Die Führerhauptquartiere 1939-1945
Erbauung und Ausstattung des ‚Führerhauptquartiers Felsennest‘
Das Ende des „Führerbunkers“ und die heutige Situation
Objektgeometrie / Darstellung auf historischen Karten
Quellen, Internet, Literatur
Die Führerhauptquartiere 1939-1945
Während des Zweiten Weltkrieges wurden insgesamt etwa 20 so genannte „Führerhauptquartiere“ als Befehlsstellen Adolf Hitlers eingerichtet, der seit 1935 als Oberbefehlshaber der Wehrmacht fungierte. Nicht alle wurden bis zum Kriegsende 1945 fertiggestellt, zumal auch nicht alle für Hitler errichteten Führerhauptquartiere von ihm selbst genutzt wurden und Hitler viele Kriegsschauplätze mit dem „Führersonderzug“ oder dem Flugzeug aufsuchte. Den größten Teil seiner Zeit in Führerhauptquartieren hielt sich Hitler in der durch das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 bekannten ‚Wolfsschanze‘ in Ostpreußen auf, bevor er sich ab dem 16. Januar 1945 in den Bunker der Reichskanzlei in Berlin zurückzog.
„Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges bestanden noch keine festen Führerhauptquartiere (FHQ). Zunächst besichtigte Hitler die Kriegsschauplätze des Polen- und Jugoslawienfeldzuges mit dem Führersonderzug oder mit dem Flugzeug. Erst seit Mai 1940 entschied sich Hitler - zunächst im ‚Felsennest‘ - für ein festes Führerhauptquartier.“ (www.bundesarchiv.de, 2012)
Die wichtigsten Führerhauptquartiere waren (hier nach www.bundesarchiv.de; vergleiche aber auch die Auflistung bei de.wikipedia.org, vereinzelt ist die Zuordnung strittig):
- Wolfsschanze, Forst Görlitz bei Rastenburg (Gierloz / Ketrzyn, Polen) ab 1940,
- Felsennest, Rodert bei Bad Münstereifel ab 1940,
- Wolfsschlucht I, Brûly-de-Pesche (Belgien) ab 1940,
- Wolfsschlucht II, Margival bei Soissons (Frankreich) ab 1942,
- Tannenberg, Kniebis (Schwarzwald) ab 1939,
- Werwolf (auch „Wehrwolf“ bzw. „Eichenhain“), Winnyzja (Ukraine) ab 1941,
- Anlage Süd, Krosno (Polen) ab 1940,
- Adlerhorst, Ziegenberg (Bad Nauheim) und dortiges Teilobjekt „Wiesental“ ab 1939,
- Waldwiese, Glan-Münchweiler (Pfalz) ab 1939,
- Askania Mitte (auch „Anlage Mitte“), östlich von Lódz (Litzmannstadt, Polen) ab 1940,
- Askania Süd (auch „Anlage Süd“), Strzyzow und Stepina-Cieszyna bei Krosno (Polen) ab 1940,
- Bärenhöhle, Smolensk (Russland) ab 1941,
- Hagen (auch „Siegfried“), Pullach bei München ab 1943, und die
- Wasserburg, Pleskau / Pskow (Russland) ab 1942.
Erbauung und Ausstattung des ‚Führerhauptquartiers Felsennest‘
Als Teil einer Batteriestellung der Luftverteidigungszone West (LVZ) in Rodert erbaute die Organisation Todt (OT) im Herbst 1939 zwei Bunker auf dem Eselsberg, einen Kommandostand und einen Unterstand. Am 22. April 1940 fiel Hitlers Entscheidung die Anlage in Rodert als Hauptquartier für den Westfeldzug auszubauen. Im Sperrkreis I (Felsennest) errichtete man neben den zwei Bunkern noch eine Offiziers- und Lagebaracke sowie einen Unterstellplatz für die Kraftfahrzeuge. In den Kommandostand waren neben Hitler noch sein persönlicher Adjutant Linge und der Generaloberst Keitel untergebracht (siehe Abbildung des Grundrisses). Weitere Anlagen und Luftschutzbunker entstanden in Rodert, das zum Sperrkreis II gehörte.
„Die gesamte Anlage ‚Felsennest‘ umfasste vier Bunker (3000 m³ Beton, 730 qm Fläche), zwei Massivbauten (130 qm Nutzfläche) und drei Baracken (300 qm Nutzfläche).“ (www.bundesarchiv.de, 2012)
Das Roderter ‚Felsennest‘ war über einen Flugplatz bei Euskirchen (45 Minuten Fahrzeit mit dem Auto entfernt) erreichbar – dieser war immerhin für eine Junkers des Typs Ju 52 tauglich. Marianne Feuersenger berichtet am 16. Mai 1940 (ebd., S. 21 u. 26): „Die Postverbindung ist fabelhaft schnell, da von Berlin aus die Post mit Flugzeug kommt, zuletzt per Hubschrauber, und zwar zweimal täglich.“.
Die Entwicklung von Hubschraubern steckte seinerzeit noch in den Kinderschuhen, möglicherweise wurden hier die ersten gebrauchsfähigen Typen des Versuchs-Hubschraubers Focke-Wulf Fw 61 eingesetzt. Der Fw 61 mit zwei seitlichen Rotoren gilt als als der erste gebrauchsfähige Hubschrauber der Welt.
Für die Sicherheit Hitlers während der Fahrten mit den Sonderzügen war ein „Kommandant des Führerhauptquartiers“ zuständig. Diesem wurde in den festen Führerhauptquartieren – unterstützt durch das „Führer-Begleitbataillon“ und Frontgruppen – die Aufgaben der Einteilung in Sicherheits- und Sperrzonen sowie der Organisation des Wachpersonals übertragen. Adolf Hitler selbst hielt sich lediglich vom 10. Mai bis zum 7. Juni 1940 im Rahmen des Westfeldzugs mit der Eroberung der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs in Rodert auf (Feuersenger, S. 16 und S. 26, Wikipedia nennt hingegen den 6. Juni als Abreisedatum), bevor er in das Quartier ‚Wolfsschlucht I‘ bei Brûly-de-Pesche (Belgien) weiterzog.
„Während der Lagebesprechung am 5. März 1943 im Hauptquartier Werwolf teilte Hitler mit, dass er das Felsennest nicht wieder nutzen wolle. Als Grund führte er die Luftbedrohung und die Gefahr einer Zerstörung der ca. 15 Kilometer entfernten Stadt Euskirchen an.“ (de.wikipedia.org)
Gleichwohl blieb das Hauptquartier in der Eifel während des gesamten Krieges jederzeit bezugsfähig und wurde im September 1944 durch die Führungsstaffel der 7. Armee, Heeresgruppe B sowie im Winter 1944/1945 durch die Heeresgruppe B unter Feldmarschall Walter Model genutzt.
Das Ende des „Führerbunkers“ und die heutige Situation
„Die gesamte Anlage wurde, als sich die US-Armee näherte, im Frühling 1945 von deutschen Pionieren gesprengt.“ (www.bundesarchiv.de, 2012)
Der „Führerbunker“ ist seitdem nur noch als von allen Seiten zugewachsene Ruine erhalten, an der sich noch deutliche Fundament- und Betonreste finden. Das benachbarte ehemalige Gästehaus zur Unterbringung der weiblichen Schreibkräfte ist erhalten, ebenso ein neben dem Haus gelegener Luftschutzbunker. Heute findet sich in Bad Münstereifel-Rodert kein Hinweis auf dieses Relikt des Zweiten Weltkriegs, im Umfeld der Reste der Bunkeranlage sind ebenfalls keine Informationen angebracht.
Objektgeometrie / Darstellung auf historischen Karten
Die hiesige Objektgeometrie stellt den heute noch obertägig erkennbaren Bereich der Bunkerruine dar. Analog zu anderen Anlagen gleicher Art – so z.B. auch die bekannte ‚Wolfsschanze‘ in Ostpreußen – befanden sich darüber hinaus noch mehrere räumlich weiter gefasste Sicherheits- oder Sperrzonen als Ringe um den zentralen Bunker.
Interessanterweise findet sich das zentrale Areal des Bunkers auf den historischen topographischen Karten der NS-Zeit – keineswegs geheim! – als „Felsennest“ eingetragen (vgl. Kartenansicht TK 1936-1945). Dass dies nicht der alt-angestammte Name des Berges ist, zeigt wiederum der Blick auf die zwischen 1891 und 1912 erstellten Blätter der Preußischen Neuaufnahme, wo die 440 Meter hohe Erhebung mit „Esels-B.“ verzeichnet ist – also genau so, wie diese sich wieder als „Eselsberg“ bzw. „Auf dem Eselsberg“ in der aktuellen Deutschen Grundkarte DGK 5 bzw. im Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem ALKIS findet (ebd.).
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2012/2021)
Quellen
- Freundliche Hinweise von Frau Dr. Marion Widmann, LVR-LandesMuseum Bonn, 2012.
- Freundliche Hinweise von Herrn Wolfgang Wegener, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2012.
Internet
www.bundesarchiv.de: Der Kommandant Führerhauptquartier (abgerufen 16.05.2018)
www.bundesarchiv.de: Der Kommandant Führerhauptquartier (abgerufen 24.02.2012, Inhalt nicht mehr verfügbar 16.05.2018)
de.wikipedia.org: Felsennest (abgerufen 24.02.2012)
de.wikipedia.org: Führerhauptquartier (abgerufen 08.03.2012)