Die Burgruine Virneburg thront auf einer vom Nitzbach umflossenen, 80 Meter hohen Schieferkuppe über dem Ort Virneburg.
Die Virneburg, Stammsitz der Grafen von Virneburg, ist eine Höhenburg mit Burgweg und Zugängen über Zwinger. Herzstück ist der Bergfried, von dem Fundamentteile, eingepasst in eine mächtige Schutzmauer, erhalten sind. Die Mantelmauer ist teils mehr als 3 m dick und noch 18 Meter hoch erhalten. Der rechteckige Turm mit einem Durchmesser von knapp 3 Meter war vermutlich vom Palas aus zugänglich. Konsolen oder Ansätze von Kreuzstockfenstern weisen auf eine Datierung ins 15. Jahrhundert. Der runde Schalenturm mit quadratischem Innengrundriss gehört zu den ältesten Bauteilen. 1629 ist er mit welscher Haube dargestellt und wird zu der Zeit also Wohnturm gewesen sein. Der Kamin in der großen überwölbten Nische der Westwand lässt auf eine Küchennutzung schließen. Am westlichen Torbau sind noch die Öffnungen langer Torverriegelungen erkennbar. Das höhere aufgehende Mauerwerk des bewehrten Torturms ist in das 15. Jahrhundert zu datieren. Das mehrstufig nach innen ausgebildete Tor ist mit Segment- bzw. einem kräftigen Rundbogen überblendet. Die Kernburg war im Westen und Osten von Zwingeranlagen umgeben. Vor dem Westtor hat sich davon ein brückenartiges Gewölbe über dem Graben erhalten, während sonstige Mauern nicht mehr erkennbar sind.
Das Haus Virneburg Eine erste Erwähnung des Namens Bern de Virneburch findet sich in einer Urkunde des Erzbischofs Poppo von Trier 1042 (MRhUB 1, Nr. 318), die allerdings als verunechtet gilt: „sie entstand zwischen 1138 und 1182“ (Schmid 1998, S. 56, Anm. 137). Gleichwohl lässt die verkürzte Namensnennung des Bernhard(us) aber auch keinen Rückschluss auf Standort oder Baudatum einer Burg zu. Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein, stiftete 1093 die Abtei Maria Laach, dabei war Hermann Graf von Virneburg Zeuge (MRhUB 1, Nr. 388, auch diese Urkunde gilt als unsicher bzw. sogar als Fälschung). 1192 trugen die Brüder Gottfried und Friedrich von Virneburg dem Erzstift Trier ihre Grafschaft und „Feste“ Virneburg zum Lehen auf: Nos Godefridus et Fridericus fratres comites de Verremborch notum facimus uinuersis ... castrum nostrum Verrenburgh una cum comitatu ... in manus prefati domini archiepiscopi totaliter resignauimus (MrhUB 2, Nr. 124). Bedeutenderen Einfluss und Reichtum gewannen die Virneburger im 13. und 14. Jahrhundert durch eine geschickte Heirats- und Kirchenpolitik. Hermann III. nahm am vierten Kreuzzug teil. Er war der Bauherr der Burg Monreal. In diese Zeit weisen auch die Techniken der älteren Bauteile der Virneburg.
Das Herrschaftsgebiet umfasste die Grafschaft Virneburg, bestehend aus den Ortschaften Virneburg, Anschau, Arbach, Büchel, Bereborn, Colverath, Engeln, Ditscheid, Freilingen, Hirten, Lierstal, Dürmisch-Luxem, Lind, Mannebach, Mimbach, Münk, Niederelz, Ober-, Mittel- und Niederbaar, Oberelz, Retterath, Salcherath, Wanderath und Weiler. In der Schlacht von Worringen stand 1288 Virneburg auf Seiten Adolfs von Berg gegen den unterlegenen Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg. In Erbstreitigkeiten und Konflikten der verschiedenen Häuser Manderscheid, auch im Zusammenhang mit den Wirren um die Reformation, setzte sich Graf Dietrich von Manderscheid-Schleiden 1546 in den Besitz der Grafschaft. Über Elisabeth von Manderscheid-Schleiden, die mit Ludwig Graf von Löwenstein-Wertheim verheiratet war, gelangte Virneburg 1600 an dieses Haus. Das Haus Löwenstein-Wertheim baute die Burg schlossartig aus. Ein Inventar verzeichnet 1605 zwölf Räume. 1665 sind Mauern im Vorhof wie im oberen Schlosshof „abgefallen“. 1668 hat ein Sturm Wehrgang und Mauer des hohen Turmes auf das „Brauhaus im oberen Hof“ geworfen. 1670 wurde der hohe Turm niedergelegt, 1671 wieder aufgebaut und 1672 neu bedacht. 1675 erfolgten an den Ringmauern, auch im „Schloss“ und im Zwinger, Wiederherstellungsarbeiten.
1689 wurde die Burg von französischen Truppen zerstört. 1750 erbaute man neben dem alten Burghaus ein prächtiges Amtshaus. Bis zum Reichsdeputationshauptschluss blieb die Burg im Löwenstein-Wertheimischen Besitz und fiel nach Entschädigung u.a. mit dem Amt Freundenberg an den Staat. Im Gegensatz zu den Rheinburgen hat der preußische Staat die Virneburg vernachlässigt. Die Burgruine gelangte so in Privatbesitz. Viele Bauteile der Burg, wie z. B. Wappensteine, Gewände u.a., fanden sich an Häusern des malerischen Ortes wieder.
Das Engagement des Rheinischen Vereins Seit dem Erwerb der Kernburg im Jahr 1910 durch den Rheinischen Verein unterhält und sichert er die Ruine. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Arbeiten an der großen Schildmauer. In den achtziger Jahren wurden Ausbesserungs- und Verfugungsarbeiten an der Südwand und der Mauerkrone durchgeführt. 1993 wurde das Westtor mit Beseitigung eines großen Mauerausbruchs über dem Laufgang mit Edelstahlankern gesichert. Am Laufgang wurde Mauerwerk ergänzt, außen die lockeren Konsolsteine wieder eingebunden und mit Zementemulsion verpresst. Die Mauerkrone des Torbaus und der anschließenden Westwand bis zum Schalenturm wurden mit Grassoden abgedeckt und die Kaminöffnung gegen Absturz mit einem Edelstahlgitter gesichert.
Die Sanierungsmaßnahmen wurden im Wesentlichen mit Eigenmitteln des Rheinischen Vereins, unterstützt durch das Land Rheinland-Pfalz, durchgeführt. Der Landkreis Mayen-Koblenz half beim Wegebau mit Zuweisungen aus dem Dorferneuerungsprogramm an die Gemeinde Virneburg. In Zukunft werden weitere Sicherungsmaßnahmen notwendig werden. Wünschenswert sind zusätzlich archäologische Grabungen und Untersuchungen im früheren Burghof und an den vorhandenen Mauerresten sowie ein fotogrammetrisches Aufmaß der erhaltenen Ruinenteile, um mehr über die Geschichte der Burg zu erfahren.
(Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2012)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Mayen. 1. Die Kunstdenkmäler der Ämter Andernach-Stadt und -Land, Burgbrohl, Kelberg, Kempenich und Virneburg. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 17.2.) Düsseldorf, unveränderter Neudruck 1983.
Beyer, Heinrich; Eltester, Leopold; Goerz, Adam et al. (1860)
Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Mittelrheinisches Urkundenbuch (MrhUB), Ausgabe Coblenz, 3 Bände 1860-1874. Koblenz. Online verfügbar: dilibri.de, MrhUB, abgerufen am 17.04.2024
Schmid, Wolfgang (1998)
Poppo von Babenberg († 1047): Erzbischof von Trier, Förderer des hl. Simeon, Schutzpatron der Habsburger. Trier.
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