Die unvollendete Autobahnbrücke auf einem Acker zwischen Frauenberg und Elsig - die so genannte „Soda-Brücke“ - wurde im Rahmen der letztlich aufgegebenen Planung der Bundesautobahn A 56 gebaut. Ein Bild des auffälligen Brückenbauwerks zierte 2001 das Cover eines BAP-Albums.
Bau- bzw. Investitionsruine und Bauvorleistung Folgt man der Internet-Enzyklopädie Wikipedia, so ist der Begriff „Soda-Brücke“ oder „So-da-Brücke“ eine „umgangssprachliche Bezeichnung für eine Brücke, die einfach nur so da ist, also derzeit keinerlei Funktion erfüllt und mangels Zufahrten nicht benutzbar ist.“ Im englischsprachigen Raum wird ein solches Bauwerk als Bridge to Nowhere bezeichnet. Eine entsprechende Benennung ist jedoch je nach Entstehungskontext zu unterscheiden von einer Bauvorleistung, also einem vorab erstellten Bauteil, welches lediglich noch nicht genutzt wird (z.B. wegen zeitlich verschiedener Planungen, vergleiche die hier als Bauvorleistungen verwandten Objekte). Dieses Phänomen ist bereits in der Antike zu beobachten, so auch im Rheinland bei entsprechenden Bauvorleistungen zu der römischen Eifelwasserleitung (Grewe 1988, S. 27f.).
Gerade bei Brücken ist deren Errichtung vor dem Bau der eigentlichen Fahrbahn sogar üblich, da diese sich wegen ihres Gewichtes nachfolgend noch merklich absenken können. Mangels Nutzung - und damit auch mangels Pflege und Unterhaltung - neigen Soda-Brücken und ähnliche Bauwerke naturgemäß zum Verfall und werden zu - teils sonderbar-skurrilen - Bau- bzw. Investitionsruinen.
Mit Blick auf die ambivalente Wahrnehmung solcher Bauten ist wohl auch eine seit geraumer Zeit an der Euskirchener Soda-Brücke angebrachte Tafel zu verstehen, deren Inschrift diese vieldeutig als „Denkmal für alles Seltsame, Unvollständige, Widersprüchliche, Zweifelhafte und Wunderbare“ bezeichnet (vgl. Abb.).
Die Euskirchener Soda-Brücke Das auffällige, acht Meter hohe Bauwerk auf einem Acker zwischen Frauenberg und Elsig nimmt eine Grundfläche von rund 40 x 50 Meter ein. Es wird allgemein als „echte“ Soda-Brücke anerkannt und darf vielleicht sogar als namensgebend für diesen Typus angesehen werden. In entsprechenden Aufstellungen wird das Bauwerk fast immer angeführt. Erbaut wurde die Brücke im Rahmen der seit den späten 1970er-Jahren laufenden Planung der Bundesautobahn A 56, die als südliche Umgehung des Kölner Rings fungieren sollte. Die Bauabnahme der Brücke erfolgte zum 11. März 1977 (www.t-online.de). Aufgrund der Klage eines Hauseigentümers gegen die Trassenführung der Autobahn - diese führe zu nah am Euskirchener Stadtrand entlang - verzögerte sich allerdings das weitere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Als die A 56 dann auch noch während der Planungsphase zur Bundesstraße B 56 herabgestuft wurde, ging die ursprüngliche Planungsgrundlage verloren und das Bauvorhaben A 56 stoppte nach einem entsprechenden Gerichtsbeschluss (Kölner Stadt-Anzeiger 2012). Der geplante Verlauf der A 56 lässt sich im Raum Euskirchen noch an der heutigen Bundesstraße B 56 ablesen - der nicht weiter geführte Anfang der A 56 befindet sich mit gerade einmal drei Kilometern Länge als Bundesautobahn A 562 in Bonn.
Die Kosten für die Fertigstellung der Soda-Autobahnbrücke beliefen sich seinerzeit auf 460.724,95 DM. Noch heute fallen laut Straßen.NRW jährlich etwa 800 bis 1.200 € an Unterhaltungskosten an, die für Grünschnitt und äußere Pflegearbeiten sowie die gesetzlich vorgeschriebene Bauwerksprüfung aufgewendet werden. Diese ist alle drei Jahre notwendig, da unter der Brücke ein öffentlicher Wirtschaftsweg durchführt, der von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Fußgängern benutzt wird. Das Bauwerk dient hin und wieder Rettungsorganisationen als Übungsobjekt und lockt Geocacher aus ganz Deutschland an (www.t-online.de).
Laut einem Planungsentwurf zum Bundesverkehrswegeplan 2030 soll vor allem der Schwerverkehr um Euskirchen entlastet werden, wobei auch erneut ein Ausbau der B 56 diskutiert wird. Ob die Soda-Brücke dabei Teil einer Umgehungsstraße sein kann, erscheint jedoch aufgrund ihres Zustands fraglich: „Ob die Brücke den heutigen Achslasten gewachsen ist, müsste geprüft werden.“, kommentierte ein Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW 2019 (www.wa.de).
Die Soda-Brücke & BAPs „aff un zo“ Ein Bild der Brücke ziert das Cover der 2001 erschienenen Nummer-eins-CD „aff un zo“ (kölsch für „ab und zu“) der Kölner Rockgruppe BAP. Deren Chef Wolfgang Niedecken (*1951) war das skurrile Bauwerk immer wieder auf seinen Autofahrten zwischen der Eifel und Köln aufgefallen. BAP spielte am 15. Juni 2001 zur Vorstellung der „aff un zo“-CD vor 1.500 Fans an der Euskirchener Soda-Brücke (Kölner Stadt-Anzeiger 2011 und 2012). Dieser Auftritt wurde später als „Konzert an der toten Brücke“ in der WDR-Sendung Rockpalast ausgestrahlt.
Die Soda-Brücke war KuLaDig-Objekt des Monats im April 2019.
Quelle Die „So-da-Brücke“ von Euskirchen, Kölner Stadt-Anzeiger vom 22. Juni 2012, S. 36.
Internet de.wikipedia.org: Soda-Brücke (abgerufen 02.07.2012 und 14.04.2014) de.wikipedia.org: Bundesautobahn 56 (abgerufen 19.03.2019) de.wikipedia.org: Bundesautobahn 562 (abgerufen 06.07.2012) www.t-online.de: Bei Euskirchen. Diese Autobahnbrücke steht seit 46 Jahren sinnlos auf einem Feld (Text Martin Henning, t-online Nachrichten vom 16.11.2023, abgerufen 16.11.2023) www.ksta.de: Bap machte „So-da-Brücke“ berühmt (Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.06.2011, abgerufen 19.03.2019) ga.de: Soda-Brücke - Warum bei Euskirchen mitten auf dem Feld eine Autobahnbrücke steht (Text Jörg Manhold, General-Anzeiger vom 29.07.2022, abgerufen 01.08.2022) www.wa.de: Eine „Geisterbrücke“, die einfach so in der Landschaft steht (Text Benjamin Stroka, Westfälischer Anzeiger vom 11.09.2023, abgerufen 11.09.2023)
Die „So-da-Brücke" von Euskirchen. Errichtet für eine Autobahn, die nie gebaut wurde. In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 23. Juni 2012, S. 36. Köln.
Grewe, Klaus (1988)
Der Römerkanalwanderweg. Ein archäologischer Wanderführer. (Führer zu archäologischen Denkmälern im Rheinland, 1.) Düren.
Seidel, Peter (2012)
Gescheiterte Pläne, geplatzte Investitionen. Langsam verfallende Bauten sind Zeugen öffentlicher wie privater Geldverschwendung. In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 23. Juni 2012, S. 36. Köln.
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