands, erbaut durch Professor Intze, Herbstlandschaft mit Regenbogen
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Remscheid, die Eschbachtalsperre, auch Remscheider Talsperre genannt, wurde von Otto Intze geplant und auf Betreiben des Remscheider Industriellen Robert Boeker nach Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Dezember 1888 von Mai 1889 bis 1891 nach dem Intze-Prinzip als Gewichtsstaumauer gebaut. Das wasserwirtschaftlich bedeutende Bauwerk war Vorläufer einer Vielzahl von weiteren Intze-Staumauern:
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Eschbachtalsperre aus der Entfernung mit einem See im Vordergrund.
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Blick auf die Staumauer der Eschbachtalsperre von der südwestlichen Seite des Stausees im Winter (2016).
Vor über 100 Jahren war die Bergische Region von einem wahren Pioniergeist der Technik erfüllt. Die Schwebebahn in Wuppertal, die Müngstener Brücke sind Beispiele dieser innovationsreichen Epoche. Die erste Trinkwassertalsperre der Welt ließ die Stadt Remscheid 1891 im Tal des Eschbachs errichten. Es folgte ein wahrer Boom von Talsperrenbauten, um die Trinkwasserprobleme der wachsenden Industriestädte zu lösen. Unternehmer wie Robert Böker (1843-1912) und der Remscheider Bürgermeister Ludwig von Bohlen (aus der Familie der Krupp-Gründer), hatten schon Anfang der 1880er Jahre die Remscheider Bevölkerung von der Notwendigkeit einer besseren Trinkwasserversorgung überzeugt, denn Wasserknappheit drohte den Remscheidern fast in jedem trockenen Sommer. Das Projekt war so berühmt, daß der preußische Prinz Friedrich Leopold am 15. Juli 1887 das imponierende Bauwerk besichtigte, 1889 kam sogar Kaiser Wilhelm II. nach Remscheid und lobte die wasserwirtschaftliche Großtat.
Die Eschbachtalsperre ist die älteste Trinkwassertalsperre Deutschlands. In den Jahren 1889 bis 1891 wurde sie nach Plänen des Aachener Professors für Wasserbau, Baukonstruktion und Baustofflehre Otto Intze errichtet. Sie dient der Versorgung von Remscheid mit Trinkwasser und trug daher ursprünglich den Namen „Remscheider Talsperre“. Die 20 Meter hohe und 160 Meter lange Staumauer ist aus Grauwacke, dem Bruchsteinmaterial der Region, gebaut. Mit einem Gesamtstauvolumen von 1,05 Millionen Kubikmetern gehört die Eschbachtalsperre zu den kleineren Talsperren in Nordrhein-Westfalen.
Man hatte in dem Aachener Wasserbauingenieur Prof. Otto Intze (1843-1904) einen Pionier des Talsperren-Mauerbaus gefunden, der den Remscheidern zum Bau einer von ihm entwickelten Sperrmauer aus Bruchsteinmauerwerk riet. Der 1883 in Mecklenburg geborene Intze war bis 1862 Sekretär beim Bau der Riga-Dünaburger Eisenbahnlinie und studierte später an der TH Hannover. Nach dem Diplom wurde er Lehrer an der Baugewerbeschule in Holzminden. Als Baukonstrukteur beim Bau des Strom- und Hafenbaus der Stadt Hamburg war er maßgeblich an der Anlage der heute noch bestehenden Landungsbrücken und Kaimauern beteiligt.
1869 wurde er Professor für Baukonstruktionen und Wasserbau an der TH Aachen. Bekannt machten ihn seine Konstruktionen von Gas- und Wasserbehältern in Zylinderform mit halbkugeligem Boden, Vorbilder für die vielen Wassertürme in Deutschland. Die Staumauer gilt als Pionierleistung der Wasserbaukunst. Intze wandte bei der Eschbachtalsperre erstmals das von ihm entwickelte „Intze-Prinzip“ an, das bis zum Zweiten Weltkrieg den Talsperrenbau in Deutschland prägen sollte: Nach diesem Prinzip wurde die Stauermauer als „Gewichtsstaumauer“ errichtet, das heißt, ihre Stabilität beruht auf dem Umstand, dass sie sich selbst trägt. Eine Gewichtsstaumauer konnte nur durch einen großen Materialeinsatz errichtet werden, während bei späteren Talsperren die flankierenden Hänge genutzt wurden, an denen man die Staumauer gewissermaßen aufgehängt hat. Weiterhin gehörten zu dem bei der Aufstauung des Eschbachs angewandten Intze-Prinzip die Verwendung von Bruchsteinen, ein hoher Mörtelanteil, welcher der Mauer die nötige Elastizität verlieh, oder ein bogenförmiger Grundriss, der zusammen mit einer keilförmigen Anschüttung aus Lehm an der Wasserseite den Wasserdruck auf die Mauer gleichmäßiger ableiten sollte. Mit einer Beschichtung aus Zement und Naturasphalt wurde die Wasserseite der Mauer zusätzlich abgedichtet.
Die denkmalgeschützte Mauer wurde von 1991 bis 1993 saniert. 2004 schlossen die Remscheider Stadtwerke das Wasserwerk unterhalb der Sperrmauer, da nun das Trinkwasser für Remscheid aus der Großen Dhünntalsperre bezogen wurde. Die Eschbachtalsperre bleibt jedoch weiterhin als Trinkwasssersperre erhalten. Die Stadtwerke Remscheid sind Eigentümer der Talsperre, verwaltet wird sie vom Wupperverband.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012; Gisela Schmoeckel, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2016)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2015)
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